Wer mal Urlaub in einem All-Inclusive-Hotel gemacht hat, kennt den Anblick: Gäste, die mit überfüllten Tellern an ihren Platz zurückkehren. Dass danach die Hälfte im Müll landet, liegt nicht an der Gier oder Verfressenheit der Urlauber – das Flatrate-Geschäftsmodell des Gastgebers legt ihnen einen Rechtfertigungszwang auf. Sie haben es doch bezahlt!

Nun stellen wir uns den rein hypothetischen Fall vor, ein eBook-Händler würde seinen Gästen anbieten, zu einem monatlichen Pauschalbetrag so viele Titel auszuleihen, wie auf den Teller passen. Der Rechtfertigungszwang ist derselbe: Der Kunde wird versuchen, mit möglichst wenigen Ausleihen bereits die Monatsgebühr gefühlt wieder hereinzubekommen. Deshalb sind die Leihquoten hochpreisiger eBooks deutlich höher als die von Billigtiteln.

Noch wirbt Oyster auf der eigenen Website um Kunden, die für 9,95 Dollar im Monat ein eBook-Abo einrichten sollen – doch im eigenen Blog verkündet der vor zwei Jahren gestartete amerikanische Flatrate-Anbieter bereits eine einschneidende Änderung: Das Angebot wird eingestellt.

Die Überraschung darüber ist allseits groß, hatte es doch zuvor von der Firma keinerlei Warnzeichen gegeben – anders als etwa beim Konkurrenten Scribd, der aus finanziellen Gründen unter anderem beliebte Liebesromane aus dem Angebot nehmen musste.

Es ist schwer zu sagen, was die Haupt-Ursache ist: Entweder lief KindleUnlimited im August besonders gut – oder Amazons neues Bezahl-Modell funktioniert für die Autoren so prima, dass deutlich mehr Titel ins Angebot gekommen sind. Jedenfalls waren für Autoren- und Buch-Boni im August deutlich höhere Zahlen erforderlich als im Monat davor.

Beginnen wir wie gewohnt bei den einzelnen eBooks. Statt 250.000 brauchte man nun über 320.000 gelesen Seiten, um 250 Euro zu erhalten. Der 500-Euro-Bonus begann im August bei 530.000 statt bei 470.000 Exemplaren. Der Einstieg in die 750 Euro ist anhand der mir vorliegenden Zahlen schwer zu ermitteln – ich vermute ihn bei rund 1,8 Millionen gelesenen Seiten.

Lesen.net hat es zuerst gemeldet: Amazons eBook-Flatrate Kindle Unlimited hat gerade die Millionen-Marke übersprungen. 1.030.814 eBooks sind derzeit zum Monatspreis von 9,99 Euro verfügbar. Zieht man davon die 963.995 fremdsprachlichen Titel ab, bleiben 66.819 deutschsprachige eBooks. Das ist etwa halb so viel wie beim deutschen Konkurrenten Skoobe, der aber ebenfalls englischsprachige Werke anbietet.

Eine kleine Ergänzung vom Artikel von Lesen.net: Der Autor wundert sich, dass bei KindleUnlimited die Zahl der Verlagstitel zu sinken scheint. Das ist tatsächlich so – und es ist Absicht. Amazon hat offenbar festgestellt, dass besonders teure Titel besonders häufig gelesen werden, und diese Schritt für Schritt aus dem Angebot entfernt. Dadurch ist der Durchschnittspreis der KU-Titel allmählich gesunken – und mit ihm natürlich die Kosten für Amazon, das die Verlage zum Start mit sehr attraktiven Konditionen geködert hatte.

Im Juni zahlte Amazon zum letzten Mal für Titel in KindleUnlimited nach Anzahl der Ausleihen – und zwar 1,23 Euro. Das sind noch einmal 2 Cent mehr als im Mai, wo es 1,21 Euro gab. Ab sofort wird es also spannend – und ich werde die Tabelle unten mit neuen Einheiten fortführen müssen.

Der Fonds lag im Juni bei 11,3 Millionen Dollar (umgerechnet 10,3 Millionen Euro), insgesamt wurden demnach 8,37 Millionen eBooks ausgeliehen. Die monatliche Steigerungsrate von über 10 Prozent konnte Amazon also halten.

