Ein spannendes Experiment konnte man in dieser und in der vergangenen Woche miterleben: Unter dem gemeinsamen Label “Make it count” haben zwei deutsche Autorinnen parallel je einen Liebesroman an den Start gebracht – und sind ebenso im Team unaufhaltsam damit nach oben geklettert, immer ein Titel im Windschatten des anderen, mal der eine vorn, dann der andere.

Eine interessante Idee, den Mitnahme-Effekt eines gut platzierten eBooks auf diese Weise zu nutzen – die natürlich nur funktioniert, wenn beide Werke gut (und ähnlich gut) geschrieben sind. Ansonsten sind auch in dieser Woche wieder deutlich mehr als die Hälfte der Charts für Indie-Autoren reserviert; 58 der Top 100 sind es ganz genau. Auch ein umfangreicher Kindle-Deal mit Verlagstiteln konnte daran nichts ändern.

Der Indie-Kindle-Deal zur Leipziger Buchmesse ging vergangenen Donnerstag zu Ende. Einige der Titel haben es trotz des nun wieder höheren Preises geschafft, in den Top 100 zu bleiben. Die anderen wurden jedoch nicht etwa durch Verlagsbücher ersetzt: 13 völlig neuen eBooks von Self Publishern ist in dieser Woche der Einstieg in die Charts gelungen. Damit kommen nun erneut 59 der Top 100 nicht von Verlagen.

Gleichzeitig ist der mittlere Preis der Indie-eBooks wieder auf 2,25 Euro gestiegen. Die Neueinsteiger kommen übrigens sowohl aus dem Krimi- als auch aus dem Liebesroman-Bereich. Die Daten im einzelnen:

Leider stimmen die bei KDP möglichen Kategorie-Einteilungen nur manchmal mit den virtuellen Buchregalen überein, die der deutsche Amazon-Buchladen bereithält. Falls Sie beim Einstellen Ihres eBooks aber eine im Store nicht vorhandene Rubrik gewählt haben, kann es passieren, dass Ihr Titel nirgends angezeigt wird – nicht mal in der übergeordneten Kategorie. Das schadet Ihren Verkäufen sehr; was kein Kunde sieht, kann auch keine Leser finden.

Ähnlich verhält es sich, wenn Ihr Buch in einem (zu) gut bestückten Regal gelandet ist. Um bei “Krimi & Thriller” in der Liste zu erscheinen, muss Ihr eBook zum Beispiel mindestens einen Verkaufsrang von unter 400 besitzen – also sich schon ganz gut verkaufen. Auch hier gilt: Was nicht zu sehen ist, wird nicht gekauft. Die wenigsten Leser werden direkt nach Ihrem Buchtitel suchen. Vielmehr hangeln sie sich über die Kategorien zu neuem Lesestoff durch (wenn sie nicht gleich ganz in den allgemeinen Top 100 stecken bleiben). In diesem Fall sollten Sie also die Kategorie wechseln. Was aber gar nicht so einfach ist, denn Sie wissen ja: Oft stimmen die bei KDP möglichen Kategorie-Einteilungen nicht mit den Rubriken im Amazon-Store überein…

So ändern Sie die Kategorien Ihres eBooks

Am sichersten ist es, den KDP-Support zu bemühen. Das dauert nicht lange; nach meinen Erfahrungen haben Sie binnen zwölf Stunden Antwort und binnen 48 Stunden ein Ergebnis. Wenn Sie systematisch vorgehen:

Pünktlich zur Buchmesse hat Amazon in diesem Jahr zwölf Indie-eBooks für je 1,49 Euro beworben – und es dauerte genau 48 Stunden, bis sich all diese Titel in den Top 100 wiederfanden. Dieser Sonder-Kindle-Deal, der die üblichen Tages- und Wochen-Rabatte ergänzte, zeigt sehr schön, wie mächtig die Vermarktung durch Amazon ist. Selbst mein Sachbuch “Schöner Sterben – Kleine Mordkunde für Krimifans” hat es auf diese Weise bis auf Rang 60 gebracht – Sachbücher verirren sich seit Monaten nur noch sporadisch in die Gesamt-Charts.

Zu den zwölf Titeln, die teilweise ihre Geschwisterbücher ebenfalls mitgezogen haben, kamen auch noch ein paar Neueinsteiger – deshalb ist in dieser Woche eine ungewöhnlich hohe Fluktuationsrate zu verzeichnen. Insgesamt sind 58 der 100 Top-Titel verlagsunabhängig erschienen. Die Deals haben den mittleren Preis etwas gesenkt, auf nunmehr 2,08 Euro, gleichzeitig haben sie den Anteil der nur bei Amazon erhältlichen Titel deutlich erhöht.

Es ist vielleicht auch in der Buchmesse-Woche ein Signal: 53 der 100 bestplatzierten eBooks bei Amazon kamen auch in dieser Woche von Self Publishern. Das ist nun eine Konstante, seit ich diese Charts führe – wir werden sicher auf den Veranstaltungen in Leipzig darüber diskutieren können, warum das so ist.

Wer meint, dass in dieser Woche besonders viele Neuensteiger zu verzeichnen sind: Nein, das ist meine Schuld – vergangenes Wochenende mussten die Charts urlaubsbedingt ausfallen. Die Quote liegt im Normalbereich. Die Daten im einzelnen:

Immerhin 14 eBooks von unabhängigen Autoren haben es in dieser Woche erneut oder wieder in die Amazon-Top-100 geschafft. Dort sind sie in guter Gesellschaft: 57 der 100 Titel kommen insgesamt von Self Publishern. Da auch noch zwölf Amazon-Crossing-Bücher dazukommen, bleibt für deutsche Verlage derzeit weniger als ein Drittel Anteil an den Charts.

