Social-Reading-Plattformen im Vergleich: Was Autoren davon haben

Das Goodreads-Profil der Autorin Marah Woolf

Gemeinsames Lesen (und damit sind nicht die Oben-Ohne-Buchclubs in New York gemeint, sondern entsprechende Web-Angebote) gilt manchen als die Zukunft – andere ziehen sich doch lieber allein mit ihrer Lektüre ins Bett zurück. Doch unabhängig davon, wie Sie als Leser zum Thema “Social Reading” stehen: Als unabhängiger Autor können Sie es sich kaum leisten, dieses Phänomen zu ignorieren. Denn wenn Sie nicht dabei sind, unterhalten sich die Nutzer eben ohne Sie über Ihre Bücher.

Es existieren mittlerweile allerdings schon mehrere Plattformen. Alle sind kostenlos – der Preis ist also kein limitierender Faktor. Da das Zeitbudget eines Autors jedoch nicht unendlich ist, müssen Sie sich entscheiden: Welche Social-Reading-Community ist die beste für Sie? Im folgenden deshalb ein kleiner Vergleich.

Goodreads

Goodreads ist mit 25 Millionen Mitgliedern weltweit der Elefant der Branche – und gehört inzwischen zu Amazon. Die Seite ist noch nicht komplett ins Deutsche übersetzt, das sollte aber nicht stören. Ihre Facebook-Freunde finden Sie dort schon mit großer Wahrscheinlichkeit. Auch zu deutschen Büchern haben die Nutzer schon zahlreiche Rezensionen verpasst.

Für Autoren gibt es das “Author Program“, für das Sie sich kostenlos anmelden können. Bedingungen dafür gibt es nicht – jeder ist willkommen, der bereits eine Veröffentlichung in der Goodreads-Datenbank hat. Da die sich unter anderem aus Amazon speist, sind die Hürden wirklich niedrig.

Direkte Folge der Anmeldung als Autor ist zunächst ein entsprechender Button im Profil. Autoren bekommen zudem mehr Möglichkeiten als in jeder anderen Bücher-Community. Sie können Events (Lesungen etc.) ankündigen, Bücher verschenken, Frage-Antwort-Gruppen einrichten, Videos posten, ihr Blog einbinden, bezahlte Werbung schalten… Allein die Erforschung der Möglichkeiten braucht schon seine Zeit.

Einen Nachteil hat die Plattform allerdings: Durch die Vielzahl der Features, die teilweise nur für US-Leser interessant sind, fühlen sich deutsche Nutzer eventuell überfordert oder allein gelassen. Sie müssen als Autor Ihre Leser also bewusst an Goodreads heranführen.

Lovelybooks

Lovelybooks, eine Holtzbrinck-Tochter, ist das deutsche Äquivalent zu Goodreads. Hier geht es deutlicher ordentlicher zu. Straff geregelt ist allerdings auch der Zugang: Nur, wer mindestens eine Verlags-Veröffentlichung vorweisen kann, darf als Autor teilnehmen. Ausnahmen gibt es lediglich für Nutzer von Neobooks (ebenfalls Holtzbrinck-Tochter), die zugleich Qindie-Mitglied sind.

Allerdings brauchen Sie das Autoren-Logo nicht, um das wichtigste Feature von Lovelybooks zu nutzen: die Leserunde (siehe “Wie Leserunden bei Lovelybooks funktionieren“). Dieses (bis auf die Kosten für die zu verschenkenden Bücher) kostenlose Mittel eignet sich sehr gut dazu, Rezensionen zum eigenen Werk zu erhalten. Einige der Teilnehmer posten diese nicht nur auf Lovelybooks selbst, sondern auch auf ihren Blogs oder bei Amazon.

Ebenfalls recht beliebt, aber von zweifelhafter Wirkung sind die zahlreichen Listen (“Bester Fantasy-Autor” etc.), über die Lovelybooks-Nutzer abstimmen können. Hier können Sie sich auch selbst eintragen.

Flipintu

Flipintu ist eine Neugründung, die sich noch in der Betaphase befindet. Autoren können sich hier als Verleger anmelden. Das kostet nichts – und es gibt auch keine Einstiegs-Voraussetzung. Sie können dann eigene Kanäle (wie den der Selfpublisherbibel etwa) erstellen und darüber eigene Inhalte (etwa aus dem Blog) in die verschiedenen Kategorien einstellen. Flipintu-Nutzer bekommen diese dann je nach selbst definierten Interessen angezeigt.

Eine zweite interessante Option bietet sich bei Anmeldung als Blogger: Dann lassen sich eigene eBooks mit einem Provisionsmodell verkaufen (wie hier geschildert). Derzeit ist der Effekt allerdings noch minimal – die Plattform ist einfach noch zu klein. Ob und wie schnell sich das ändert, wird sich zeigen müssen.

Whatchareadin

Whatchareadin ist eine unabhängige Plattform, die der Autor und Programmierer Helmut Pöll vor ein paar Wochen gestartet hat. Auch hier gilt natürlich ähnliches wie bei Flipintu: die Seite muss ihre Nützlichkeit erst noch beweisen.

Allerdings sind die Vorteile für Autoren bereits jetzt klarer definiert als bei der Konkurrenz: Autoren können Leserunden abhalten, Gewinnspiele veranstalten, Preisaktionen ankündigen, Rezensionsexemplare vergeben, Diskussionsgruppen einrichten und Veranstaltungen eintragen. Für die Registrierung existieren dabei keine Hürden, und Whatchareadin kassiert auch keine Gebühren.

Wichtig dürfte hier vor allem sein, dass Whatchareadin schnell zahlreiche Leser als Nutzer gewinnt – ohne Publikum wäre der Autorenauftritt dort nur zeitraubend.

Rezensionen bei Whatchareadin
Rezensionen bei Whatchareadin