eBook-Cover: Was Sie beachten sollten, wer es gestaltet und was es kostet

Das Cover, die Titelseite, ist der wichtigste Teil eines eBooks – jedenfalls wenn Sie Ihr Buch auch verkaufen wollen. Stellen Sie sich einen potenziellen Käufer vor, der in einem eBook-Laden nach neuem Lesematerial stöbert. Er öffnet die Charts oder seine Lieblingsrubrik und hat eine Liste mit 20 Titeln vor sich, deren Namen sich oft ähneln. Dazu gibt es etwa briefmarkengroße Bildchen.

Zwei Augen wandern über die Seite, vielleicht nehmen sie sich 20 Sekunden Zeit oder auch eine Minute – doch pro Titel bleibt nicht mehr viel. In dieser kurzen Spanne muss Ihr Buch dem potenziellen Käufer auffallen, ihn zu einem Klick verleiten. Eine schwere Aufgabe, denn alle anderen Autoren haben natürlich ähnliches im Sinn. Was sollten Sie beachten, damit die Verkaufschancen Ihres Buches nicht schon beim Anblick des Covers vorüber sind?

1. Gestaltung des Covers

Die optische Gestaltung ist eine reine Geschmacksfrage“. Das höre ich oft. Es ist aber falsch. So, wie es in der Rechtschreibung Gesetze gibt, gibt es auch bei der Covergestaltung Regeln. Ein Cover, das diesen Regeln folgt, gefällt dem Kunden nicht zwangsläufig, so wie ein orthografisch korrekter Text auch nicht unbedingt jedem Leser gefällt. Verletzt das Cover jedoch die Regeln, fällt das dem Betrachter auf jeden Fall auf – nämlich unangenehm, auch wenn er vielleicht nicht genau sagen kann, was ihn stört. Wenn Sie (wie ich auch) keine Erfahrung in Gestaltung haben, holen Sie sich deshalb am besten professionelle Hilfe (siehe unten).

Wenn Sie einen Designer engagieren, hat der aber nicht unbedingt Erfahrung mit eBooks, deshalb müssen Sie ihn mit den speziellen Erfordernissen dieses Genres briefen. Dazu gehört vor allem: Das Titelbild muss in Briefmarkengröße ebenso wirken wie in mittlerem und Großformat. Das betrifft sowohl die Typografie als auch die Bildmotive. Sie müssen dem Designer unbedingt auch mehr verraten als nur den Titel des Buchs. Denn ein Cover muss erstens zum Genre passen. Wenn der Kunde auf ein nach Science Fiction aussehendes Cover klickt, danach aber ein High-Fantasy-Roman erscheint, ist er enttäuscht. Das Titelbild muss zweitens auch den Inhalt des Buches widerspiegeln, ohne zu viel zu verraten.

Auf das Cover gehören der Titel und der Name des Autors oder der Autorin. Alles andere ist fakultativ. Einige Autoren fügen noch das Genre hinzu oder auch die Art des Inhalts. Das kann hilfreich sein, um falsche Erwartungen (und damit schlechte Rezensionen) zu vermeiden. Eine “Kurzgeschichte” oder eine “Fantasy-Novelle” ist eben weniger umfangreich als ein Roman. Bei Serientiteln sind die Erwartungen an den Umfang bei vielen Lesern auch etwas geringer.

Speziell bei Amazon wichtig: Sie dürfen bei KDP im Feld “Titel” gemäß den Amazon-Richtlinien nur eintragen, was auch auf dem Cover zu sehen ist. Das beachten zwar viele Autoren nicht (um in der Suche besser dazustehen) – doch Amazon geht zunehmend gegen diesen Missbrauch des Titelfeldes vor.

eBook-Cover besitzen keine Rückseite. Gedruckte Bücher aber sehr wohl. Diese füllen Sie mit dem Klappentext, einer kurzen Autoren-Biografie, dem Barcode und der ISBN.

