Mehr als drei Viertel der deutschen Self Publisher nutzen Facebook. Auf den ersten Blick scheint das soziale Netzwerk ganz einfach: Ich befreunde mich mit einem anderen Nutzer oder klicke den “Gefällt mir”-Button seiner Seite – und ab sofort zeigt mir Facebook an, was dieser Nutzer zu sagen hat.
Tatsächlich ist es nicht so simpel. Zuckerberg und seine Ingenieure haben sich Algorithmen ausgedacht, die bestimmen, wessen und welche Beiträge ein Nutzer wie oft auf den Bildschirm bekommt. Das Ziel besteht natürlich darin, Sie so lange wie möglich bei Facebook zu halten. Das ist nicht verwerflich – das Netzwerk benimmt sich dabei wie ein guter Gastgeber, der seinen Gästen gezielt interessante Gesprächspartner vorstellt, damit sie Spaß auf der Party haben. Und wer Spaß hat, wirft vielleicht auch ab und zu einen Blick auf die Anzeigen, mit denen Facebook Geld verdient.
Nicht all diese Algorithmen verrät Facebook. Manches haben Experten durch Versuch und Irrtum herausbekommen, anderes beschreibt Facebook selbst. Vor einiger Zeit hat man z.B. das Verfahren aktualisiert, das relevante Beiträge auswählt: Mit dem Ziel, all die Beiträge auszufiltern, die im “Heftig”-Stil um Klicks betteln (“Du ahnst ja nicht, was in diesem Video passiert”). Was können Sie sonst noch falsch machen – und wie erreichen Sie Ihre Fans und Freunde am besten? Die folgenden Tipps geben einen Überblick.
1. Posten Sie interessante Inhalte
Über allen Tricks und Kniffen wird die Grundregel des Webs gern mal vergessen: Nur wer etwas zu sagen hat, wird auch gelesen. Wann immer Facebook seine Algorithmen aktualisiert hat, ging es fast immer darum, interessante von irrelevanten Inhalten zu trennen.
Doch was ist interessant? Das hängt natürlich vom Leser ab. In den Fachmedien kursiert dazu die Formel I * P * C * T * R (Interest * Post * Creator * Type * Recency). Die Relevanz eines Beitrags errechnet sich demnach aus dem Interesse eines Nutzers am Verfasser des Postings, dem Interesse anderer Nutzer an diesem Beitrag, der Relevanz anderer Beiträge desselben Verfassers, dem Interesse des Lesers am speziellen Typ des Postings (Bild, Video, Link, Text) und der Aktualität.
2. Bewegen Sie die Nutzer dazu, mit Ihrem Beitrag zu interagieren
Zu den wichtigsten Kriterien, mit denen Facebook die Qualität eines Postings beurteilt, gehört, wie groß der Anteil der Interaktionen unter den Lesern ist. Je öfter jemand kommentiert, teilt oder klickt, desto höher ist die Chance, dass der Beitrag auch anderen gezeigt wird. Je öfter ein User mit Ihren Texten interagiert hat, desto wahrscheinlicher bekommt er auch Ihre nächsten Beiträge angezeigt. Womit interagieren Nutzer am liebsten? Das hängt sehr von Ihren Nutzern ab. Sie können z.B. Fragen stellen oder Ihre Meinung zu einem Thema begründen.
Aber: betteln Sie nicht um Likes und Kommentare! Facebook geht in letzter Zeit verstärkt gegen Klick-Bettelei vor und straft entsprechende Inhalte ab. Es ist ebensowenig zielführend, Freunde “wegen des Algorithmus” gezielt zum Kommentieren eines Beitrags aufzufordern. Facebook nennt das “Engagement Baiting“. Die Reichweite Ihrer Beiträge wird dadurch eingeschränkt, nicht erhöht!
3. Erklären Sie den Inhalt von Links
Beim richtigen Teilen von Internet-Seiten auf Facebook ist das Ergebnis ein Beitrag mit hübschem Vorschau-Bild. Facebook versucht neuerdings aber auch, die Art des Einleitungs-Textes zu erkennen. Beschreiben Sie knapp, was der Leser zu sehen bekommt, wenn er den Link anklickt. Versuchen Sie nicht, ihn im Heftig-Style durch geheimnisvolle Worte zum Klicken zu bewegen. Verwenden Sie beim Verlinken keinen Link-Verkürzer wie bit.ly.
