Lovelybooks ist eine deutsche Plattform, die zur Holtzbrinck-Verlagsgruppe gehört. Sie hat sich dem so genannten “Social Reading” verschrieben – Leser können gemeinsam Bücher lesen, sich dazu austauschen, Rezensionen verfassen, an Wettbewerben teilnehmen und Empfehlungen weitergeben und erhalten. Größter US-Wettbewerber ist die inzwischen von Amazon aufgekaufte Plattform Goodreads, die allerdings hierzulande noch deutlich weniger Nutzer hat.
Auch Autoren können sich bei Lovelybooks anmelden. Ihr Account erhält dann eine Feder als spezielles Kennzeichen. Allerdings besteht Lovelybooks normalerweise darauf, dass ein Autor mindestens eine Verlagsveröffentlichung nachweisen kann. Diese Vorschrift wird ziemlich konsequent ausgelegt, auch wenn ich Beispiele kenne, bei denen schlussendlich darauf verzichtet wurde. Veröffentlichungen bei Zuschuss-“Verlagen” oder PoD-Anbietern zählen nicht.
Seit 2016 können unabhängige Autoren sich als Selfpublisher anmelden. Statt der Autorennadel gibt es dann ein Buch-Icon am Profilbild. In den normalen Autorenlisten erscheinen Selfpublisher nicht. Lovelybooks weist sie im Menüpunkt Autoren aber extra aus. Selfpublisher können wie bisher Leserunden und Buchverlosungen bei LovelyBooks durchführen, jetzt aber zusätzlich auch ihre Autorenseite selbst bearbeiten und so zum Beispiel eine Vita und ein Autorenfoto einstellen. Auch die Werbeangebote auf LovelyBooks können Selfpublisher nutzen, um auf ihr Buch beziehungsweise auf ihre Aktionen aufmerksam zu machen. Hier können, sagte mir Lovelybooks, “die Selfpublisher gerne direkt auf uns zukommen, damit wir ein individuelles Angebot erstellen können”.
Ganz egal, ob Ihnen die Registrierung als Autor oder als Selfpublisher gelungen ist oder nicht – eine der interessantesten Funktionen von Lovelybooks steht Ihnen in jedem Fall zur Verfügung, auch als ganz normaler Leser: die Leserunde. Dabei lesen zehn, zwanzig oder mehr Leser gleichzeitig ein Buch, tauschen ihre Eindrücke aus und formulieren schließlich meist auch eine Rezension. Erwarten Sie dabe keine Gefälligkeiten, die Lovelybooks-Nutzer sind meist Vielleser und geben ihre Meinung nicht zimperlich wieder.
Falls Ihr Buch nicht hält, was es verspricht, haben Sie danach ein paar 1- oder 2-Stern-Rezensionen bei Amazon. Wenn Sie aber ordentliche Arbeit abgeliefert haben, werden Sie auch mit guten Rezensionen belohnt, die von den Teilnehmern der Leserunde nicht nur bei Lovelybooks, sondern oft auch noch auf diversen Blogs und meist auch bei Amazon online gestellt werden.
Im Vergleich zu einer Verschenkaktion bei Amazon hat eine Leserunde den potenziellen Vorteil, dass Sie die richtigen Leser für Ihr Buch finden, die sich darum beworben haben, mitlesen zu dürfen – und nicht per Zufall nur Schnäppchenjäger, denen Ihr Buch nichts wert ist, weil sie es umsonst bekommen haben. Das hat Lovelybooks auch dem Ansprechen von Blog-Rezensenten voraus, die oft von Verlagen mit Lesematerial überschüttet werden.
Wie läuft eine Leserunde ab?
Eine Leserunde besteht im Groben aus vier Phasen. Ihre Anwesenheit ist dabei jederzeit erforderlich. Sie sollten keine Leserunde starten, wenn Sie nicht sicher sind, für den Zeitraum von wenigstens zwei Wochen, am besten aber mindestens drei Wochen regelmäßig online zu sein.
1. Die Einladung
Wenn Sie bei Lovelybooks eingeloggt sind, klicken Sie auf “Home“. Dann klicken Sie auf “Neues Thema erstellen” und wählen als Art des Beitrags “Leserunde“.
Geben Sie im folgenden Fenster den Titel Ihres Buch ein. Falls es noch nicht in der Liste erscheint, können Sie es über den Support hinzufügen lassen. Dann müssen Sie mit der Leserunde noch etwas warten. Es ist nicht Bedingung, dass das Buch bei einem Verlag erschienen sein muss: Wenn es eine ISBN hat oder in der Amazon-Datenbank enthalten ist, ist es bei Lovelybooks schon erfasst, wird bald erfasst (bei Neuerscheinungen) oder lässt sich hinzufügen.
