Und wenn nun …? Sieben unbegründete Ängste von Selfpublishern

Und wenn nun mein Manuskript gestohlen wird? Werden die Leserinnen mein Buch ohne DRM nicht alle klauen? Was, wenn die Lektorin mir einfach alles umschreibt? Wenn etwas neu ist, ist es oft mit Ängsten verbunden. Das gilt auch speziell für das Selfpublishing. Deshalb an dieser Stelle einmal eine Liste der wichtigsten unbegründeten Ängste von Selfpublishern.

1. Die Angst um das Manuskript

Irgendwann muss jede Autorin, jeder Autor das Geschriebene herausrücken: an den Lektor, an Vorab-Leserinnen … Und wenn die nun das Manuskript als ihr eigenes ausgeben? Sollte ich nicht versuchen, meine Urheberschaft beweisen zu können?

Ganz ehrlich? Nein. Es gab in den letzten fünfzig Jahren keinen Fall, wo es auf diese Weise zu einem Verlust gekommen ist. Ja, es gab Plagiate, aber die wurden bei schon im Handel erhältlichen Büchern abgeschrieben. Es gibt ja genug davon, jedes Jahr 80.000 neue von Verlagen plus ca. 40.000 von Selfpublishern, und das allein in Deutsch.

2. Die Angst um die Hoheit

Diese Angst funktioniert so: “Wenn ich mein Manuskript einer Lektorin gebe, schreibt sie es bestimmt um, sodass ich es gar nicht wiedererkenne.” Ist diese Angst real?

Nein. Lektorinnen und Lektoren machen Vorschläge. Die Autorin, der Autor, entscheiden, ob sie diese Vorschläge übernehmen. Das ist selbst in Verlagen in der Regel so. Wobei ein guter Lektor hartnäckig ist und Ihnen die Änderung im zweiten Durchgang sicher noch einmal schmackhaft machen wird. Aber auch dann können Sie nein sagen (Tipp: sagen sie ja, es lohnt sich).

3. Die Angst vor Dieben

Viele Selfpublishing-Anbieter lassen Ihnen die Wahl, Ihr E-Book mit Kopierschutz (DRM) auszustatten oder darauf zu verzichten. Aus Angst, ein leichtes Opfer von Dieben zu werden, verwenden manche Selfpublisher ein DRM.

Ist das sinnvoll? Auf keinen Fall. Mit dem DRM hindern Sie Ihre ehrlichen Käufer, das E-Book so zu verwenden, wie sie es möchte (es z.B. auf einem Tolino-E-Reader zu lesen). Leser und Leserinnen sind ehrlich. Aber Diebe hindern Sie damit an gar nichts. Jedes E-Book lässt sich per Mausklick vom Kopierschutz befreien, und Diebe wissen genau, wie das geht.

4. Die Angst vor Betrug durch den Geschäftspartner

Ob Amazon wirklich alle Verkäufe abrechnet? Mein Distributor schickt die Abrechnung so spät, will er mich über den Tisch ziehen?

Nun, wenn Sie einen seriösen Selfpublishing-Anbieter gewählt haben, und dazu zähle ich Amazon, Bookrix, ePubli, Feiyr, Neobooks, Tolino Media, Tredition, TwentySix und noch einige andere, dann sind Sie sicher. Die Bücher (und damit meine ich die Abrechnungen) dieser Firmen werden von Buchhaltung, Steuerberater und Finanzamt so geprüft, dass eine falsche Abrechnung viel zu viel Arbeit macht, als dass es sich lohnen würde, so etwas bewusst einzufädeln. Temporäre Probleme gibt es, aber es gab in den letzten zehn Jahren keinen Fall, wo jemand sein Geld am Ende nicht bekommen hat.

5. Die Angst vor dem falschen Tag

Wenn ich an Tag X veröffentliche, kauft niemand mein Buch, weil … Solche Argumente lassen sich für jeden Veröffentlichungs-Termin finden. Wenn Sie dieser Angst nachgeben, wird Ihr Buch nie erscheinen.

Ist die Angst real? Nein. Den besten Veröffentlichungstermin gibt es nicht. Entweder, viele kaufen an einem Tag Lesestoff. Dann findet Ihr Buch viele Leser, wird aber nicht so sichtbar. Oder wenige kaufen. Dann können Sie auch mit weniger Käufern sichtbarer werden.

6. Die Angst vor dem Leser

In Deutschland gilt Impressumspflicht. Selfpublisher haben keinen Verlag, der ihnen eine Postadresse bereitstellt, also müssten sie eigentlich ihre Privatadresse veröffentlichen. Und wenn mich dort nun ein Leser belästigt?

Ist das begründet? Nun, es mag Fälle geben, wo man seine Adresse deshalb nicht verraten mag, weil sonst das geschlossene Pseudonym auffliegt. Eine Lehrerin, die heiße Liebesgeschichten schreibt, wird ihre Postadresse kaum angeben wollen. Dann hilft ein Impressumsdienst. Aber in den meisten Fällen ist die Angst unbegründet und schafft nur einen Graben zwischen Autor und Leserin, der nicht sein muss.

7. Die Angst vor dem Ideenklau

Sie haben ein Sachbuch-Thema gefunden, über das noch nie geschrieben wurde. Ihnen ist ein Plot eingefallen, der total neu ist. Und nun? Besser niemandem davon erzählen? Weder einem potenziellen Verlag noch den künftigen Lesern?

Keine Angst. Leider ist eine Idee noch lange kein Buch. Das werden Sie spätestens beim Schreiben merken. Ideen sind billig. Verlage und andere Autor*innen haben selbst genug davon. Niemand wird Ihnen Ihre Idee wegnehmen. Verlage können es sich auch gar nicht leisten, Ihre Idee zu stehlen – niemand würde mehr mit ihnen arbeiten, und ohne Autoren gibt es keine Verlage. Die Umsetzung ist es, die zählt. Schreiben Sie los.

Fallen Ihnen noch unbegründete Ängste ein? Natürlich gibt es auch Tatsachen, vor denen man durchaus ein wenig Respekt haben darf. Angst wäre übertrieben, aber Respekt – klar, 100.000 Wörter zu schreiben, das ist eine Leistung, und Scheitern ist möglich und überhaupt keine Schande. Das Scheitern als reale Möglichkeit ins Auge zu fassen, kann hier auch entlastend wirken.

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