Amazons Sonderaktion zum KDP-Jubiläum ist vorüber – das ist bei den aktuellen Self-Publisher-Charts vor allem daran zu merken, dass der Durchschnittspreis der besten 45 unabhängig veröffentlichten eBooks von den 2,13 Euro der Vorwoche auf 2,37 Euro gestiegen ist. In den Top 100 sind Self Publisher dennoch kaum weniger stark vertreten: 45 (Vorwoche: 49) der Top 100 und 7 (Vorwoche: 8) der Top 10 kommen ohne Verlag aus.

Die Amazon-Aktion selbst hat den meisten der günstiger angebotenen Titel nicht geholfen. Zum regulären Preis konnten sich im Grunde nur noch Michael Linnemanns Krimis in den Top 100 halten (plus zwei, drei andere). Dafür ist vielen Neulingen der Einstieg gelungen, immerhin elf Titel sind neu dabei, einer hat es sogar bis auf Gesamtrang 14 geschafft.

Etwas rückläufig ist die Zahl der Amazon-exklusiven Titel: Von den 45 Indie-Autoren binden sich noch 32 exklusiv an diesen Anbieter.

Angekündigt haben es die Beteiligten ja schon seit einiger Zeit – nun ist sie an den Start gegangen: Qindie, eine Plattform im Internet, die Qualität im Self Publishing zum Durchbruch verhelfen möchte.

Die Gruppe hat sich eine ganze Reihe an Instrumenten ausgesucht, die tatsächliche oder von ihr empfundene Mängel der Self-Publishing-Szene zu korrigieren helfen sollen. Dazu gehören jetzt oder in Zukunft:

Der Buchreport widmet sich aktuell dem Thema “Perspektiven des E-Book-Geschäfts im Buchhandel“. Eine ganze Reihe interessanter Einwürfe lese ich da – primär von Buchhändlern, aber auch von anderen Branchenexperten. Über viele Punkte besteht dabei erstaunliche Einigkeit.

  • Der Wandel des kompletten Kerngeschäfts ist nicht aufzuhalten. Das gedruckte Buch wird zwar nicht verschwinden, doch das eBook wird einen großen Teil der Umsätze übernehmen.
  • Amazon setzt die Maßstäbe und wird kaum einholbar sein – dafür ist der Vorsprung zu groß. Durch die Kopplung der Inhalte an das Gerät, etwa auch bei Apple und Google, haben es unabhängige Anbieter schwer.

Ein gutes Motiv für Self Publishing? 33 Prozent der deutschsprachigen Autoren sind mit ihrem Verlag unzufrieden – das ergab eine Umfrage, die Autorenverbände in Deutschland, Österreich und der Schweiz unter ihren Mitgliedern durchgeführt haben. Abgesehen davon, dass damit die große Mehrheit der insgesamt über 1200 Befragten zufrieden oder sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit ist, finden sich in der Auswertung noch weitere interessante Zahlen.

Die Zufriedenheit lässt sich zum Beispiel 1:1 auch auf die Vertragsbedingungen übertragen. Ganze 34% der deutschen Umfrageteilnehmer hätten gern andere Verträge. Mit der inhaltlich-kreativen Zusammenarbeit sind hierzulande 37 Prozent unzufrieden.

In den Amazon-Charts hat sich in der vergangenen Woche einiges getan – doch die grundlegenden Daten haben sich nicht geändert: 41 der Top 100 sind von unabhängigen Autoren selbst publiziert, in der Vorwoche war es noch ein Titel mehr. 29 (Vorwoche: ebenfalls 29) davon sind nirgendwo anders erhältlich – Amazon ist mit seinem KDP-Select-Programm offenbar weiter erfolgreich. Immerhin sind nun drei Verlagstitel unter den ersten zehn – ein kleines Plus.

Leicht gesunken ist der Durchschnittspreis der Self-Publisher-Bestenliste: von 2,48 auf 2,44 Euro. Die Top 100 sind insgesamt erstaunlich stabil: Nur vier Neuerscheinungen haben es auf Indie-Seite in die Charts geschafft.