Bitte kein 3D: Sie wirken zwar optisch gefällig, doch kein eBook-Anbieter mag sie – Cover in 3D-Optik. Verzichten Sie auf diese Spielerei oder setzen Sie sie höchstens auf Ihrer eigenen Homepage ein.

2. Technische Anforderungen

Die technischen Anforderungen an das Cover sind von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich. Grundsätzlich fahren Sie mit Jpeg-Dateien im RGB-Farbraum gut. Amazon empfiehlt ein Seitenverhältnis von 16:10 (Höhe zu Breite), wobei die längere Seite mindestens 2500 Pixel haben sollte. Diese Monster-Datei, das so genannte Marketing-Cover, sollten Sie allerdings nur bei KDP hochladen, nicht aber in das eBook selbst einbinden (“eBook-Cover”, ist Pflicht), da es sonst zu groß wird und (bei Amazon) die Datenübertragungsgebühr Ihren Gewinn schmälert. Erstellen Sie für das eBook selbst daraus am besten eine Datei mit 1024 Pixeln Höhe, und zwar in Farbe.

Dieses verkleinerte eBook-Cover können Sie auch in der ePub-Datei verwenden. Kobo und Apple erlauben für den Shop (Apple auch für das eBook) als maximale Größe für das Cover zwei Megabyte.

Bei Apple dürfen (und sollen, sonst wird’s pixelig) eBook-Cover die Auflösung des Retina-iPad haben, also 2048 x 1536 Pixel (als Mindestmaß gibt Apple 1400 Pixel Breite an). Das Seitenverhältnis beträgt hier 4:3, das sollte Ihr Designer berücksichtigen.

Wenn Sie beabsichtigen, später vielleicht auch ein Taschenbuch aus Ihrem eBook zu machen, sollten Sie sich unbedingt die originale Photoshop-Datei mit allen Textebenen geben lassen. Daraus kann ein Layouter dann ein vernünftiges Buch-Cover bauen.

3. Wer gestaltet mein Cover?

Hier gibt es eine ganze Reihe Auswahl an Optionen, die sich an unterschiedlich große Geldbeutel richten.

Selber machen – kostenlos

Das Cover für mein allererstes eBook habe ich selbst gestaltet, auf Basis eines Fotos, das mir ein netter Kollege kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Ich würde heute nicht mehr so vorgehen, aber der Vorteil, dass keine Kosten anfallen, ist für zaghafte Gehversuche mit einem eBook nicht von der Hand zu weisen. Ein eindrucksvolles Foto mit der zum Genre passenden Typografie (bloß nicht “Comic Sans” als Schriftart, keine Kursivschrift für Sachbücher) kann bereits professionell wirken.

Beachten Sie aber, dass Sie das kommerzielle Nutzungsrecht des Fotos erwerben müssen, wenn Sie es nicht selbst geschossen haben. Manche Foto-Datenbanken erlauben Ihnen kostenlos nur die nicht-kommerzielle Nutzung. Zudem erlauben manche Foto-Datenbanken zwar die Nutzung im Buch, jedoch nicht als Cover.

Von Software-Cover-Gestaltern, die Amazon KDP und die meisten Distributoren auch anbieten, sollten Sie eher keine Wunder erwarten. Ebensowenig halte ich von Buchcover-Software (wie etwa “Bookcover Pro” oder “Magic eCover”), die Sie für ein paar Dollar im Internet downloaden können. Hier kommen Sie vielleicht im Sachbuch-Bereich zum Ziel, aber auch nur, wenn Sie sich mit Gestaltung auskennen. Und dann können Sie ja auch gleich Ihre Lieblings-Designsoftware benutzen…

Vielleicht kennen Sie auch einen Grafiker, der Ihnen als kleinen Gefallen in der Freizeit ein Cover erstellt? Revanchieren Sie sich mit dem, was Sie können, und schreiben Sie vielleicht einen tollen Text für seine Website oder empfehlen Sie seine Arbeit…

