Kooperation unter Autorinnen und Autoren: wo sie hilft und wo sie aufhören sollte

Jedes Jahr erscheinen in Deutschland 80.000 neue Bücher – allein aus Verlagen, und es kommen vielleicht noch einmal halb so viele von Selfpublishern hinzu. Da könnte man ja glauben, dass der Markt gesättigt und jedes neue Buch der Feind jedes alten ist. Aber Bücher sind keine Fernseher und keine Autos. Die ca. 80 Millionen Bewohner Deutschlands kaufen im Schnitt alle fünf Jahre einen Fernseher (früher waren die Abstände doppelt so groß, aber die Technik entwickelt sich schneller weiter) und noch seltener ein neues Auto. Bücher jedoch kaufen sie mehrmals im Jahr. Bei 80 Millionen sind doch 80.000 verschiedene Titel gar nicht mehr so viel.

Noch besser wird das Verhältnis, wenn man sich die besten Kundinnen der Autorinnen ansieht: die Vielleserinnen (Männer sind immer mitgemeint, aber Frauen sind in allen drei Gruppen in der Mehrheit). Deshalb haben schlaue Schreibende längst erkannt, dass die Autorin von nebenan keine Konkurrentin ist – und dass man gemeinsam viel weiter kommt. Wo bietet sich nun für Selfpublisher eine Zusammenarbeit an? Und gibt es – wir denken an das Kartellrecht für Firmen – Bereiche, wo man besser nicht zusammearbeitet?

Gemeinsam schreiben

Zusammen mit anderen ist schon der erste Schritt leichter: Wenn Sie zu zweit 75.000 Wörter schreiben wollen, sind das für jede nur noch 37.500. Manche Autorenpaare schreiben immer gemeinsam (Rose Snow, BC Schiller…), andere finden sich zu längerfristigen Projekten zusammen (etwa einer gemeinsamen Reihe oder Serie) und manche wollen einfach nur mal ausprobieren, wie das Schreiben als Duo funktioniert. Gemeinsame Veröffentlichungen haben viele Vorteile:

  • Ansprechen einer größeren Fanbasis
  • Weniger Arbeit für den einzelnen
  • Schnellere Erscheinungsweise (in manchen Genres sehr wichtig)
  • Nutzung unterschiedlicher Fertigkeiten (der eine schreibt gern Klappentexte, die andere hat eine Dialog-Begabung)

Wer nicht gleich gemeinsam schreiben will, könnte auch mit gegenseitigem Testlesen starten – für einen fremden Text hat man oft einen besseren Blick als für den eigenen.

Gemeinsam vermarkten

Die Vermarktung ist die zweite große Aufgabe für Selfpublisher. Auch hier bieten sich Kooperationen an. Manchmal laufen diese informell (man lernt sich mal irgendwo kennen und empfiehlt sich dann weiter), manchmal bilden sich feste Gruppen. Was kann man alles teilen:

  • Wissen, Erfahrungen und Meinungen (“welches Cover ist am besten?”)
  • Buchempfehlungen in den sozialen Medien
  • Newsletter-Platzierungen (sehr effizient, wenn es thematisch passt)
  • Lesungen
  • Messe-Auftritte
  • Gewinnspiele

Vielleicht ist eine Anregung für Sie dabei?

Bloß nicht: Rezensions-, Kauf- und Seitenlesetausch

Die Aufforderung liest man ab und zu in Büchergruppen bei Facebook: “Schreib mir eine Rezension, dann schreibe ich dir eine.” Bei anderen Motiven soll man im Austausch das Buch des “Kooperationspartners” per KindleUnlimited lesen, es kostenlos herunterladen oder kaufen.

All das widerspricht den Amazon-Bedingungen. Rezensionen dürfen nicht von Bedingungen abhängig gemacht werden. Eine Gegen-Rezension ist nichts anderes als eine Bezahlung. Beide Autoren bringen sich mit solchen Deals in Teufels Küche! Ähnliches gilt für die Manipulation der Charts oder der gelesenen Seiten durch irgendeine Art von Deal.