Im Zuge einer Recherche zum neuen Tolino-Projekt (mehr dazu hier) konnte ich ein Interview mit Weltbild-Geschäftsführer Carel Halff führen, das sich mit dem kompletten Markt befasst. Weltbild ist hierzulande einer der Vorreiter der Digitalisierung, hat selbst aktuelle E-Reader und Tablets zu Kampfpreisen auf den Markt gebracht und sieht sich mit 20 Prozent Marktanteil belohnt (nach eigenen Angaben).

Weltbild ist im eBook-Bereich mit 20 Prozent Marktanteil in Deutschland schon sehr erfolgreich. Was hat Sie denn bewogen, jetzt trotzdem noch mit Partnern zusammenzugehen?

Was bisher im deutschsprachigen Raum fehlte, ist eine wirklich konkurrenzfähige Internet-Plattform ähnlich dem Angebot der Nordamerikaner, Amazon und Apple, um sie beim Namen zu nennen. Für eine solche Plattform sind wir allein dann doch zu klein. Außerdem wollen wir dem Leser eine offene Welt bieten, eine Standard-Lösung, so dass der Kunde nicht gefangen und abhängig gemacht wird, sondern frei in seiner Entscheidung ist, ob er den Reader jetzt bei uns kauft und die Inhalte bei Thalia oder bei einem der anderen Partner.

Wie es vor großen Veranstaltungen oft passiert: Eifrigen Lesern fallen die ersten Lücken in der Geheimhaltung auf. Einige Autoren etwa stellten fest, dass ihnen ihr Distributor eBooks an den “Weltbild Telekom Test Shop” ausgeliefert habe. Andere bemerkten in den Online-Shops von Thalia und Club Bertelsmann die (inzwischen wieder gelöschte, aber über den Google-Cache immer noch sichtbare) Bemerkung, die dort angebotenen eBooks könnten “auf eBook-Readern wie dem tolino shine” gelesen werden.

O’Reilly bietet eine für Self Publisher sehr interessante Lektüre gratis an: Eine Analyse des internationalen eBook-Marktes. Der als PDF, ePub und Mobi erhältliche Titel “The Global eBook Market: Current Conditions & Future Projections” liefert eine wirklich globale Sichtweise – der Leser erfährt nicht nur, was in den USA und Westeuropa passiert, sondern auch Osteuropa, Brasilien, China oder Indien spielen eine große Rolle. Weihnachten 2012 hat sich der brasilianische Markt zum Beispiel “spektakulär” entwickelt, mit Steigerungen um das Zehnfache. 2013 sollen eBooks etwa 2,6 Prozent des Buchmarkts in Brasilien ausmachen – diese Zahl hat auch Deutschland gerade erst erreicht.

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, nie ein eBook zu verschenken. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel – und es schien mir Zeit für eine solche Ausnahme, um mit Hilfe meines Thrillers Beisha-Getötet einmal systematisch den Zeitablauf einer KDP-Select-Aktion erfassen zu können. Eher zufällig ergab sich, dass auch Kollege Michael Meisheit mit seinem Irgendwas ist immer dieselben Gratistage nutzte – so konnte er ebenfalls noch interessante Zahlen liefern.

Zuerst zur Technik: Weil ich wissen wollte, woher die Amazon-Kunden von einem kostenlosen Titel erfahren, habe ich den Test vorher mit allen relevanten Portalen (siehe Die wichtigsten Adressen für Werbeaktionen mit kostenlosen eBooks) abgesprochen. Ich musste den Anbietern für die Werbung für mein eBook Spezial-Links zuteilen. Diese stellt praktischerweise und ganz legal Amazon selbst bereit, über den offiziellen Amazon-Link-Verkürzer amzn.to. Der wird unter anderem im Amazon-Partnernet angeboten, ist aber auch über bit.ly erreichbar. Bit.ly liefert zusätzlich auch noch die Statistik, die ich brauchte – nämlich sowohl, auf welchen Websites geklickt wurde (“Referrer”) als auch welcher Link wie oft angeklickt wurde (“Clicks”).

Apples Self-Publishings-Programm “iBooks Author” hat eine Menge Nachteile. Ich weiß, so sollte man einen Artikel nicht anfangen lassen, aber wer diese Nachteile nicht akzeptieren kann, zieht sowieso keinen Nutzen aus dem Rest des Textes. Also:

es funktioniert nur auf neueren Mac-Rechnern
es hat trotz Version 2 noch ein paar Macken
die damit erzeugten eBooks laufen nur auf iPads
die damit erzeugten eBooks dürfen nur über iTunes vertrieben werden

Das israelische Startup Totalboox schlägt ein interessantes Bezahlmodell für eBooks vor: Der Leser bezahlt nur für das, was er liest. Wenn er also nach 20 von 200 Seiten das Buch weglegt, muss er nur 10 Prozent des Endpreises zahlen. Bleibt er bis zum Schluss dabei, ist der komplette Preis fällig. Die Abrechnung funktioniert dabei ähnlich wie bei Skype: Der Leser hat ein Guthaben, das er allmählich verbraucht.