Vorgefertigte eBook-Cover – ab 50 Euro

Statt mit einer Bahn Stoff zum Schneider zu gehen, können Sie Cover auch von der Stange kaufen. Auf den vorgefertigten Titelbildern fehlen nur noch Ihr Name und der Buchtitel. Es gibt eine ganze Menge Anbieter dafür im Netz, stöbern Sie am besten ein wenig. Der größte Nachteil besteht darin, dass das Motiv vielleicht nicht perfekt für Ihr Buch passt. Deshalb ist es hilfreich, bei möglichst vielen Anbietern im Regal nachzusehen. Kleinere Anpassungen sind meist für einen geringen Aufpreis zu haben.

Die Anbieter haben die Fotorechte für ihre Cover bereits geklärt. Achten Sie aber darauf, dass Sie die Rechte an einem Design exklusiv bekommen, also nicht auch andere Autoren denselben Umschlag verwenden dürfen. Wollen Sie das Cover später auch für ein Taschenbuch verwenden, müssen Sie oft draufzahlen. Das gilt ebenso, wenn Sie eine Buchserie planen: Die Cover-Lizenzen werden nur für ein einziges Buch vergeben.

Zu den deutschen Anbietern gehören Book-Cover.eu, eCoverBook, Wortflow oder Vercodesign. US-Anbieter gibt es inzwischen wie Sand am Meer, googlen Sie einfach nach “premade ebook covers”. Hier finden Sie meist eine weit größere Auswahl als bei den deutschen Designern, allerdings läuft auch die Korrespondenz in englischer Sprache.

Das Cover per Ausschreibung – ab 279 Euro

Gute Erfahrungen habe ich mit dem Ausschreibungs-Dienst 99Designs gemacht, vor allen dann, wenn ich selbst gar keine genaue Vorstellung von der Gestaltung eines Covers besitze. Dieser Anbieter ermöglicht Ihnen, Ihr Projekt einer ganzen Reihe von Grafikern aus aller Welt vorzustellen, die dann konkrete Vorschläge für ein Cover machen.

Der Prozess dauert sieben Tage, in denen Sie möglichst regelmäßig Feedback geben sollten. Wichtig ist auch eine möglichst gute Projektbeschreibung in englischer Sprache, damit die Grafiker nicht in die falsche Richtung arbeiten. Am Ende des Verfahrens wählen Sie aus all den Vorschlägen den Gewinner aus, der (abzüglich einer Provision für 99designs) den von Ihnen gesetzten Preis erhält.

Ein Cover kostet Sie hier ab 279 Euro (Bronze-Level). Ich investiere allerdings in der Regel lieber 500 Euro, angesichts der Arbeit, die die Designer in den Prozess stecken. Generell gilt: Je höher Ihr Angebot ist, desto mehr Beteiligung können Sie im Wettbewerb erwarten. Die besten Designer engagieren sich nur, wenn Ihr Preis stimmt.

Eine Alternative dazu ist designenlassen.de.

Das Cover vom Designer – verhandelbar

Ein individuelles Cover vom Designer dürfte die Königsoption sein. Zumindest, wenn der Grafiker Sie versteht. Das merken Sie nur im Gespräch. Vorab sollten Sie Arbeitsproben etc. begutachten, um zu sehen, ob der Stil der Arbeit Ihnen liegt und zu Ihrem Projekt passt. Gute Cover-Designer finden Sie zum Beispiel in der Rubrik Cover-Design des Selfpublishing-Markt.de. Rechnen Sie hier mit Preisen ab 250 Euro. Und klären Sie vor Auftragsvergabe, was alles inklusive ist: Wer bezahlt die Lizenzen für verwendete Grafiken? Wieviele Korrekturdurchläufe akzeptiert der Grafiker, wieviele Vorschläge unterbreitet er ihnen? Und was bekommen Sie am Ende: E-Book-Cover, Printcover, gar beides, und wer erhält die Original-Dateien?