Ein Indie-Autor ist für den kompletten Veröffentlichungs-Prozess selbst verantwortlich. Das ist spannend, kann aber auch anstrengend sein. Warum sollte man sich die Arbeit nicht teilen? Triskele ist eine Gemeinschaft britischer Autoren, die sich selbst “Autoren-Kollektiv” nennt. Mitgründerin JJ Marsh erklärt im Interview, was die Zusammenarbeit bringt und welche Fehler man vermeiden sollte.

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Jill, was mir zuerst auf deiner Website auffiel, war die Bezeichnung “Autoren-Kollektiv”. Was genau ist das?

Das Allerschwerste, komplizierter noch als sich auf Grundsätze zu einigen, einen Namen zu wählen, sich ein Mission Statement auszudenken, ein Logo zu entwerfen und Entscheidungen über drei Kontinente hinweg zu fällen, ist zu erklären, was wir sind.

Wir sehen wie ein kleiner Verlag aus, gekennzeichnet durch eine bestimmte Optik und eine gemeinsame Identität. Wir verhalten und auch wie einer, indem wir gemeinsam die Marke Triskele als eine Art Qualitätssiegel nutzen. Es gibt aber keine Verträge oder rechtliche Bindungen, wir behalten alle Rechte an unserer Arbeit und unseren Einnahmen, und das Ganze ist auf Vertrauen aufgebaut.

Wie hast du deine Partner ausgesucht (oder sie dich)? Was sind die wichtigsten Punkte bei der Partnerwahl?

Fünf von uns (Gillian Hamer, Liza Perrat, JD Smith, Catriona Troth und ich) trafen sich auf Autorenseite, wo man sich gegenseitig kritisiert. Die virtuelle Verbindung war eine Notwendigkeit – wir leben über ganz Europa verteilt, von Anglesey bis Zürich. Trotz der Unterschiede in unseren Genres hat es uns zusammengezogen, weil wir gegenseitig die Qualität unseres Schreibens schätzten. Ich hatte keine Ahnung, wie sich diese Menschen in der Realität anhören oder wie sie aussehen, aber ich wusste eines, dass sie verdammt gute Autoren sind.

Der Self-Publishing-Dienstleister BoD hat im August 1748 Autoren in seinen sieben europäischen Standorten nach ihren Erfahrungen mit dem und Wünschen für das Self Publishing befragt. Die erhobenen Daten bestätigen, was schon die Umfrage zum Self Publishing in Deutschland ergeben hatte.

Einige interessante Zahlen zum Vergleich – auch der internationale Aspekt ist hier nicht uninteressant.

  • 47 Prozent hatten zuvor nicht die Möglichkeit, ihre Bücher zu veröffentlichen
  • 37 Prozent schreiben durch Self Publishing mehr, als sie es sonst tun würden
  • 59 Prozent fühlen sich als vollwertige Autoren
  • 45 Prozent werden von Anderen als vollwertige Autoren angesehen
  • 39 Prozent sind stolz, Self Publisher zu sein
  • 33 Prozent entscheiden sich bewusst gegen einen Verlag

Warum veröffentlichen Autoren ihre Bücher ohne Verlag? 68 Prozent wählen Self Publishing, um die volle inhaltliche Kontrolle über ihr Buch zu haben, 53 Prozent, um Kontrolle über die Rechte zu haben. Bei denen, die sich gegen einen Verlag entschieden haben, sind das 80 Prozent bzw. 67 Prozent. 66 Prozent sind Indie, weil es Spaß macht, 64 Prozent, weil es einfach ist.

In dieser Woche haben Self Publisher erneut die absolute Mehrheit in den Amazon-Top-100: 51 der 100 Titel kommen nicht aus einem Verlag. Auffällig ist dieses Mal, wie ein erfolgreicher Titel auch ältere Bücher desselben Autors hochziehen kann. Poppy J. Anderson ist denn auch gleich mit vier eBooks in den Top 100 vertreten.

Der mittlere Preis liegt inzwischen gar nahe an den 3 Euro: 2,86 Euro – nicht lange, und auch Self Publisher erreichen günstiges Verlagsniveau. Das kann nur heißen, dass auch in den Köpfen der Leser Qualität keine Frage des Verlagsnamens ist: Die Käufer erwarten keinen Preisabschlag für “geringere Qualität” mehr, der wohl zu Beginn noch eine Rolle spielte.