Ein eBook ohne Bilder ist zwar denkbar – doch auch in einem Roman machen sich Illustrationen oder wenigstens hübsch gestaltete Kapitel-Einleitungen immer gut. Gerade wer auf einem mit eInk-Bildschirm ausgestatteten Reader liest, freut sich über ein wenig visuelles Popcorn.

Bilder vorbereiten

Bevor Sie darangehen, ihr eBook mit Fotos aufzupeppen, sollten Sie sich noch einmal vergegenwärtigen, wie Ihre Leser die Bilder zu Gesicht bekommen werden. Ein großer Teil wird vermutlich mit eInk-Geräten wie dem Kindle lesen, die nur 16 Graustufen anzeigen können. Doch viele haben sich auch ein Tablet zugelegt, das farbfähig ist.

Sie könnten nun unterschiedliche Versionen für die einzelnen Leser erstellen – davon würde ich aber in der Regel abraten. Es sei denn, Ihr Thema ist wirklich sehr bildlastig. In diesem Fall liefere ich tatsächlich zwei plattformspezifische Varianten aus und biete den Lesern der “hässlicheren” Version an, ihnen kostenlos etwa ein PDF der hübschen Variante zu mailen, das sie auf einem PC betrachten können.

Der Normalfall ist aber, dass Ihr eBook auf allen Plattformen gleichermaßen zu lesen sein soll. In diesem Fall müssen Sie sich an den Anforderungen des schwächsten Geräts orientieren – und das sind in diesem Fall eReader wie Kindle & Co. Diese zeigen maximal 16 Graustufen. Sie sind zwar sehr augenfreundlich, besitzen aber einen geringen Kontrastumfang. Außerdem ist ihre Auflösung auf 600 x 800 Punkte beschränkt. Neuere Modelle lösen zwar besser auf, doch das nutzt Ihnen als Buchgestalter wenig. Für Ihre Bilder ergeben sich deshalb diese Vorab-Maßnahmen:

  • Verkleinern Sie das Bild, bis die Höhe unter 780 Pixeln UND die Breite unter 580 Pixeln liegt (die eReader zeigen auch einen weißen Rand um das Bild). Zwar können eReader auch zoomen, doch das funktioniert meist quälend langsam und bedeutet zusätzlichen Aufwand für den Leser.
  • Erhöhen Sie in einem Bildverarbeitungsprogramm den Kontrast des Bildes. So erscheint es auf den eInk-Readern deutlicher.
  • Speichern Sie das Bild als Jpeg-Datei. Ich empfehle, nicht die maximale Bildqualität des Jpeg-Formats zu nutzen, und verwende hier meist 80 Prozent (“Hoch”), aber auch mit 60 Prozent erreicht man noch gute Ergebnisse und spart Speicherplatz (und bei Amazon Transferkosten). PNG bieten Jutoh und die eBook-Formate zwar auch an, doch die Bilddateien sind hier meist größer.
  • Achten Sie darauf, dass die Bilddatei kleiner als 127 Kilobyte ist – das ist eine Anforderung von Amazon. Wenn Ihre Bilder größer sind, werden sie nach dem Hochladen von Amazon automatisch heruntergerechnet, ohne dass Sie das Ergebnis steuern können. Apple akzeptiert für ePub-Dateien hingegen Bilder mit maximal 2 Millionen Pixeln und 10 MB unkomprimierter Dateigröße. Wenn Sie definitiv Apple-Leser ansprechen wollen, sollten Sie eventuell mit zwei verschiedenen Buchversionen arbeiten.

eBooks haben in vielen Märkten bereits das Taschenbuch überholt. Trotzdem gibt es Leser, die das Lesen auf Papier bevorzugen, weil es ihnen weniger anstrengend erscheint. Wieviel Energie muss das Gehirn tatsächlich investieren, wenn es Texte auf einem Bildschirm liest, im Vergleich zum Papier? Und unterscheiden sich eReader und Tablets dabei signifikant?

Das hat jetzt ein deutsches Forscherteam untersucht – und zwar mit einer Kombination aus EEG und Eye Tracking. Im frei zugänglichen Wissenschaftsmagazin PLoS One (PDF-Link zum Artikel) berichten sie über ihre interessanten Ergebnisse.