Ein gerade neu veröffentlichtes Buch gerät schnell in einen Teufelskreis: Niemand kauft es, weil es noch keine Bewertungen hat. Und niemand kann es rezensieren, weil es ja noch keine Käufer*innen gefunden hat. Wie befreien Sie sich am geschicktesten aus diesem Dilemma?
Der erste Impuls könnte dazu verleiten, ein paar gute Bekannte zu fragen. Geben Sie dem Drang nicht nach. Gefälligkeits-Rezensionen sind zumindest für geübte Lesende oft leicht erkennbar, etwa daran, was der Rezensent sonst so bespricht und was er in seinem Text schreibt. Und die Vielleser*innen sind gerade die, die Ihre wichtigste Zielgruppe darstellen. Davon abgesehen sind die Amazon-Algorithmen inzwischen sehr gut darin, Verbindungen zwischen Ihnen und Friends & Family zu erkennen. Solche Rezensionen werden dann gar nicht erst veröffentlicht oder verschwinden schnell wieder.
Aber wie erreichen Sie dann, dass jemand Ihr Werk ernsthaft bespricht, wenn es sich doch nicht verkauft? Dazu haben Sie sowohl kostenlose als auch kostenpflichtige Möglichkeiten.
Kostenlos zur Rezension
Wichtigste Quelle von Rezensionen sind ganz sicher die Leserinnen und Leser Ihres Buches. Im Nachwort sollten Sie deshalb neben dem Hinweis auf Ihren Newsletter auch erklären, wie wichtig Besprechungen für den Buchverkauf sind.
Im zweiten Schritt können Sie Ihr Buch natürlich Buchblogger*innen des passenden Genres anbieten oder auch bei Rezi-Suche.de Rezensenten suchen. Nachteil: das kann dauern; zumindest ist ein hohes persönliches Engagement nötig. Deshalb empfehle ich immer eine Leserunde, die Sie bei Plattformen wie Lovelybooks oder auch auf Ihrer Facebook-Seite abhalten können.
Bei einer Leserunde lesen Sie Ihr Buch gemeinsam mit Leser*innen, die sich um die Teilnahme beworben haben. Das ist spannend und ermöglicht direktes Feedback – am Ende steht aber auch meist eine Rezension. Bei 20 Teilnehmenden können Sie mit zehn Rezensionen rechnen. An Aufwand fallen entsprechend 20 gedruckte Exemplare und Ihre private Zeit (etwa eine halbe Stunde täglich über zehn Tage) an. Den genauen Ablauf habe ich hier geschildert.
Gegen Gebühr zur Rezension
An dieser Stelle eine dringende Warnung: Sollte Ihnen jemand anbieten, Rezensionen gegen Bezahlung zu verfassen – vergessen Sie’s. Es ist zwar nicht a priori illegal, und in den USA gibt es durchaus renommierte Dienste, die einen solchen Service verkaufen. Kennzeichen eines seriösen Anbieters wäre zum Beispiel, dass die Rezension unabhängig vom Inhalt (gut oder schlecht) immer veröffentlicht wird.
Aber eine solche Besprechung hilft Ihnen nicht, weil sie nicht bei Amazon veröffentlicht werden darf. Amazon verbietet in seinen Richtlinien jegliche Art der Belohnung für eine Rezension. Dazu gehören “Bezahlung (in Form von Geld oder Geschenkgutscheinen), Bonus-Inhalte, Ermöglichen der Teilnahme an einem Wettbewerb oder Gewinnspiel, Rabatte für zukünftige Einkäufe, zusätzliche Produkte oder andere Geschenke”. Das einzige, was Sie legal tun dürfen: den Rezensenten das Buch kostenlos zur Verfügung stellen. Das sollte allerdings nicht in Form eines Geschenkgutscheins erfolgen, weil dieser als Bezahlung gilt.
Und doch gibt es völlig legale Möglichkeiten, gegen Bezahlung Rezensionen zu erhalten. Nämlich bei den Firmen Vorablesen.de und Netgalley.de. Beide funktionieren ähnlich, aber mit unterschiedlichen Zielgruppen. Vorablesen vermittelt Ihr Buch an 100 Leser*innen, die dann ihre Meinung dazu formulieren, ähnlich wie bei einer Leserunde, nur dass Ihre Beteiligung nicht nötig ist. Die dort registrierten Nutzer*innen sind erfahren, kritisch und ehrlich, ein schlechtes Buch fällt gnadenlos durch. Die Kosten sind recht hoch: Selfpublisher*innen zahlen pro Titel 750 Euro plus die Kosten für 100 gedruckte Exemplare. Wichtig: Sie müssen Vorablesen.de vor dem offiziellen Erscheinen Ihres Werks einbinden.
Netgalley arbeitet ähnlich, vermittelt Ihr Buch aber an Blogger*innen und andere regelmäßige Rezensenten, die dann auf ihren Blogs darüber schreiben – nach Erscheinen. Der Service ist um einiges günstiger, die aktuellen Kosten müssen Sie anfragen. Es kann allerdings etwas dauern, bis Sie hier Ergebnisse erhalten.
Ich hoffe, dass Sie mit diesen Tipps das oben geschilderte Dilemma lösen konnten. Ein Tipp zum Schluss: Auch für Rezensionen gilt das Urheberrecht. Das heißt, Sie müssen die Rezensenten fragen, wenn Sie ihre Worte etwa für den Klappentext verwenden wollen.