Die Daten im einzelnen:

Heute startet die Münchner Verlagsgesellschaft mit 100fans.de eine Plattform, die das Crowd-Funding-Prinzip in die Verlagswelt übertragen soll. Dr. Felicia Englmann (40) ist bei der Münchner Verlagsgesellschaft für das Projekt 100 FANS zuständig. Sie ist Autorin und hat Journalistik, Englische Philologie und Politische Wissenschaft studiert. Englmann lehrt und forscht am Lehrstuhl für Politische Theorie der Universität der Bundeswehr München. Selfpublisherbibel.de beantwortete sie per E-Mail ein paar Fragen.

Frage: Was hat den Verlag bewogen, 100fans.de zu starten?

Antwort: Leser oder User können im Zeitalter von Social Media, Mediatheken, E-Papers und On-Demand-Angeboten sehr genau bestimmen, was sie sehen, hören und lesen möchten. Warum also nicht auch bei Büchern? Wir lassen die Leser entscheiden, welche Bücher bei 100 FANS erscheinen. Wir glauben, dass dies eine Chance im sich verändernden Buchmarkt ist, Autoren und Leser näher zusammen zu bringen.

Frage: Wie profitiert ein Autor davon, bei Ihnen ein Projekt einzustellen?

Antwort: Der Autor oder die Autorin kann sein Projekt direkt den Lesern präsentieren und dabei feststellen, wie es bei Lesern ankommen. Wenn es ankommt, erhält ein Autor einen Verlagsvertrag mit allen Verlagsleistungen und muss sich nicht selbst auf die oft mühsame Suche nach einem Verlag machen. Außerdem verdient der Autor bei 100 FANS prozentual mehr vom Verkaufspreis als bei einem klassischen Verlag.

Der Münchner Distributor Bookrix zahlt Autoren jetzt Vorschüsse – fast wie ein Verlag. CEO Gunnar Siewert verrät im Gespräch weitere Details des Programms “Bookrix Selected” – und seine Meinung darüber, wie sich das Feld zwischen Verlagen und Autoren verändert.

Ihr Programm “BookRix Selected” soll Autoren künftig mit Vorschüssen für ihre Treue belohnen – wie wählen Sie denn die Autoren aus, kann man sich dafür bewerben?

In der ersten Phase werden wir direkt auf Autoren zugehen. Man kann sich aber ab heute schon für unser Programm über die E-Mail-Adresse selected at bookrix.com auch bei uns bewerben. http://www.bookrix.de/autoren-vorschuss-fuer-self-publisher.html

Wonach bemessen sich die Vorschüsse, mir welchem Betrag kann der Autor rechnen?

Wir werden uns als Norm an der letzten Veröffentlichung des Autors orientieren. Da wir das Programm natürlich individuell und flexibel auf die Autoren abstimmen wollen, kann es sich aber im Einzelfall auch auf eine Reihe oder ein Gesamtwerk beziehen. Wir werden bis 30 % der Einnahmen des Autors als Vorschuss geben.

Erfolg zieht Erfolg nach – der Grundsatz gilt auch in den Top 100. Beispiele wie Hanni Münzer mit ihrer Seelenfischer-Reihe oder Hannah Kaiser mit der “Verlockung” platzieren auch Neuerscheinungen erfolgreich in den Charts. Und diese holen dann auch die Vorgänger-Bücher wieder mit nach oben. Volker Ferkau verkauft in dieser Woche einen bisher nur vorbestellbaren Krimi ohne jegliche Bewertungen (klar) erfolgreich unter die besten 100 Titel. Seit letzter Woche wissen wir ja nun, wie das via KDP funktioniert.

Der Durchschnittspreis aller in den Charts vertreten Indie-eBooks liegt diesmal bei rekordverdächtigen 2,71 Euro – das liegt vor allem daran, dass einige Top-Autoren sich nun sogar Preise von 3,99 Euro trauen, und zwar regelmäßig. Natürlich haben Self Publisher auch diesmal wieder die absolute Mehrheit; 51 der 100 meistverkauften Titel kommen nicht von einem Verlag. Und da ist AmazonCrossing nicht mitgerechnet.

Die Daten im einzelnen: