Amazons iPhone-Konkurrent Fire Phone (hier im Test) kommt am 30. September in Deutschland auf den Markt. Ab heute, 17 Uhr können Interessenten das Online-Kaufhaus für die Hosentasche vorbestellen. Und zwar (anders als in den USA) nicht auf dem deutschen Amazon-Marktplatz, sondern beim Provider Deutsche Telekom, der das Handy für ein Jahr exklusiv anbieten darf. Das deutsche Fire Phone ist damit das erste Amazon-Produkt, das von Amazon gar nicht verkauft wird. Ob das ein kluger Schachzug ist?

Als der Tolino shine vor etwas mehr als einem Jahr in Deutschland auf den Markt kam, erhielt er vor allem für die Idee des anbieterübergreifenden Einkaufens Lob. Dem Gerät selbst fehlten noch viele Funktionen, um es wirklich konkurrenzfähig zu machen. Allerdings hatte es Tolino auch nicht leicht: Es musste ja nicht nur ein brauchbarer eReader auf den Markt, es waren auch Verhandlungen unter mehreren Konkurrenten zu führen, die ganz gewiss nicht einfach abliefen. Dass am Ende doch noch ein “okayes” Lesegerät für eBooks entstand, auch wenn es nicht einmal mit Links umgehen konnte, ist fast ein Wunder.

Das vergangene Jahr hat dann gezeigt, dass es den Partnern durchaus Ernst mit ihrem Vorstoß war. Der Tolino shine hat (für manche Nutzer zwar zu langsam) Schritt für Schritt hinzugelernt. Mit Software 1.3.0 und der Möglichkeit, in verschiedenen Shops gekaufte eBooks in der Cloud zusammenzubringen, hat man die ursprüngliche Vision tatsächlich umgesetzt. Mittlerweile sind sogar die auf dem Gerät integrierten eBook-Läden benutzbar.

Die neue Hardware des Tolino vision

Ein guter Moment also, um die Hardware voranzubringen. Der Kindle Paperwhite (hier im Vergleich mit Tolino shine und Tolino vision) darf schon seit einiger Zeit die teurere, aber weitaus bessere eInk-Carta-Display-Technik nutzen – und die bekommt nun endlich auch Tolino. Das neue Modell Tolino vision ist gleichzeitig kleiner (sogar als der Paperwhite) und ein bisschen leichter geworden. Optisch hat der Vision im Vergleich zum Shine enorm gewonnen. Die hässliche Klappe am unteren Ende fällt weg, selbst die kleinen Knöpfe fühlen sich besser an und das ganze Gerät erinnert eher an ein schickes Tablet.

Endlich bin ich dazu gekommen, meinen Tolino shine auf die neueste Software zu aktualisieren. Was gibts Neues? Die Programmierer haben sich der wichtigsten Kritikpunkte angenommen, die ich noch beim ersten Test des Tolino shine genannt hatte. Also: interne Links im Text funktionieren nun.

Man kann Markierungen und Notizen anfertigen, die gemeinsam mit den Lesezeichen abrufbar sind. Wo der Tolino den Inhalt der Markierungen speichert, habe ich noch nicht herausgefunden. Zeilenrand und -abstand sind nun einstellbar, dito die Formatierung. Bei Büchern auf SD-Karte vergisst der eReader die Lesezeichen nicht mehr, wenn man die Karte entfernt.

Lesezeichen (oben rechts), interner Link (3. Zeile), Notiz (7. Zeile) und Markierung (letzte Zeilen) in einem Tolino-eBook.

(Update vom 5.3.: Test der Onleihe)

Der Tolino shine – ist er wirklich eine passende Antwort auf Amazons Kindle? Das hängt nicht nur davon ab, wie gut das Gerät gelungen ist, sondern auch davon, wie konsequent die Allianz aus Telekom, Weltbild, Hugendubel, Thalia und Club Bertelsmann das System umsetzt. Um über Erfolg oder Misserfolg zu urteilen, ist es definitiv zu zeitig. Das Testgerät jedoch lässt sich durchaus schon beurteilen – wenn auch unter dem Vorbehalt, dass die Telekom regelmäßige Updates versprochen hat, womöglich gar im Zwei-Wochen-Rhythmus.

1. Inbetriebnahme

Der E-Reader wird in einer hübschen Verpackung geliefert: einem Schuber, der die eigentliche Schachtel enthält. Darin liegt das Gerät, nimmt man es heraus, findet man die bebilderte Kurzanleitung und das USB-Kabel (MicroUSB).

Zum Starten muss man den Power-Schalter zur Seite schieben. Der Tolino erklärt sich dann zunächst selbst, bevor er seinen neuen Besitzer auf die Startseite entlässt, die oben die zuletzt gelesen eBooks aufführt und unten einen Ausschnitt aus dem vorinstallierten eBook-Shop zeigt – beim Testgerät der eBook-Store von Hugendubel.

Update: Der eReader kostet 99 Euro.

Update 2: Der Thalia-eReader “Cybook HD Frontlight” wird sich mit der neuen Cloud-Lösung ebenfalls synchronisieren können, teilte der Hersteller Bookeen gerade mit. “Later this year” sei außerdem “innovative Premium-Lese-Lösung” in Zusammenarbeit mit Thalia geplant.

Thalia, Weltbild, Hugendubel, Club Bertelsmann und die Telekom – wenn sich fünf Branchengrößen zusammenschließen, muss mehr dabei herauskommen als ein neuer eReader und ein neuer Shop. Die Innovation ist denn auch nicht das Lesegerät: Der tolino  shine ist “nur” wettbewerbsfähig zu Kindle Paperwhite, Kobo Glo und den anderen beleuchteten eReadern. Er besitzt dieselbe Auflösung, ist etwas leichter als der Paperwhite und verfügt über mehr Speicher, der zudem erweiterbar ist. Der eigentliche Clou ist aber die Online-Anbindung, die die Telekom bereitstellt.