Nachdem ich in der vergangenen Woche hier praktische Geschenke für Autorinnen und Autoren vorgestellt habe, sind heute die Leser an der Reihe. Natürlich können Sie nicht jedem Leser mal eben zu Weihnachten oder zum Geburtstag einen Blumenstrauß schenken. Die Präsente müssen Sie am Ende von Ihrem Honorar zahlen – es kann also nicht um den materiellen Wert gehen, sondern um den ideellen.

Amazon hat in den USA das Rezensionssystem umgestellt – und zwar für alle Artikel auf Amazon.com, auch für Kindle-eBooks. Ab sofort stellt die Sternchen-Bewertung nicht mehr das arithmetische Mittel über alle Kundenbewertungen dar. Stattdessen spielen mehrere Faktoren eine Rolle:

die Hilfreich-Klicks der anderen Nutzer
das Alter einer Rezension
ob es sich um verifizierte oder nicht verifizierte Käufe handelt

Eine interessante neue Werbemöglichkeit bietet die Website Was-lese-ich.de: Sie empfiehlt Lesern neuen Lesestoff entsprechend den Ingredienzien eines Werkes, also etwa “Traurigkeit”, “Magie” oder “Humor”. Die Seite ist übersichtlich und ansprechend gestaltet – einziges Problem sind die derzeit noch knappen Inhalte. Das sollte sich aber mit zunehmendem Bekanntheitsgrad ändern.

Das derzeit wohl wichtigste Buzzword der Buchbranche heißt “Discoverability”. Es erscheinen immer mehr Titel, so die Idee dahinter, unter denen Käufer auswählen müssen, die Auswahl wächst, aber nicht die (echte oder digitale) Regalfläche, und E-Books sind dabei mangels Dinglichkeit noch ganz besonders unsichtbar. Wie schafft man es, dass ein Werk trotzdem noch von seinem Leser entdeckt wird? Das ist das Discoverability-Problem, Sascha Lobo nannte es gerade den “eiligen Gral der E-Book-Welt”, dessen Lösung jedes Unternehmen geradezu versprechen muss, das als innovativ gelten will.

Nun ist die Buchbranche weder die erste noch die einzige, die damit kämpft. Besonders ausgeprägt und für jedermann nachvollziehbar verläuft der Kampf um die Sichtbarkeit im Web, in den Ergebnislisten der Suchmaschinen. “Search Engine Optimisation” ist längst ein Muss, viele Unternehmen beschäftigen dazu teure Berater. Spannend ist dabei, wie weit die Technik hier schon gekommen ist. Nachdem in den ersten Jahren noch technische Tricks und Formeln geholfen haben (“nennen Sie das Keyword mindestens x mal, aber mit einem Abstand von y Wörtern”), ist die Technik bei Google & Co. inzwischen so weit, dass in den meisten Fällen vor allem eines belohnt wird: gute Inhalte (“content”).

Wie hat sich der Start von KindleUnlimited in Deutschland am 7. Oktober bisher ausgewirkt? Für eine endgültige Zusammenfassung der Folgen der Lese-Flatrate für Autoren ist es bisher sicher noch zu früh.

Aber es gibt ein paar Tendenzen zu beobachten, die in manchen Aspekten auch für mich überraschend, in anderen vielleicht beruhigend sind.

Buchpreise und KindleUnlimited

Kurz nach Start der Flatrate schossen all die Titel nach oben, die der Leser ohne Flatrate zu einem relativ hohen Preis hätte kaufen müssen. Das hat sich interessanterweise schon wieder abgeschwächt: Sowohl die Verkaufscharts als auch das Beliebtheitsranking zeigen heute wieder ein ähnliches Bild wie kurz vor dem Start von KindleUnlimited, mit einer klaren Dominanz günstiger Titel – abgesehen von eBooks, die durch aktuelle Ereignisse gefragt sind (Lenz, Modiano, Neuhaus…).

Gemeinsames Lesen (und damit sind nicht die Oben-Ohne-Buchclubs in New York gemeint, sondern entsprechende Web-Angebote) gilt manchen als die Zukunft – andere ziehen sich doch lieber allein mit ihrer Lektüre ins Bett zurück. Doch unabhängig davon, wie Sie als Leser zum Thema “Social Reading” stehen: Als unabhängiger Autor können Sie es sich kaum leisten, dieses Phänomen zu ignorieren. Denn wenn Sie nicht dabei sind, unterhalten sich die Nutzer eben ohne Sie über Ihre Bücher.

Es existieren mittlerweile allerdings schon mehrere Plattformen. Alle sind kostenlos – der Preis ist also kein limitierender Faktor. Da das Zeitbudget eines Autors jedoch nicht unendlich ist, müssen Sie sich entscheiden: Welche Social-Reading-Community ist die beste für Sie? Im folgenden deshalb ein kleiner Vergleich.

Kaum erschienen – und schon ist auch das neueste Werk in den einschlägigen Raubkopierer-Börsen erhältlich. Irgendein (Sie entschuldigen den Begriff, aber hier passt er:) Arschloch hat das Ergebnis von Monaten harter Arbeit hochgeladen, sodass es nun weltweit umsonst bereitsteht.

Harte Diskussionen mit dem Lektor, Nachtschichten und die damit verbundene Müdigkeit am Arbeitsplatz, die Familie, die sich vernachlässigt gefühlt haben muss – und dann kommt ein Blödmann daher, stiehlt die Früchte und fühlt sich im schlimmsten Fall auch noch als eine Art Robin Hood. Ich gebe zu, das ist schwer zu verkraften.

Trotzdem gibt es im Grunde nur eine einzige passende Reaktion.