Einsteiger-Tipp: Fünf Schritte, mit denen Sie am besten ins Self Publishing starten

KDP Select, ISBN, Distributor, VLB, Impressum, Cover, Lektorat – wer als Self-Publishing-Neuling einschlägige Foren oder auch die Selfpublisherbibel liest, fühlt sich schnell erschlagen. So viel ist zu beachten, alles muss der verlagsfreie Autor selbst erledigen. Aber keine Sorge. Selbst die erfolgreichsten Self Publisher haben klein angefangen, mit dem allerersten Schritt. Natürlich werden Sie Fehler machen, das ist völlig normal – aber das sollte Sie nicht davon abhalten, einfach anzufangen. Ich empfehle, in diesen Schritten vorzugehen:

0. Was Sie für den Anfang benötigen

Sie brauchen natürlich ein Manuskript, etwas, das Sie veröffentlichen können. Manch frisch gebackener Indie-Autor hat schon eine Verlagstour hinter sich und ein oder gar mehrere Texte in der Schublade. Andere müssen ihre Ideen erst noch in Romanform gießen.

Welches Werkzeug Sie dafür benutzen, ist nicht besonders wichtig. Viele Autorinnen und Autoren arbeiten mit Word oder OpenOffice. Andere bevorzugen speziell für Autoren geschaffene Textprogramme wie Papyrus Autor oder Scrivener.

Ein Gewerbe müssen Sie übrigens nicht anmelden: Das Schreiben und Verkaufen eigener Bücher ist eine freiberufliche Tätigkeit. Natürlich müssen Sie Ihre Einnahmen am Jahresende versteuern.

1. Lassen Sie Ihr Manuskript lesen

Leser, die bei einem Onlinehändler auf ihr Buch stoßen, haben daran dieselben Anforderungen wie an einen Titel aus einem Verlag. Das heißt, es muss fehlerfrei und in sich stimmig sein. Dafür brauchen Sie normalerweise die Hilfe eines Lektors. Im Selfpublishing-Markt finden Sie eine große Auswahl freier Lektoren.

Wenn Sie allerdings meinen Kostenrechner “Was kostet mein Buch?” ausprobiert haben, ist Ihnen angesichts der Preise vielleicht die Lust am Self Publishing an sich vergangen. Lektoren sind fast immer ihr Geld wert und eigentlich chronisch unterbezahlt.

Wenn Sie sich aber partout kein Lektorat leisten können, versuchen Sie es doch mal mit einer Alternative. Viele erfolgreiche Autoren geben unter der Hand zu, dass ihre ersten im Self Publishing veröffentlichten Titel nicht von einer Profi-Lektorin gelesen wurden, sondern von einer guten Freundin oder der Schwiegermutter. Sie brauchen einen (besser mehrere) Menschen mit Abstand zum Text und guten Deutsch-Kenntnissen. Ihr Probeleser sollte sich auch trauen, die innere Logik Ihres Buches in Frage zu stellen. Reagieren Sie offen auf die Einwendungen Ihrer Testleser – setzen Sie im Zweifel vielleicht sogar deren Meinung über Ihre eigene.

Ein Wort noch zum Titel Ihres Romans: Beachten Sie, dass sich der Titel von anderen unterscheiden muss. Das sollten Sie nicht erst prüfen, wenn Ihr Buch bereits online ist.

2. Entwerfen Sie Cover und Klappentext

Es gibt viele Wege, zu einem tollen Buchumschlag (Cover) zu kommen.  Wenn Sie grafisch nicht wirklich begabt sind, würde ich es nicht mit einer Eigen-Anfertigung probieren, zumal Sie schon für unter 100 Euro brauchbare Cover kaufen können (ich gebe hiermit zu, dass ich mein allererstes eBook mit einem selbst gestalteten Cover in den Handel gebracht habe – es hat sich trotzdem sehr gut verkauft).

Denken Sie aber daran, dass das Umschlagbild das erste und oft auch einzige ist, was ein potenzieller Käufer zu sehen bekommt. Erst, wenn er oder sie daraufhin den Titel angeklickt hat, darf Ihr Klappentext sich austoben: Ein Text, der Ihr Buch beschreibt, ohne zu viel zu verraten, der den Käufer neugierig macht und schließlich zum Kaufen animiert. Lassen Sie den Klappentext ebenfalls von Dritten lesen!

3. Wandeln Sie Ihr Manuskript in ein eBook um

Potenzielle Käufer in eBook-Läden zu erreichen ist weitaus einfacher, als ein gedrucktes Buch unter die Leute zu bringen. Wenn sich Ihr eBook gut verkauft, können Sie immer noch eine gedruckte Ausgabe nachschieben. Nur, damit Sie die Dimensionen abschätzen können: Die meisten Self Publisher (auch ich) verkaufen auf zehn eBooks nicht mehr als ein Taschenbuch.

Um aus dem Manuskript ein eBook zu machen, sollten Sie ein gutes Werkzeug nutzen. Die oben erwähnten Papyrus Autor und Scrivener können eBook-Dateien im ePub-Format direkt exportieren. Wenn Sie mit Word oder OpenOffice gearbeitet haben, empfehle ich immer Jutoh. Das Programm ist relativ einfach nutzbar und gleichzeitig so mächtig, dass Sie auch später als erfahrener Self Publisher noch gern damit arbeiten werden. Wenn Sie sich den Umgang damit nicht zutrauen, fragen Sie am besten einen eBook-Dienstleister; der Service kostet unter 100 Euro.

