Nur wer nichts tut, macht keine Fehler. Ich gebe zu: als ich im Mai 2011 mein erstes Buch bei KDP hochlud, habe ich mich diverser Fehler schuldig gemacht. Immerhin war ich ja auch ein blutiger Anfänger in Sachen Selfpublishing. Ich hatte Glück: das Buch entwickelte sich trotzdem zum Bestseller.
So etwas kann heute immer noch passieren, doch es ist nicht mehr sehr wahrscheinlich. Denn nach vier Jahren KDP sind viele Indie-Autor*innen zu Profis geworden. Wer jetzt einsteigt, muss ein Buch vorweisen können, das trotz starker Konkurrenz eine gute Figur macht. Dabei hilft es enorm, die gängigen Anfänger-Fehler zu vermeiden. Hier meine persönliche Hitliste, ungefähr in der Reihenfolge der Häufigkeit:
1. Zu viele Rechtschreibfehler
Die meisten Leser*innen haben weder Germanist studiert noch Deutsch. Sie können schwer in Worte fassen, welche stilistischen Fehler der Autorin oder dem Autor eventuell unterlaufen sind. Die Schule hat ihnen aber ein Gefühl für die Orthografie der deutschen Sprache vermittelt. Finden sie schon auf den ersten Seiten der Leseprobe offenkundige Rechtschreibfehler, dann hat das Buch seinen Stempel weg und wird entweder nicht gekauft oder in einer Rezension verrissen. Ein Korrektorat ist das mindeste, das man, selbst wenn keinerlei Budget vorhanden ist, seinem Buch angedeihen lassen sollte.
2. Laienhafter Buchumschlag
Das Cover ist das allererste, das einem potenziellen Käufer ins Auge fällt. Eigentlich wissen das die meisten, aber trotzdem unterliegen viele einer Fehleinschätzung. Passendes Foto, Titel, Autorenname, so viel kann man doch gar nicht falsch machen? Falsch. Ein Bild aus einer Datenbank in Photoshop mit einem Titel zu beschriften, macht daraus noch lange kein professionell erscheinendes Cover. Bild und Typografie müssen eine Einheit bilden und zum Thema des Buches passen. Als Einsteiger*in fehlt Ihnen dafür der professionelle Blick. Mein erstes Cover war aus heutiger Sicht auch grausam… Suchen Sie sich lieber professionelle Hilfe.
3. Wahl des falschen Preises
Da haben Sie nun zwei Jahre an Ihrer Geschichte gesessen, haben mit ihren Protagonisten gelitten, sich ein professionelles Lektorat gegönnt – und nun stehen Sie vor dem Problem der Preisfindung. Eigentlich ist Ihr Werk unbezahlbar, aber Sie sehen ein, dass es einen Preis bekommen muss. Verlagstitel kosten 13,99 oder 8,99 Euro und werden gekauft. Gut, vielleicht ein bisschen darunter gehen? Sind 6,99 Euro für Ihren Roman nicht angemessen?
Nein.
Wenn Sie als Anfänger*in mit 6,99 Euro starten, werden Sie nicht viel Freude am Betrachten der Verkaufszahlen haben. Benutzen Sie meinen Preisrechner, um den passenden Preis für Ihr eBook zu finden. Es kommen 99 Cent heraus? Das kann sein, wenn Sie in einem heiß umkämpften Genre veröffentlichen. Aber der Preis Ihres Buches muss dem entsprechen, was es den Käufer*innen wert ist, und das richtet sich nach Angebot und Nachfrage. Trennen Sie diese Zahl gedanklich von dem Wert, den das Buch für Sie persönlich hat. Als Ihr erstes Werk wird es für Sie immer unbezahlbar bleiben.
4. Zu wenig Aufmerksamkeit für den Klappentext
Falls Ihr Cover es geschafft hat, den potenziellen Interessenten zum Klicken zu verleiten, haben Sie nur noch eine Aufgabe vor sich: Aus dem Klick muss ein Kauf werden. Dafür ist der Klappentext zuständig. Leider steht das Formulieren dieses Textes oft am Ende eines langen Weges.
Anfänger*innen wollen nun endlich fertig werden und das Buch auf den Markt bringen. Ihre Geduld ist erschöpft, und zwar genau zum falschen Zeitpunkt. Reaktivieren Sie beim Schreiben des Klappentextes noch einmal all Ihre Schöpferkraft! Niemand wird Ihren Roman lesen, wenn nicht zuvor der Klappentext das richtige Maß an Überzeugungsarbeit geleistet hat. Lassen Sie sich dabei gern helfen, legen Sie den Text anderen vor.
5. Rezensionen durch Verwandte und Freunde
Niemand kauft gern die Katze im Sack – oder ein Buch ohne Rezensionen. Und ein Buch, das nicht gekauft wird, wird auch nicht rezensiert. Es bietet sich an, diesen Kreis mit Hilfe von Freunden und Familie zu durchbrechen. Wer aus der Verwandtschaft hat denn einen Amazon-Account?
Mein Tipp: lassen Sie es. Gefälligkeits-Rezensionen sind fast immer erkennbar und helfen Ihnen nicht weiter, im Gegenteil. Starten Sie lieber eine Leserunde auf einer Social-Reading-Plattform. Das beschert Ihnen fundierte, ehrliche Besprechungen, die Käufer*innen auch als solche erkennen.
6. Persönliche Betroffenheit bei Verrissen
Es wird nicht lange dauern, dann haben Sie Ihren ersten Verriss. Selbst wenn Ihr Buch bis dahin allen Lesern und Leserinnen gefallen hat (vielleicht sogar weil Ihr Buch bis dahin allen gefiel), wird es irgendwann einem Menschen in die Hände fallen, der vielleicht gern widerspricht, womöglich einen schlechten Tag hatte, der grundsätzlich gern anderen in die Suppe spuckt oder dem Ihr Buch einfach nicht gefallen hat. Wenn Sie Pech haben, formuliert dieser Mensch seine Abneigung in hässlichen Worten. Dagegen können Sie nichts tun. Amazon wird die Rezension nicht löschen, wenn sie nicht gerade voller Schimpfwörter steckt. Selbst wenn der Rezensent oder die Rezensentin Ihren Plot verrät, wird Amazon nicht tätig.
Mein dringender Tipp: üben Sie sich in buddhagleicher Ignoranz. Ommmm… Kommentieren Sie nicht. Wenn der Verriss ungerechtfertigt ist, werden Ihre anderen Leser*innen das merken. Wenn Wahrheit darin steckt, korrigieren Sie die Fehler. Aber bleiben Sie ruhig, zetteln Sie keine Diskussion an und trösten Sie sich damit, dass eine 1-Stern-Rezension Ihr Buch glaubwürdiger macht.
7. Zu hohe Erwartungen
Manchmal ist das erste Buch eines Neulings zwei Wochen nach Erscheinen bereits ein Bestseller. Das passiert aber sehr selten. In aller Regel werden Ihre Verkaufszahlen mittelmäßig bis schlecht ausfallen. Das ist normal und zu erwarten. Sie sind schließlich neu, Sie haben noch keine Fans.
Als Selfpublisher*in brauchen Sie vor allem Geduld! Vermarkten Sie Ihr Buch nach bestem Wissen, und schreiben Sie parallel am nächsten. Erst wenn nach dem dritten oder vierten Buch immer noch kein Erfolg eintritt, müssen Sie Ihre Strategie überdenken.