Gastbeitrag: Die sechs größten Irrtümer über Rezensionen

Meinen Kolleginnen und mir ist schon vor einer Weile aufgefallen, dass auf Amazon immer weniger rezensiert wird. Früher konnten wir uns fast täglich über neue Bewertungen freuen, jetzt behalten die Leser ihre Meinungen anscheinend lieber für sich. Warum ist das so? Ich habe mich mal umgehört und ein paar Aussagen von Nicht-Rezensentinnen gesammelt.

1. „Ich hab das noch nie gemacht.“ – So etwas kenne ich von mir selbst: Wenn ich etwas noch nie versucht habe, bilde ich mir oft schon im Vorfeld ein, dass es zu kompliziert ist. Vor allem, wenn es im Entferntesten mit Technik zu tun hat… Dabei ist es so einfach: Meldet euch bei Amazon an, geht auf die Produktseite des Buchs, scrollt ein bisschen nach unten, da steht: „Kundenrezension verfassen“. Sterne vergeben, ein paar Worte tippen, fertig!

2. „Ich kann das nicht so gut wie die Blogger.“ – Eine ausführliche Blogger-Rezension ist etwas Wunderschönes. Aber ihr müsst auch bedenken, dass Blogger oft mit Verlagen zusammenarbeiten, kostenlose Rezensionsexemplare bekommen oder das Ganze jedenfalls als sehr intensives Hobby betreiben. Niemand erwartet das von euch! Amazon verlangt nur 20 Wörter pro Rezension. „Dieses Buch hat mir wirklich gut/leider nicht gefallen, ich fand es äußerst spannend/langatmig und werde es meinen Bekannten auf jeden Fall/bestimmt nicht weiterempfehlen“: Klar wäre eine längere Begründung nicht schlecht, doch mit diesem Satz hätte man die nötige Wortanzahl auch schon erreicht.

3. „Es interessiert den Autor nicht.“ – Der wohl größte Irrtum in dieser Liste. Ich kann jetzt natürlich nur für meine lieben Autorenkolleginnen und mich selbst sprechen, aber wir lesen die Rezensionen zu unseren Büchern alle! Selbstverständlich freuen wir uns auch sehr über Rückmeldungen per Mail oder auf Facebook, aber die Sache ist die: Wenn man z.B. in einer Woche sieben positive Nachrichten bekommt und eine negative Amazon-Rezension, dann sieht es für die potentiellen Käufer trotzdem so aus, als sei das Buch nicht sonderlich gut. Und wer seine negative Meinung über ein Buch mitteilen will, der macht das meiner Erfahrung nach immer in Form einer Rezension, nicht per Mail. (Ich muss mich hier übrigens an die eigene Nase fassen: Man kann ja heutzutage nahezu alles rezensieren, auch Restaurants. Trotzdem mache ich das so gut wie nie. Okay, wenn ich mal was richtig Ekliges in meinem Essen finden würde, dann würde ich vermutlich eine schlechte Bewertung schreiben. Aber ich war doch schon so oft zufrieden, warum habe ich dazu nichts gepostet? Notiz an mich selbst: nicht nur meckern, sondern auch loben.)

4. „Es interessiert andere Leser nicht.“ – oder anders gesagt: „Ich selbst achte gar nicht auf die Rezensionen.“ Diese Behauptung höre ich in letzter Zeit immer wieder. Es mag vielleicht stimmen, dass nicht jeder sich die Zeit nimmt, alle Rezensionen zu einem Buch zu lesen, aber Hand aufs Herz: Wer von euch schafft es, die durchschnittliche Sterne-Anzahl komplett zu ignorieren, und überfliegt nicht mal die ersten paar Meinungen? Mir persönlich gelingt das nicht. Aber ich kann jetzt auch nicht NICHT an ein rosa Nilpferd denken, so sehr ich es auch versuche …

5. „Es nützt mir nichts.“ – Wisst ihr, wie oft ich mich an euer Feedback erinnere, während ich an einem Manuskript arbeite? Ich versuche aus jeder Rezension etwas für meine nächsten Projekte mitzunehmen! Klar haben meine Figuren auch ihr „Eigenleben“, aber ich möchte trotzdem so gut wie möglich das verstärken, was ihr besonders gern mögt, und das unterlassen, was euch nicht gefallen hat. Und ich wette, den meisten anderen Autoren geht es ähnlich! Das heißt also, durch eure Rezensionen erhöht ihr die Chance, das nächste Mal genau DAS Buch zu bekommen, das ihr euch wünscht. Und noch ein klitzekleiner positiver Nebeneffekt: Rezensionen bewirken oft einen wunderbaren Motivationsschub. Möglicherweise wird das Buch, auf das ihr gerade wartet, dann sogar früher fertig.

6. „Meine Rezension wurde mit ‚Nicht hilfreich‘ bewertet, also war sie wohl nicht gut und ich habe kein Talent zum Rezensieren.“ – Es gibt tausendundeinen Grund dafür, auf den “Nicht hilfreich”-Button zu klicken. Sei es, weil man anderer Meinung ist, weil man die eigene Rezension „hochzupushen“ versucht oder Dreck von der Maustaste kratzen wollte. Nicht hilfreich sind vor allem Beleidigungen, gefälschte Rezensionen und Spoiler. Wenn ihr verständlich macht, warum euch ein Buch gut oder nicht gut gefallen hat und dabei nicht zu viel von der Handlung preisgebt, dann ist eure Rezension hilfreich! Lasst euch bloß nicht verunsichern und schon gar nicht vom Rezensieren abbringen.

Diesen Beitrag hat die Autorin Kira Gembri zunächst auf ihrer Facebook-Seite veröffentlicht. Mit ihrer Genehmigung erscheint er hier – in der Hoffnung, dass er von den schreibenden Lesern mit den eigenen Fans geteilt wird…