Warnen muss ich in diesem Zusammenhang vor der Konvertier-Software Calibre. Calibre scheint einfach, aber Sie glauben gar nicht, wieviele damit verhunzte eBook-Dateien ich schon reparieren durfte. Das Problem ist nicht die Software an sich. Profis können damit perfekte eBooks erzeugen. Doch Calibre ist einfach zu tolerant und macht auch aus fehlerhaften Eingabe-Dateien noch irgendwie eBooks. Das ist im Privatbereich praktisch und sogar erwünscht (Hauptsache, der Text ist lesbar), doch die eBook-Händler beschweren sich dann, wenn sie solche Ergebnisse hochladen.

4. Stellen Sie Ihr eBook bei Amazon ein

Angesichts der aktuellen Amazon-Diskussion scheint dieser Rat vielleicht unpopulär, aber Amazon ist und bleibt der beste und bequemste Weg, Ihr Buch auf Markttauglichkeit zu testen. Andere eBook-Händler wie die Tolino-Allianz machen es Self Publishern noch immer deutlich schwerer, echte Erfolge zu erreichen. Das liegt daran, dass es trotz der unermüdichen Arbeit des für Selfpublishing bei Tolino zuständigen Anbieters Tolino Media immer noch weitaus schwieriger ist, bei den Tolino-Händlern eine gute Position (und damit zahlreiche Verkäufe) zu erreichen. Gründe dafür sind einerseits die Vielfalt der Plattformen (eine #1 bei Thalia ist nicht auch #1 z.B. bei Weltbild), andererseits die Ranking-Mechanismen (wo es auf Umsatz statt auf Verkaufszahlen ankommt) beim wichtigsten Tolino-Händler Thalia und seinen Töchtern.

Wenn Sie Ihren ersten Bestseller gelandet haben, können Sie immer noch darüber nachdenken, Ihr Werk auch Lesern auf anderen Plattformen anzubieten. Vielleicht hilft Ihnen der Erfolg bei Amazon dann sogar dabei. Wenn Sie mit einer Anmeldung bei kdp.amazon.de starten, müssen Sie sich keine Gedanken über ISBNs, das VLB, die Preisbindung und ähnliches machen. Amazon fordert nicht einmal ein Impressum (ich würde trotzdem zu einem Impressum raten).

Sie können leicht unter eigenem oder fremdem Namen veröffentlichen, bekommen ihre Einnahmen (70 Prozent des Nettopreises, wenn Ihr eBook über 2,99 Euro und unter 9,99 Euro kostet) schnell ausgezahlt und behalten die komplette Kontrolle über Klappentext, Preis und so weiter. Lediglich das Festlegen der Preise ist etwas tricky – lesen Sie am besten hier nach. Was Ihr eBook kosten sollte, können Sie bequem über meinen Preisrechner für eBooks ermitteln.

Amazon bietet Ihnen auch die Teilnahme am KDP-Select-Programm an. Nutzen Sie diese Möglichkeit (nach 3 Monaten können Sie kündigen): Nicht wegen der dann möglichen Verschenkaktionen, sondern weil Ihr eBook dann auch ausgeliehen werden kann. Das verschafft Ihnen ein zusätzliches Buchregal.

5. Werben Sie für Ihr eBook

Ein neu veröffentlichtes Buch landet in einem Teufelskreis: Da es noch von niemandem gekauft wurde, taucht es in keiner Kategorie im Bestseller-Ranking auf. Da es aber nirgends sichtbar ist, kann es auch niemand kaufen.

Diesen Teufelskreis müssen Sie durchbrechen. Das derzeit wirksamste Mittel ist dabei eine Preisaktion, also eine vorübergehende Preissenkung. Sie richtet sich an Schnäppchenjäger, die Ihr Buch dann durch ihre Käufe in sichtbare Bestenlisten-Ränge bringen.

Allerdings passiert auch hier wieder nichts, wenn niemand davon weiß. Ich empfehle deshalb die Ankündigungsdienste XTME und Lesen.net. Eine Liste weiterer Anbieter von Werbung für eBook-Preisaktionen finden Sie hier.

Die mit KDP Select möglichen Verschenkaktionen würde ich zunächst eher nicht nutzen. Natürlich sollten Sie auch (vorsichtig) bei Facebook, Twitter und so weiter die Werbetrommel rühren.

Glückwunsch, Sie haben es geschafft

Damit haben Sie Ihr erstes eBook auf dem Markt. Wie Sie nun weiter vorgehen, hängt von Ihren Wünschen und Zielen ab. Vielleicht lohnt es sich nun, über Distributoren auch auf anderen Kanälen zu verkaufen. Vielleicht sollten Sie als nächstes aber auch lieber ein Taschenbuch produzieren.

Womöglich haben die Leser auch Fehler im eBook gefunden, die Sie nun mit Hilfe eines Profi-Lektors und ihrer bisherigen Einnahmen ausmerzen können. Wollten Sie das Cover nicht schon immer von einem Grafiker überarbeiten lassen? Oder fragen Ihre Leser schon nach einem Nachfolger Ihres Buches, den Sie dann besser gleich als später schreiben?

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