Wer auch eine Website betreibt, hat vermutlich schon von SEO gehört, der Kunst der “Search Engine Optimization“. Ihr Ziel besteht darin, immer dann ganz oben aufzutauchen, wenn ein Nutzer etwa bei Google oder Bing nach einem zur eigenen Website passenden Stichwort sucht. Google selbst sagt dazu: Schreibe ordentliche Web-Artikel, und deine Seite wird von selbst im Ranking aufsteigen. Trotzdem gibt es zu dem Thema Hunderte eBooks und Anleitungen sowie Firmen, die damit ordentliches Geld verdienen.
Falls Ihr eBook unter den bestverkauften eBooks bei Amazon ist, erreichen Käufer es über das umfangreiche Kategorie-System. Darüber verkauft es sich auch, wenn ein Amazon-Nutzer wie beim Buchhändler die (hier virtuellen) Regale abschreitet. Bei den beliebten Kategorien sind diese Regale jedoch überfüllt – Amazon zeigt hier immer nur die 100 meistverkauften Titel an. Das 101. Fantasy-Buch jedoch ist nur noch über die Suchfunktion auffindbar. Außerdem gibt es da noch die Käufer, die ihre Anfrage gleich im Suchfeld formulieren – entweder weil sie es aus dem World Wide Web gewohnt sind oder weil sie ein konkretes Problem haben.
Wie erreichen Sie es, dass bei einer solchen Amazon-Suchanfrage Ihr Buch ganz oben auftaucht? Die allgemeinen SEO-Tipps, die für Google etc. gelten, lassen sich hier nicht ohne weiteres übertragen. Im Kern der Amazon-Maschine steckt mit A9 zwar auch ein Suchdienst, doch der funktioniert anders. Die Produkt-Listings werden nach diesen drei Kriterien zusammengestellt:
- Bisherige Verkaufszahlen
- Mittlere Leserbewertung
- Relevanz des Produktnamens für die Suchanfrage
Ein neues oder schlecht bewertetes Buch hat es da schon einmal schwer – selbst wenn der Titel mit der Suchanfrage identisch ist, landet es nicht ganz oben, weil weniger relevante Bücher viel mehr Exemplare verkauft haben und besser bewertet sind.
Am besten wäre es also, Sie würden Ihr Buch einfach ganz oft verkaufen. Da das nicht funktioniert, wenn niemand Ihr Buch findet, beißt sich hier die Katze in den Schwanz. Sie können sich aber immerhin mit Maßnahmen behelfen, die Ihren Titel in seinen Kategorien nach oben bringen, also etwa Verschenkaktionen oder Rabatte. Wie die Amazon-Charts funktionieren, habe ich ausführlich hier beschrieben. Zudem sollten Sie überlegen, ob Ihr Buch in der richtigen Kategorie beheimatet ist – die beliebtesten Kategorien ziehen zwar viele Leser, aber auch viel Konkurrenz an.
Leserbewertungen sind der zweite wichtige Punkt – hier könnte Sie etwa eine Leserunde bei Lovelybooks weiterbringen. Ich rate dringend von dem Versuch ab, das System auszutricksen und auf Gefälligkeits- oder gar gekaufte Rezensionen zu setzen.
Bleibt Punkt 3 – die Relevanz. A9, Amazons Suchmaschine, bezieht dabei primär den Titel ein und sekundär die Beschreibung. Das Buch selbst durchsucht sie (jedenfalls an dieser Stelle) nicht. Sie müssen also selbst für Relevanz sorgen. Überlegen Sie: Wie würde ein potenzieller Käufer, der zur Zielgruppe gehört, nach Ihrem Buch suchen? Denken Sie sich mehrere Varianten aus und testen Sie diese. Melden Sie sich dazu am besten bei adwords.google.com an. Unter “Tools und Analysen” -> “Keyword-Planer” können Sie sich zu Stichwörtern und Kombinationen daraus das Suchvolumen angeben lassen. Google verrät Ihnen auch die Schärfe der Konkurrenz in diesem Umfeld. Die Anfragen sind zwar nicht 1:1 mit Amazon vergleichbar, aber da Amazon kein ähnliches Werkzeug anbietet, gibt es keine Alternative.
Ideal sind Zusammenstellungen von Suchwörtern, die weder trivial sind (also auf fast jedes Buch zutreffen) noch zu speziell (sodass kaum ein Käufer sie eingeben wird). Diese Begriffe sollten idealerweise im Buchtitel und in der Beschreibung auftauchen. Sie haben sich vielleicht schon gewundert, warum manche Autoren Kombinationen wie “der Thriller jetzt zum Sonderpreis” in den Buchtitel aufnehmen – das zielt auf genau solche Kundenanfragen ab. Aber Achtung: zu viel Optimierung kann Ihre Leser auch verschrecken. Ein Buchtitel muss ansprechend und interessant klingen, eine Beschreibung soll den Leser zum Kauf animieren. Wenn sie Wortwiederholungen enthält, ist das vielleicht für die Suchmaschine gut, schreckt aber Käufer ab.
Welche Rolle die Keywords spielen, die Sie beim Einstellen Ihres eBooks angeben, ist übrigens umstritten. Ich selbst halte sie für weitgehend sinnlos, aber es gibt Autoren, die darauf schwören. Amazon selbst verrät natürlich nichts. Es kann aber sicher nicht schaden, auch dabei die oben angegebenen Tipps zu beachten. In der Praxis spielen jedoch die genannten Faktoren 1 bis 3 eine weitaus größere Rolle.
Das gilt umso mehr für die Tags, deren “Optimierung” lange ein beliebter Zeitvertreib mancher Autoren war. Heute lassen sich Tags nur noch über http://www.amazon.de/gp/tagging/cloud einsehen. Über das kleine Suchfeld “Zum Tag” oben rechts kann man alle mit einem bestimmten Begriff versehenen eBooks einsehen und auch neue Titel zu einem bestimmten Tag hinzufügen. Für die Relevanz bei der Buchsuche spielen sie keine Rolle mehr – auch wenn manche Autoren-Ratgeber noch das Gegenteil behaupten. Ein beim Tag “Kindle Handbuch” vor meinem eigenen Kindle-Handbuch platzierter Titel taucht zum Beispiel in der Suche nach diesen Begriffen erst irgendwo am Listenende auf. Also investieren Sie die Zeit für das Tagging lieber in Ihre Bücher.