Selfpublishing-Umfrage 2020: Die Auswertung (Teil 3) – Vermarktung, Rezensionen, Outsourcing

Creative team; Flat design

Im zweiten Teil der Auswertung der Selfpublishing-Umfrage 2020 haben wir unter anderem gesehen, dass Tolino Media insgesamt in der Beurteilung zu KDP aufschließen konnte. In diesem Abschnitt der Auswertung kümmern wir uns um das, was viele Self-Publisher am liebsten tun (oder etwa nicht?) – das Vermarkten. Welche Marketing-Maßnahmen werden genutzt, und was wird evtl. vergessen?

Frage 19: Wie vermarkten Sie Ihr Buch?

Diese Frage haben wir im Vergleich zum Vorjahr deutlich “aufgebohrt”, denn es handelt sich um eine Kernfrage. Um die Daten mit den Vorjahren vergleichbar zu machen, habe ich in der ersten Grafik die Antworten “Immer” und “Fast immer” zusammengefasst.

Soziale Netzwerke, Mund-zu-Mund-Propaganda und die eigene Website bleiben als Werbemaßnahmen am beliebtesten. Immerhin ein Viertel der Antworten betreibt aber auch gar kein Marketing. Der Newsletter ist ebenfalls nur einem Viertel lieb und teuer. Preis- und Verschenkaktionen haben an Beliebtheit abgenommen, entsprechend auch die Nutzung von Seiten, wo man diese bewerben lassen kann. Dafür ist bezahlte Werbung deutlich wichtiger geworden.

Fragt man nach dem Erfolgsrezept, also der wichtigsten Ingredienz, dann fallen vor allem drei Maßnahmen deutlich zurück: Lokale Printwerbung und die Arbeit mit dem Buchhandel auf der einen und die Arbeit mit Buchblogger*innen und mit Social-Reading-Communities auf der anderen Seite. Beides scheint für Selfpublisher schwieriges Pflaster zu sein – man versucht es zwar, bezeichnet es jedoch nicht als Erfolg.

Frage 20: Was geben Sie pro Monat für bezahlte Werbung aus?

Amazon-Ads gibt es in Deutschland noch nicht lange, aber dafür geben Autorinnen und Autoren längst das meiste Geld aus. Im Mittel sind es 88 Euro. Beschränkt man sich auf die Gutverdiener ab 2000 Euro Umsatz, sind es schon  546 Euro. Die Werte reichen da von 50 bis 20.000 Euro. Bei Facebook sind die Unterschiede weitaus geringer. Bei Amazon kann man anscheinend deutlich einfacher (und effizienter?) Geld ausgeben.

Frage 21: Wie gewinnen Sie Rezensionen für Ihr Werk?

Oma fragen? Ich bin immer dafür, mit den Großeltern zu sprechen, aber nicht über Rezensionen. Immerhin jeder vierte (!) fragt Verwandte und Freunde. Fast zwei Drittel warten, bis Leser von sich aus etwas schreiben. Leicht angestiegen sind die Quoten von Rezensions-Tausch und -Kauf (beides illegal!).

Bei den Gutverdienern wartet etwa ein Drittel auf die Leser. Blogger, die Fans zu bitten und feste Testleser liegen mit 17-20 Prozent hier gleichauf, Leserunden sind deutlich zurückgefallen. Nach wie vor lässt sich kein Profi auf Rezensionstausch oder -kauf ein.

Frage 22: Welche dieser Arbeiten lassen Sie von Dritten ausführen?

Outsourcing – meist ein Zeichen professionellen Arbeitens. Es muss nicht einmal das Budget belasten, wenn man Arbeit tauscht. Korrektorat, Lektorat und Cover-Erstellung werden wie schon in den vergangenen Jahren am häufigsten genannt. Allerdings maximal von der Hälfte der Befragten. Dieser Anteil hat sich über die Jahre kaum geändert.

Auch hier gilt für die, die wenigstens 2000 Euro monatlich einnehmen, wieder eine andere Rechnung. 80 Prozent lassen hier zumindest das Korrektorat extern ausführen, zwei Drittel das Lektorat.