Der Ansatz klingt spannend: Creatavist verspricht, jede Geschichte, jedes Buch auf alle erdenklichen Plattformen zu bringen. Per Mausklick entstehen eBook (ePub und Mobi), iBook (auch “enhanced”) für die iTunes-Plattform, eigene Apps für iOS und Android und schließlich auch eine Web-Version. Kein Umformatieren mehr, keine Pflege unterschiedlicher Versionen. Der feuchte Traum aller Autoren also – oder vielleicht sogar die Wirklichkeit? Ich gebe zu, die Vorstellung, mit einem Klick alle Plattformen bedienen zu können, ist sehr reizvoll. Dafür würde ich vielleicht sogar Jutoh aufgeben…

Erreichbar ist die Plattform unter www.creatavist.com. Eine kurze Einführung gibt es hier. Creatavist beruht auf einer Lösung, die Unternehmen bereits länger zur Verfügung steht und die von einer ganzen Anzahl an Risikokapitalgebern unterstützt wird. Die Registrierung ist kostenlos, gilt aber zunächst nur für ein einziges Projekt. Wer die Plattform dauerhaft nutzen will, zahlt 10 Dollar im Monat für einen Account mit 5 Gigabyte Speicherplatz.

Nachdem ich letztens den Anteil der Self Publisher bei Amazon thematisiert habe, war auch ein Blick auf Kobo, iTunes, Google und so weiter fällig. E-Book-Anbieter also, die entweder selbst Self Publishern den Zugang erlauben oder aber ebenso komfortabel über Distributoren bedient werden können (siehe Wer verteilt mein eBook?).

Beginnen wir den Rundgang bei Kobo. In den aktuellen Top50 taucht der erste Self Publisher auf Platz 3 auf. Sein Name tut hier nichts zur Sache 😉 Immerhin erlaubt mir das gewisse Rückschlüsse auf die eBook-Verkäufe bei Kobo (aber das ist ein eigener Artikel). Weiter geht es auf Platz 11 mit einem Psychothriller. Platz 23 erreicht eine ältere Version des Buches auf Platz 3. Platz 34 und Platz 37 nehmen der erste und der zweite Band von Berlin Gothic ein – vor langer Zeit mal ein Amazon-Bestseller. Auf Platz 49 begegnet uns schließlich noch Band 3 der MondLicht-Saga von Marah Woolf. Das war’s: 6 von 50.

Anlässlich der Vorstellung des Kobo Aura (Test hier) beantwortete mir Kobo-Manager Wayne White, Executive Vice President and General Manager, Devices, ein paar Fragen – zum Tolino, zum Markt, über das Self Publishing – und über den neuen Kobo Aura HD.

Was gibt es Neues bei Kobo?

Wir wachsen noch immer sehr stark: 190 Prozent im Vergleich zum letzten Jahr. Wir haben jetzt 13 Millionen Kunden und 3,4 Millionen eBooks in 68 verschiedenen Sprachen. Writing Life, unser Self-Publisher-Angebot in 13 Ländern, macht zehn Prozent unserer weltweiten Verkaufszahlen aus. Der Markt für eInk-Geräte wächst weltweit in attraktivem Ausmaß: 2015 sollen es 18 Millionen Geräte werden. Menschen, die unsere Geräte kaufen, gehören zu den aktivsten Lesern. Sie kaufen im Mittel vier Bücher pro Monat, das ist extrem viel. Im Vergleich zu den Nutzern unserer Apps kaufen eReader-Besitzer fünfmal so viel. Vielleser greifen in der Regel offenbar lieber zu einem speziellen Lesegerät als zu einem allgemeinen Tablet.

Alison Baverstock hat im britischen Guardian sehr hübsch zusammengefasst, welche Veränderungen das Self Publishing der Buchbranche insgesamt gebracht hat, gerade bringt oder noch bringen wird. Lesen Sie den Text bitte selbst, es lohnt sich: Ich bin erst selten auf so eine kompetente Zusammenfassung gestoßen.

