Software-Test: Vellum – die Layout-Software speziell für schöne eBooks

Ein interessantes Konzept hat der Hersteller des Programms Vellum (bisher nur für MacOS erhältlich) umgesetzt, und zwar gleich in doppelter Hinsicht. Zunächst einmal verändert Vellum die Art und Weise, wie man eBooks erstellt: Der Nutzer soll sich möglichst nur um seine Inhalte kümmern, für die optimale Optik auf allen Lesegeräten ist die Software zuständig. Theoretisch funktioniert das so:

  1. Manuskript in Word schreiben
  2. Word-Text in Vellum einlesen
  3. Metadaten eingeben (Autor, Titel, Sprache etc.)
  4. Cover hinzufügen
  5. Design auswählen
  6. eBook erzeugen

Besonders Schritt 5, die Auswahl des Designs, ist sehr schlau und simpel. Der Nutzer erhält eine Auswahl von acht wirklich gelungenen Design-Vorschlägen, und per Mausklick wird das ganze Dokument entsprechend dargestellt. Dabei kann der Nutzer wählen, ob er die Voransicht für Kindle, iPad, iPhone oder Nook sehen will, in den USA die größten Plattformen. Für Tolino ist Nook maßgeblich. Kleinigkeiten in Sachen Layout kann der Anwender dann noch in Vellum erledigen, etwa Fettungen.

Links der Navigator, in der Mitte die Design-Auswahl, rechts die Voransicht von Vellum
Links der Navigator, in der Mitte die Design-Auswahl, rechts die Voransicht (hier für iPad) von Vellum

 

Clever sind die Store-Links: Diese werden anhand der ASIN / ISBN im Dokument eingefügt (bei iTunes sogar mit Affiliate-ID, bei Amazon nicht) und dann je nach Zielformat korrekt ausgespielt. Erzeugt man eine Amazon-Datei, erscheint darin also kein iTunes-Link und umgekehrt. Hübsch ist auch, wie Fotos und Bildunterschriften eingesetzt werden. Um Auflösungen etc. muss sich der Anwender dabei keine Gedanken machen.

In der Praxis gibt es dann doch ein paar Hindernisse. Zunächst sollte das Word-Dokument so formatiert sein, dass es Vellum die Arbeit erleichtert. Kapitel werden zum Beispiel erkannt, wenn zuvor ein Seitenumbruch erfolgt ist oder typische Kapiteltrenner wie “Chapter…” gefunden wurden (hier gilt das deutsche “Kapitel” nicht). Anderenfalls muss der Nutzer dem Programm die Kapitel später noch beibringen. Zwischen-Überschriften erkennt Vellum nie, diese muss man ebenfalls manuell definieren.

In der Content-Ansicht kann der Nutzer letzte Formatierungen hinzufügen. Die Voransicht aktualisiert sich live (hier für Paperwhite)
In der Content-Ansicht kann der Nutzer letzte Formatierungen und Store-Links (s.o.) hinzufügen. Die Voransicht aktualisiert sich live (hier für Paperwhite)

Zweitens fehlen dem Programm noch ein paar Fähigkeiten – was allerdings vor allem für Sachbuch-Autoren interessant sein dürfte. Zwischen-Überschriften erscheinen nicht im Inhaltsverzeichnis. Es gibt weder Tabellen noch Indizes.

Drittens sind in einigen der Designs englische Begriffe (meist “Chapter”) fest einprogrammiert. Um diese durch deutsche Wörter zu ersetzen, muss der Nutzer nach der ePub-Generierung das ePub-File mit Sigil öffnen und nacharbeiten. Leider ist das von Vellum generierte Mobi-File auf diese Weise nicht nutzbar. Sie können aber auch ePubs bei Amazon hochladen.

Einen Sonderweg geht Vellum auch beim Preis. Sie können die Software kostenlos herunterladen. Wollen Sie allerdings ein eBook generieren, müssen Sie eine Lizenz kaufen. Das kostet Sie 25 Dollar (für ein Buch in allen Formaten), 75 Dollar (für zehn eBooks) oder 150 Dollar (für unbegrenzt viele eBooks). Dabei handelt es sich um eine temporäre Preisaktion, der Normalpreis ist jeweils doppelt so hoch.

Fazit

Roman-Autoren bietet Vellum eine bequeme Möglichkeit, auf dem Mac ein gut aussehendes eBook zu erzeugen – mit dem kleinen Haken, dass einige Designs wegen des “Chapters” noch nachbearbeitet werden müssen. Für Sachbücher ist das Programm derzeit noch zu begrenzt.