Ansonsten sind die Top 100 wieder ein bunter Mix aus Liebesromanen und Krimis, Sachbücher sind derzeit gar nicht vertreten. Die Daten im einzelnen:

… Self Publishern, das ist die kurze wie klare Botschaft dieser Woche. Besonders groß ist derzeit zudem der Anteil an AmazonCrossing-Titeln in den Top 100, die ja ebenfalls im sonstigen Buchhandel nicht zu haben sind …

Einen neuen Rekord stellt mal wieder Poppy J. Anderson auf: Sie ist mit acht (8!) eBooks in den Top 100 vertreten.

Ansonsten sind diesmal keine ungewöhnlichen Phänomene zu beobachten. Sieben Neueinsteiger gab es, insgesamt dominieren Liebesromane – was nach der Valentinstag-Promotion letzte Woche vielleicht kein Wunder ist.

Die Ergebnisse im einzelnen:

Es scheint sich inzwischen zur Normalität zu entwickeln, dass 60 der 100 bestplatzierten Titel in den Kindle-Charts von Self Publishern kommen. Nachdem man das in der vergangenen Woche noch auf ein paar Deals schieben konnte, sind diesmal vor allem Verlagstitel durch Rabatte nach oben geschossen. Trotzdem hat sich an der Indie-Dominanz nichts geändert.

Zwei Titel fallen besonders auf. Zum einen ist mal wieder ein Sachbuch vorn dabei, und zwar ein Diätbuch. Es kostet 7,52 Euro – da muss also wohl eine starke Community dahinter stehen. Ebenfalls ein Zeichen der Zeit ist “Männer unerwünscht” von Karin Köster. Das ist nämlich zuerst, 1999, bei Lübbe erschienen – und nun überarbeitet von der Autorin selbst auf den Markt gebracht worden. eBooks werden eben auch nach 15 Jahren nicht schlecht, wenn das Verlags-Taschenbuch längst geschreddert ist.

Die Zahlen im einzelnen:

Wie erfolgreich ist mein Buch? Wer die Bestenlisten versteht, kann den eigenen Anteil an der Vermarktung seines Werks besser steuern.

Wenn das eigene Buch endlich erhältlich ist, ob nun als gedrucktes Buch oder als eBook, beginnt die wohl spannendste Zeit: Wird es seine Leser finden? Verkauft es sich – oder liegt es schwer wie Blei in den echten oder virtuellen Regalen? Verdiene ich damit vielleicht sogar mehr als den kargen Vorschuss, den mir der Verlag gezahlt hat? Machen sich wenigstens Lektorat und Coverlayout bezahlt, die ich als Self Publisher aus eigener Tasche finanziert habe?

Sicher – irgendwann werden sie Zahlen liefern, der Verlag, der mein Werk veröffentlicht hat, oder der Online-Händler, bei dem ich mein Werk selbst eingestellt habe. Die Fristen dafür sind sehr unterschiedlich. Sie hängen vom Vertrag ab, von den Möglichkeiten der Distribution, vom Engagement aller Beteiligten. Im ungünstigsten Fall wartet der Autor ein Jahr oder länger, wenn er einen besonders langmütigen Verlag erwischt hat. Im besten Fall gibt es Rückmeldung binnen weniger Stunden – zeitnahe Berichte sind bei Self-Publishing-Dienstleistern jedenfalls stark im Kommen.

Doch es gibt Instrumente, auf die alle Autoren zugreifen können – und die sogar Informationen über von anderen verfasste Titel liefern. Bestenlisten, Charts, verraten weit mehr als nur eine Position im Vergleich zu anderen Titeln, wenn man sie denn richtig zu lesen versteht.

Warum Bestenlisten analysieren?

Ist die Zeit, die das Studium von Charts und Rankings zweifellos kostet, nicht besser ins Schreiben neuer Bücher investiert? Ja – wenn Sie jemanden haben, der Ihnen das komplette Marketing ihres Buches abnimmt (Glückwunsch!). Ja – wenn Sie auf Marketing sowieso verzichten können, weil Ihre Titel schon allesamt Bestseller sind und Neuveröffentlichungen schon Ihres Namens wegen diesen Status automatisch erreichen (Toll! Sie heißen nicht zufällig Stephen King?). Und ja – wenn es Sie verunsichert, beim Schreiben des nächsten Buches zu viel vom Erfolg (oder eventuellen Scheitern) des aktuellen Werks mitzubekommen (Ich kenne einen Kollegen, dem es so geht).

Die Amazon-Top-100 haben in dieser Woche wieder Superlative zu bieten: Nachdem letztens die Top 10 von unabhängigen Autoren besetzt waren, kommt diesmal erst auf Platz 13 der erste Verlagstitel. Sechs dieser zwölf Bücher kommen von einer einzigen Autorin: Poppy J. Anderson. Der Fairness halber muss man sagen, dass Amazon daran selbst nicht ganz unschuldig ist – die Bücher sind in einem kleinen Superbowl-Special enthalten, denn sie spielen in der Welt des American Football.

Insgesamt sind 60 der bestverkauften 100 eBooks von Self Publishern verfasst. Drücken die Deals auf den Preis? Im Gegenteil – der mittlere Preis ist im Vergleich zur Vorwoche sogar um fünf Cent auf 2,42 Euro gestiegen.