Für eilige Leser deshalb hier nur eine kurze Zusammenfassung der zehn Thesen: Wir wissen (1) mehr über den Veröffentlichungsprozess und dass (2) Verlage nicht allwissend sind. Lektoren (3) und Luxus-Editionen (4) sind wertvoll. Die Rollen von Autor (5) und Literaturagent (6) ändern sich. Neue Geschäftsmodelle (7) entstehen. Self Publishing ist als Mittel zur Selbstverwirklichung (8) ebenso anerkannt wie als Werkzeug zum Geldverdienen (9) und zum Glücklichwerden (10).

Genug gerast – hier nun einige Realitäten, die sich durch eBooks und das Self Publishing bisher nicht geändert haben und vielleicht auch nie ändern werden. Ich schicke ausdrücklich voraus, nur damit keine Missverständnisse entstehen: Ich bin ein absoluter Fan des Self Publishing (sonst würde ich auch kaum dieses Blog schreiben). Doch die Wirklichkeit ist mir allemal lieber als der Hype, den manche Akteure entfachen.

1. Die Verlage werden nicht sterben. Egal ob als heimliche Hoffnung geäußert oder als geheime Angst verschwiegen – die Verlage sterben nicht. Es wird in Zukunft sogar mehr Verlage geben als bisher. Doch das werden keine unbeweglichen Riesen mehr sein, die jede Veränderung zu blockieren suchen, sondern kleine, flexible Einheiten, die sich über neue Trends freuen und zum eigenen Nutzen und zu dem des Lesers einsetzen. Vielleicht werden sie sogar von Self Publishern gegründet, die sich zusammenfinden, um von Dienstleistern bessere Konditionen und vom Buchhandel besseren Zugang zu erlangen.

Acht deutsche Selbstverleger, gab Amazon aus Anlass der Leipziger Buchmesse bekannt, haben seit dem Start von Kindle Direct Publishing mindestens 100.000 Euro umgesetzt (wieviel sie wirklich verdient haben, muss zunächst der Steuerberater ausrechnen). Amazon hat zwar keine Namen genannt, ich bilde mir aber ein, mindestens drei davon persönlich zu kennen – jedenfalls was man heute so “persönlich” nennt, also über das Internet.

Nika Lubitsch (“Der 7. Tag”, “Das 5. Gebot”) ist ganz sicher dabei. Jonas Winner hat zwar als erster in Deutschland 100.000 eBooks verkauft, jedoch zu 99 Cent, dürfte also eher nicht dazu gehören. Dafür rechne ich allerdings fest damit, dass auch ein Name darunter ist, den wohl kaum einer kennt: Jürgen Schulze vom Nullpapier-Verlag ist mit seinen Klassiker-Adaptionen seit Beginn sehr erfolgreich. Bei Gelegenheit werde ich hier einmal die Historie der Verkaufs-Rankings analysieren, so dürften auch die anderen derart erfolgreichen Kollegen leicht zu finden sein.

analyse_ebook-charts

100.000 Euro – das klingt nach viel Geld. Man muss allerdings berücksichtigen, dass Amazon hier über fast zwei Jahre summiert hat. Ein Jahres-Bruttoeinkommen von 50.000 Euro klingt schon weniger beeindruckend. Zumal die übergroße Mehrheit der Self Publisher eher 500 Euro im Jahr verdient hat. In den USA, wo der Markt ein paar Jahre weiter ist, sieht das schon ganz anders aus: Hier ist es eine Nachricht, wenn ein Autor mehr als eine Million Dollar verdient hat. Entsprechend sehen dort auch die Blog-Headlines ganz anders aus.

Auf dem Blog von Tim Ferris etwa, der mit dem “4-Hour-Workday” bekannt wurde, erläutern Gastautoren derzeit ausführlich, wie sich ein Millionenumsatz über Amazon strategisch realisieren lässt. Der komplette Artikel ist zwar typisch amerikanisch von “Yes, you can”-Mentalität geprägt, zeigt aber ein paar interessante Ansätze, die sich auch an den deutschen Markt adaptieren lassen müssten. Wie also können Sie über Amazon.de 100.000 Euro verdienen?