4. Nutzen Sie Bilder und Videos
Bilder und Videos werden gern von anderen Usern geteilt. Benutzen Sie jedoch diese Funktion nicht, wenn Sie eigentlich einen Link teilen wollen. Bei Videos beurteilt Facebook auch, wie lange ein User zugeschaut hat – Sie sollten also vermeiden, allzu lange Filme hochzuladen.
5. Erwähnen Sie andere User und Facebook-Seiten
Sie können in Ihren Beiträgen auch andere Nutzer oder Seiten erwähnen. Es besteht eine gewisse Chance, dass dann auch die Freunde beziehungsweise Fans dieser Nutzer / Seiten Ihren Beitrag zu sehen bekommen. Nutzen Sie diese Funktion aber nur, wenn es wirklich relevant ist, ansonsten laufen Sie Gefahr, dass Ihr Beitrag als Spam gemeldet oder ausgeblendet wird. Zum Verlinken anderer Seiten reicht es oft, innerhalb des Postings deren Namen einzutippen. Passiert daraufhin nichts, geben Sie ein @-Zeichen ein.
6. Schreiben Sie, wenn Ihre Leser aktiv sind.
Die Aktualität eines Beitrags spielt eine große Rolle bei der Berechnung, wie relevant er für Ihre Leser ist. Sie sollten also idealerweise dann posten, wenn auch Ihre Leser online sind. Wann das ist, hängt natürlich von Ihrem Publikum ab.
7. Schreiben Sie kurz und knackig
Gerade in sozialen Medien lesen Nutzer lieber Kurztexte als lange Ergüsse. Wenn Sie viel zu sagen haben: Schreiben Sie lieber einen Blogeintrag und verlinken Sie diesen auf Ihrer Facebook-Seite. Auf dem Handy werden sogar noch weniger Zeichen Ihres Textes angezeigt.
8. Menschen mögen Gefühle
Sie lesen Facebook-Beiträge zwar auf einer Maschine, doch trotzdem gilt die alte Regel des Journalismus: Menschen interessieren sich vor allem für andere Menschen. Schreiben Sie über sich, schreiben Sie emotional, und bleiben Sie dabei authentisch.
9. Sorgen Sie für Abwechslung
Menschen werden gern überrascht. Menschen langweilen sich schnell. Weisen Sie nicht jeden zweiten Tag auf Ihre Bücher hin. Wenn die Nutzer beginnen, Ihre Beiträge zu verbergen, verlieren Sie schnell massiv an Reichweite. Überlegen Sie, was Sie selbst gern lesen würden: Werbung für bestimmte Produkte gehört sicher nicht dazu.
10. Teilen macht Freude
Teilen Sie selbst auch, was Ihnen interessant erscheint und was für Ihre Nutzer spannend sein könnte. Das macht nicht nur Ihre eigene Seite interessanter, es motiviert die Verfasser der geteilten Inhalte auch oft dazu, sich bei Gelegenheit zu revanchieren. Vermeiden Sie andererseite reine Gefälligkeits-Shares oder -Likes: Wenn Ihre eigenen Leser die geteilten Inhalte voraussichtlich eh nicht mögen, erweisen Sie damit weder dem Verfasser einen Gefallen noch sich selbst.
11. Spammen Sie neue Freunde nicht mit Einladungen zu
Ich gebe zu, das ist ein ganz persönlicher Tipp, deshalb die Nummer 11, der nirgendwo in den Facebook-Richtlinien erwähnt ist. Es passiert manchmal, dass ich eine Freundschaftsanfrage akzeptiere – und gleich danach kommt die Einladung, die Facebook-Seite des neues Kontaktes zu liken. Bitten Sie neue Bekanntschaften auch immer gleich um einen Gefallen? Denken Sie daran: Facebook ist ein soziales Netzwerk. Und beim Umgang mit Menschen gelten, egal ob im Netz oder offline, die Grundregeln der Höflichkeit.