Frage 23: Wie arbeiten Sie mit Buchhändlern zusammen?

Der Buchhandel hat unter der Corona-Krise gelitten. Die Umfrage fand nach der ersten Welle statt – hat sich das auf die Zusammenarbeit ausgewirkt? Nein. Die Hälfte der Befragten insgesamt würde noch immer gern mit Buchhändlern arbeiten. Tatsächlich gelungen ist das erst etwa einem Drittel.

Eine Veränderung gab es unter den kommerziell erfolgreichen SP-Autor*innen: Hier strebt nun jeder dritte eine Zusammenarbeit mit dem Buchhandel an, 2019 war es noch jeder zehnte.

Frage 24: Welche Bezeichnung würden Sie sich selbst geben?

Wer bin ich? Das ist hier die Frage. Traue ich mich, mich als Selfpublisher einfach “Schriftsteller” zu nennen? Fakt ist: “Indie-Autor/in” ist out. Nannten sich 2018 noch fast ein Drittel der Befragten so, ist es jetzt nur noch jeder zehnte. Aber auch “Schriftsteller/in” traut sich nur ein Viertel zu. Am populärsten ist immer noch “Autor/in”.

Auch bei dieser Frage spielt das Monatseinkommen eine Rolle, als “Schriftsteller/in” bezeichnet sich mehr als ein Drittel der Gutverdiener. Unter den weiblichen Befragten war “Expert/in” deutlich unpopulärer als im generellen Mittel.

Frage 25: Wie informieren Sie sich über Self Publishing?

Natürlich auf der Selfpublisherbibel. Aber “Internet / Blogs” kommt trotzdem nicht auf 100 Prozent. Es gibt also Menschen, die auf diese Umfrage gestoßen sind, ohne je auf der Selfpublisherbibel gelesen zu haben. Oder nicht bewusst. Versuch & Irrtum sind auch 2020 noch für ein Drittel der Befragten das Mittel der Wahl.

Bei den Antwortenden mit mindestens 2000 Euro Monatsumsatz sticht ein Punkt heraus: zwei Drittel lernen von anderen Autoren! Im Gesamtmittel nutzt diese Ressource nur ein Drittel. Aber auch “bei Experten” informieren sich die Profis doppelt so häufig wie andere.

Frage 26: In welchem dieser Netzwerke / Verbände sind Sie / wären Sie gern Mitglied?

Der Verband mit der größten Mitgliederzahl heißt auch 2020 noch “keine Antwort”. Danach folgt auf dem zweiten Platz der Selfpublisher-Verband e.V. (Disclaimer: bin Mitgründer). Im Vergleich zu 2019 büßt der Schriftstellerverband (VS) ein, der Börsenverein gewinnt leicht.  Daneben zeigen die Befragten aber auch signifikantes Interesse an einer Mitgliedschaft beim VS oder beim FDA.

29 Prozent der “Gutverdiener” sind Mitglied im Selfpublisher-Verband, maximal 3 Prozent bei anderen Netzwerken.

Frage 27: Welches dieser sozialen Netzwerke nutzen Sie?

Wir wissen ja schon, dass Selfpublisher viel Zeit in sozialen Netzwerken verbringen. Natürlich rein beruflich! Aber wo findet man sie? Spitzenreiter bleibt Facebook, wo zwei Drittel der Autor*innen vertreten sind. Gewinner ist auch 2020 eindeutig Instagram.

In allen sozialen Netzwerken außer Xing, Linkedin und YouTube sind weibliche Antwortende deutlich in der Mehrheit.

Unter den “Profis” sind 95 Prozent bei Facebook, 79 Prozent bei Instagram und 41 Prozent bei Lovelybooks.

Der erste Teil der Umfrage befasst sich mit Umsätzen, Erfahrung und Ausgaben. Im zweiten Teil geht es um Dienstleister und ihre Bewertung. Der vierte Teil folgt.

Frühere Umfragen: 20132014, 20152016, 2018 und 2019