Sie haben es wirklich probiert: haben ein, zwei, drei Bücher geschrieben, viel Geld für ein Lektorat ausgegeben, eine Website und eine Facebook-Seite aufgemacht, Sie sind in Lesergruppen auf Facebook unterwegs, posten Fotos bei Instagram, machen Leserunden bei Lovelybooks und twittern ab und zu. Aber trotzdem klappt es nicht mit der Autor*innen-Karriere. Ihre Bücher verkaufen sich nicht, jedenfalls nicht so gut, wie es Ihr Konto gern hätte. Was ist da los? Was läuft schief?
So allgemein lässt sich das zwar nicht in jedem Fall beantworten, aber es gibt ein paar Trends, die ich in solchen Fällen immer wieder beobachte. Wenn Sie die folgenden Punkte lesen, sagen Sie vielleicht als erstes: Oh, das betrifft mich gar nicht. Oder: Nein, das stimmt nicht, ich bin anderer Meinung. Das ist okay. Vielleicht schauen Sie noch einmal ganz genau nach, ob nicht doch ein wahrer Kern darin steckt, den die jedem Kreativen innewohnende Eitelkeit gern ignorieren würde. Das wäre zutiefst menschlich.
Welche Gründe könnte es also geben, warum Sie noch nicht erfolgreich sind?
1. Das Produkt stimmt nicht
Sie können sich bei der Vermarktung abstrampeln, wie Sie wollen, Sie können das durchschlagendste Cover überhaupt haben – wenn das Buch seine Leser nicht überzeugt, dann wird es sich nicht verkaufen. Nach den Rezensionen Ihrer Freunde und Ihrer Familie, die gar nicht anders können, als Ihr Schreiben zu lieben, kommen unweigerlich die ersten Leser-Besprechungen und ziehen den Bewertungsschnitt Ihres Buches nach unten.
Die gute Nachricht: Diese Ursache für Erfolglosigkeit kommt überraschend selten vor – zumindest bei Autorinnen und Autoren, die ernsthaft an kommerziellem Erfolg interessiert sind und ihr Buch deshalb zuvor ins Lektorat geschickt haben. Einzige, seltene Ausnahme: der Lektor hat schlechte Arbeit abgeliefert – auch in dieser Branche gibt es natürlich schwarze Schafe.
2. Die Verpackung stimmt nicht
Meist liegt eine Gemengelage von Ursachen aus diesem Bereich vor. Bevor jemand Ihr großartiges Buch kauft, muss ihn oder sie die Verpackung davon überzeugt haben. Die besteht zuallererst aus dem Cover – aber nicht nur. Vergleichen Sie ganz selbstkritisch: Wie macht sich Ihr Buch zwischen den Bestsellern seiner Kategorie? Passt es hinein? Es darf auf keinen Fall selbstgemacht aussehen. Auf dem Weihnachtsmarkt verkaufen sich selbstgemachte Dinge, im Buchmarkt nicht. Vielleicht hat Ihr Grafiker Sie schlecht beraten, oder Sie haben ihm zu enge Vorgaben gemacht? Hören Sie nicht auf Ratschläge von Freunden oder Kollegen à la “Ich finde dein Cover okay”. Und glauben Sie nicht der Behauptung “Cover sind Geschmacksfrage”. Ob ein Cover einen professionellen Eindruck macht, ist definitiv keine Geschmacksfrage. Ob es zum Genre und zu den Käufererwartungen passt ebensowenig.
Doch nicht nur das Cover spielt eine Rolle: Der Klappentext sollte Ihr bestes Stück Text sein, das Sie in den vergangenen zehn Jahren geschrieben haben. Wenn Sie unsicher sind: fragen Sie, z.B. Ihre*n Lektor*in. Nicht jeder gut Schreibende kann auch verkaufsfördernde Klappentexte schreiben – es ist keine Schande, sich die Schwäche einzugestehen und um Hilfe zu bitten.
3. Der Preis stimmt nicht
“Ich habe ein Jahr daran gesessen, da kann ich es doch nicht für … verschleudern”: Diese Aussage gehört zu den sieben häufigsten Einsteiger-Fehlern im Selfpublishing. Den Käuferinnen und Käufern ist das völlig egal! Sie zahlen den Preis, den sie für angemessen halten. Und das können bei einem völlig unbekannten Autor auch schon mal 99 Cent sein. Generell sollten Sie nicht über 3,99 € gehen, es sei denn, Sie schreiben Sachbücher in einer sehr engen Nische. Die gute Nachricht: Sie verdienen dann pro Exemplar ja immer noch mehr als Ihnen ein Verlag bei einem 8,99-€-Titel zahlen würde! Am Ende kommt es doch darauf an, dass die Summe stimmt, die Ihnen der Buchhändler überweist.
4. Die Strategie stimmt nicht
Letztes Jahr haben Sie einen Krimi geschrieben. Der lief ganz okay. Danach haben Sie es mit einem Liebesroman probiert, weil da der Markt größer ist. Und jetzt haben Sie Lust auf Fantasy. Das Problem dabei: Sie müssen mit jedem Buch ganz von vorn anfangen. Die Leser*innen, die Ihren Krimi gut fanden, werden kaum romantische Stories lesen wollen. Nun können Sie natürlich gern schreiben, wozu Sie Lust haben – aber dann dürfen Sie sich nicht darüber beschweren, dass Ihr Name auch nach dem dritten Buch noch unbekannt ist!
Wenn Sie wirklich vom Schreiben leben wollen, müssen Sie einigermaßen systematisch vorgehen. Das Grundprinzip besteht darin, aus Käufern, die Ihr Buch gut fanden, Fans zu machen. Fans tragen sich in Ihren Newsletter ein (am besten), abonnieren Ihre Facebook-Seite (hilft weniger, da Facebook hier die Hoheit hat) und folgen Ihnen bei Amazon (sehr effizient, aber auch hier hat jemand anders die Finger auf den Daten). Der Newsletter ist der Grundstein Ihrer Autorenlaufbahn, aber er wächst nur, wenn Sie nach dem ersten Krimi einen zweiten und dritten schreiben. Experimentieren können Sie später, wenn der wirtschaftliche Erfolg eingetreten ist. Oder Sie scheren sich eben nicht um den wirtschaftlichen Erfolg – aber dann lassen Sie bitte auch das Wehklagen (wobei das natürlich zum Frustabbau hilfreich sein kann, also klagen Sie ruhig).
5. Die Erwartungen stimmen nicht
Erfolg ist relativ. Manche Autor*innen sind stolz, wenn zehn Menschen ihr Buch gelesen haben. Das ist eine schöne Zahl! Falls Sie sich einen Bestseller versprochen, aber ein “Geht so”-Buch bekommen haben, liegt das vielleicht an zu hohen Erwartungen. Genre-Mischungen verkaufen sich zum Beispiel eher nicht so gut. Und manche Nischen sind eben nicht so groß, dass Sie da 100 Bücher am Tag verkaufen könnten. Hier hilft ein bisschen Vorab-Recherche. Aber werfen Sie nicht zu früh die Flinte ins Korn, sondern bleiben Sie geduldig: Auch fünf sich mittelprächtig verkaufende E-Books ergeben in der Summe einen Bestseller!