Bestimmen Sie dann, wie lange sich Leser bewerben können. Ich empfehle wenigstens eine Woche, damit Sie auch selbst die Werbetrommel rühren können. Tragen Sie ein, wieviele Bücher Sie vergeben. Sie können gedruckte Titel und eBooks vergeben, auch gemischt. Die Beteiligung ist allerdings höher, wenn Sie gedruckte Bücher vergeben. eBooks sind natürlich günstiger und leichter zu verschicken.
Beschreiben Sie Ihr Buch so, dass Sie die richtigen Mitglieder ansprechen. Niemand hat etwas davon, wenn sich Leser bewerben, die dann ein ganz anderes Buch erwarten (und enttäuscht werden). Wenn Sie jedoch die passenden Leser für Ihr Buch begeistern können, haben Sie vielleicht schon Ihre ersten Fans.
Unterthemen können Sie auch später noch anlegen, aber wenn Sie gerade dabei sind… Ich empfehle, je nach Umfang des Titels so viele Unterthemen anzulegen, dass die Leser ihre Eindrücke geordnet vorbringen können. Es werden nämlich nicht alle gleich schnell lesen. Wer schneller liest, zeigt sich vielleicht schon von Kapitel 15 enttäuscht, während andere noch in Kapitel 3 stecken. Nehmen Sie die Aufteilung vielleicht so vor:
- Cover
- Kapitel 1-5
- Kapitel 6-10
- Kapitel 11-15
- …
- Kapitel 25-32
- Gesamteindruck
Jetzt sollten Sie in Ihren sozialen Netzwerken oder unter Lovelybooks-Freunden ein bisschen um Teilnahme werben. Es ist immer gut, eine freundliche Seele an Bord zu haben.
2. Die Bewerbung
Sobald Sie den Beitrag abgeschickt haben, werden erste Bewerbungen eintrudeln. Abhängig vom Genre können Sie mit 30-50 Bewerbungen rechnen (falls Sie, wie vorgeschlagen, gedruckte Bücher vergeben). Sie können Ihre Bücher unter allen Bewerbern verlosen. Das ist der übliche Weg. Wenn Sie einen Bewerber aber besonders interessant finden (weil er etwa eine besondere Beziehung zum Sujet des Buchs hat), können Sie ihn auch außer der Reihe mit einem Exemplar bedenken.
Ich benutze zum Auslosen gern den List Randomizer: Einfach dort alle Namen untereinander einkopieren, dann auf “Randomize” klicken und die ersten X als Gewinner behandeln. Allen, die kein Printbuch bekommen haben, biete ich jeweils ein eBook als Trost an. Danach müssen Sie die Bücher verschicken, damit es schnellstmöglich losgehen kann. Wie Sie dabei vorgehen, hängt davon ab, wer Ihre Bücher druckt. Bei CreateSpace etwa könnten Sie den Preis auf das Minimum setzen, die Bücher für Ihre Mitleser kaufen und direkt an diese versenden lassen und dann den Preis wieder hochsetzen. Bei BoD oder ePubli erhalten Sie Autoren-Exemplare günstiger (bei CreateSpace auch, aber diese kommen aus den USA, das kann dauern).
3. Gemeinsam lesen
Nun geht es abschnittsweise voran. Ich finde es immer sehr spannend, wie meine Leser auf bestimmte Figuren reagieren, was sie spannend finden, was sie womöglich nicht verstehen. Manche Autoren nutzen Lovelybooks deshalb auch für eine Art Beta-Lesen, nämlich des Buchs vor der eigentlichen Veröffentlichung. Reagieren Sie zeitnah auf das, was Ihre Leser schreiben.
Vermeiden Sie jedoch eine Verteidigungshaltung: Sie müssen nicht alles gut finden, was ein Leser schreibt, doch Sie müssen seine Meinung Ernst nehmen. Wenn ein Leser etwas nicht versteht, was Sie völlig klar formuliert finden, liegt der Fehler sehr wahrscheinlich am Ende doch bei Ihnen.
4. Die Rezensionen
Die meisten Teilnehmer fassen ihre Eindrücke anschließend in einer Rezension zusammen. Ermutigen Sie sie, diese auch bei Amazon und den anderen eBook-Shops zu posten. Nicht nur 5-Stern-Rezensionen sind wertvoll! Auch gut begründete 3 oder 4 Sterne verleihen Ihrem Buch Glaubwürdigkeit. Auch Sie sollten zum Schluss Ihre Eindrücke zusammenfassen und sich bei den Mitlesern bedanken, aber das versteht sich ja von selbst.
Es verstößt übrigens nicht gegen die Amazon-Rezensionsrichtlinien, eine Rezension anhand eines kostenlosen Rezensionsexemplars zu verfassen.
Als Beispiel hier meine Leserunde zu Beishà – Getötet.