Der amerikanische Flatrate-Anbieter Scribd hat offenbar ein Problem: Die Leser lesen zu viel! Deshalb streicht die Firma jetzt einen großen Teil der angebotenen Liebesromane und Erotik-Titel aus dem Programm. Gerade Leserinnen, die diese Genres lieben, gehören offenbar zu den fleißigsten Konsumenten.

Das Problem für Scribd: Die Firma setzt auf ein besonders autoren- beziehungsweise verlagsfreundliches Modell und zahlt ab einer bestimmten Lese-Schwelle fast den kompletten Nettopreis eines eBooks aus (zum Vergleich: beim deutschen Anbieter Skoobe geht man von 15-20 Prozent Auszahlung aus).

Mit dem kommenden Monat (also ab 1. Juli) ändert Amazon die Regeln zur Berechnung der Leihboni bei KindleUnlimited und Kindle-Leibücherei. Wie eine Mitteilung verrät, zählt in Zukunft nicht mehr die Anzahl der Leihen, sondern die Anzahl der gelesenen Seiten. Dabei wird der gesamte Fonds durch die Anzahl der insgesamt gelesenen Seiten geteilt – und danach bekommt jeder Autor Auszahlungen entsprechend der aus seinen Select-Titeln gelesenen Seiten.

Was heißt das in der Praxis?

Die Strategie, kurze Serientitel für 99 Cent zu platzieren, geht nicht mehr auf.
Umfangreiche und kurze Romane werden in gleicher Weise entlohnt.
Sachbuch-Autoren werden benachteiligt.

Wie fallen die Auszahlungen für Leihen innerhalb der KindleUnlimited-Flatrate in diesem Monat aus? Immer zur Monatsmitte gibt Amazon die Quoten bekannt – und zwar über Excel-Dateien, die man im Bereich “Tantiemen der Vormonate” abrufen kann. Vorausgesetzt, man hat sich als Autor zumindest mit einigen Titeln am KDP-Select-Programm beteiligt, also exklusiv an Amazon gebunden.

Auf welchen Betrag kommen deutsche Selfpublisher im Mai? Nachdem im April mit 1,19 Euro ein vorläufiger Tiefpunkt erreicht worden war, zeigt der Mai, Der von Amazon bereitgestellte Fonds enthielt diesmal X Millionen Euro, was eine Gesamtzahl der Ausleihen von Y Millionen ergibt.

Amazon startet heute die Kinder-Flatrate FreeTime Unlimited in Deutschland. Für monatlich 4,99 Euro (2,99 für Prime-Kunden) können ein Kind oder für 6,99 Euro (9,99 Euro ohne Prime) die ganze Familie sich uneingeschränkt und ohne weitere Kosten aus dem Angebot bedienen. Dazu gehören nicht nur Kinder-eBooks, sondern auch Apps und Videos, die unter anderem BasteiLübbe und Nickelodeon geliefert haben. In den vergangenen Monaten war Amazon bereits auf Inhaltssuche für die neue Flatrate gegangen. Als Zielgruppe nennt Amazon Kinder zwischen drei und zehn Jahren.

Gleichzeitig stellt die Firma auch neue Fire-HD-Tablets vor, die sich speziell an Kinder richten. Sie sind 50 teurer als die normalen Modelle, enthalten dafür aber auch eine spezielle Sorglos-Garantie:

Eine weitere meiner Prognosen für 2015 geht in Erfüllung: Mit 24Symbols expandiert ein weiterer digitaler Flatrate-Anbieter auf den deutschen Markt. Neben KindleUnlimited, Skoobe, Readfy und auch Scribd wirbt damit nun der fünfte Anbieter hierzulande mit eBooks zum Pauschalpreis um Kundschaft. 24Symbols kommt ursprünglich aus Spanien.

Den deutschen Markt rollt man gemeinsam mit dem Mobilfunk-Anbieter Mobilcom Debitel auf: Dessen Kunden können für 5,99 Euro die “eBook Flat” dazubuchen. Wer keinen Vertrag mit MD hat, kann das Angebot aber auch direkt über 24Symbols abonnieren. Die Monatsgebühr liegt dann bei 8,99 Euro, also einen Euro unterhalb der von KindleUnmlimited und Skoobe gesetzten Preise.