Wer Reihen oder Serien schreibt, stößt über kurz oder lang auf das Thema “Sammelband”. Was gibt es dabei zu beachten, und wie stellen Sie so einen Band praktisch her?
Sammelband oder Bundle?
Ein Bundle ist eine Zusammenstellung mehrerer Bücher, wobei diese einzeln gebunden bleiben. Manchmal kommt noch ein Schuber aus Pappe drumherum. Über KDP oder Distributoren lassen sich Bundles nicht anlegen, da müssen Sie schon selbst aktiv werden via VLB und Großhandel und eine Druckerei. Ein Sammelband hingegen ist ein einzelnes Buch oder eine E-Book-Datei, die Sie über Ihren Dienstleister als separates Produkt anlegen müssen.
Welche Vor- und Nachteile hat ein Sammelband?
Wenn jemand den Sammelband kauft, müssen Sie ihn oder sie nicht mehr vom Kauf der Einzelbände überzeugen. Pro Sammelband kommen Sie auch auf deutlich mehr gelesene Seiten, zumal Leser*innen oft erst Band 1 kaufen oder leihen und dann den Sammelband, der natürlich Teil 1 ebenfalls enthält. Da Sammelbände meist relativ teuer sind, werden sie auch über Kindle Unlimited öfter ausgeliehen. Bei Tolino Media verkaufen sich Sammelbände überdurchschnittlich gut.
Nachteile: der Sammelband raubt den Einzelbänden Sichtbarkeit, weil sich die Käufe und Leihen aufteilen. Zudem sollten Sie einen gewissen Rabatt geben, damit sich der Kauf auch lohnt. Ebenfalls ein Nachteil: ein gedruckter Sammelband kann höchstens um die 800 Seiten dick sein.
Preisbildung beim Sammelband
Meist kosten Sammelbände etwas weniger als die Summe der Preise der Teile 2 bis Schluss einer Reihe. Wenn Sie also vier Einzelbände à 3,99 € haben, sollte der Sammelband demnach weniger als 4 x 3,99 € (= 15,96 €) kosten. Beachten Sie jedoch, dass Amazon via KDP ab Preisen von über 9,99 € nur noch 35 Prozent Honorar zahlt, also die Hälfte. Ein Sammelband für 15,96 € lohnt demnach weniger als einer für 9,99 €.
Gegen die Buchpreisbindung verstoßen Sammelbände übrigens nicht, da es sich um eigene Produkte handelt. Bundles hingegen dürfen nicht unter der Summe der Einzelpreise angeboten werden.
3D-Cover oder Neugestaltung?
Hier scheiden sich die Geister. Manche schwören auf eine 3D-Darstellung der Einzelbände, andere bevorzugen ein separat gestaltetes, flaches Cover. Beim gedruckten Sammelband kommt sowieso nur letzteres in Frage. Ich habe beides schon versucht und kann keine großen Unterschiede bei den Verkaufszahlen feststellen. Tolino Media und Apple akzeptieren allerdings keine 3D-Cover.
Sammelband erstellen
Hier gehen Sie genauso vor, wie Sie es von den Einzelbänden gewöhnt sind. Am bequemsten ist es mit dem Mac-Programm Vellum, wo Sie die Einzelbände einfach mit der Sammelband-Funktion erstellen können. Die Einzelbände sollten in der logischen Reihenfolge enthalten sein. Verzichten Sie auf größere Mengen von “Bonus-Content”, der exklusiv im Sammelband enthalten ist. Dies kann von Amazon abgelehnt werden. Auf dem Cover, im Untertitel und im Klappentext sollte die Bezeichnung “Sammelband” auf jeden Fall auftauchen. Bei gedruckten Sammelbänden haben Sie das Problem der maximalen Seitenzahl, die vom Dienstleister und der Ausstattung (cream vs. weiß) abhängt. Eventuell müssen Sie dann das Format vergrößern oder die Schriftarten schrumpfen.
Sammelband und Exklusivität
In Amazons Kindle Unlimited (KU) dürfen Sie einen Sammelband nur anmelden, wenn auch alle Einzelbände exklusiv bei Amazon erhältlich sind. Wie bei KU generell üblich, dürfen maximal 10 Prozent der Inhalte anderswo erhältlich sein. Andersherum gilt ebenso: Solange auch nur einer der Einzelbände in KU ist, dürfen Sie den Sammelband NICHT anderswo verkaufen. Vermeiden müssen Sie auf jeden Fall, dass Inhalte zu oft in einem KU-Titel auftauchen. Nicht möglich sind deshalb meist “Sammel-Sammelbände” oder ausufernde Sammelband-Kombinationen wie Teil 1+2 in Sammelband A, Teil 1+2+3 in Sammelband B, Teil 1+2+3+4 in Sammelband C usw. Eine genaue Zahl, wie oft Sie Inhalte verwenden dürfen, nennt KDP nicht.
Reihendarstellung bei Amazon
Sammelbände dürfen nicht als Teil der Reihe eingestellt werden. Manchmal wird empfohlen, den Sammelband als allerletzten Teil der Serie zu deklarieren. Ich rate von solchen Tricks ab, auch wenn sie beim Support manchmal durchgehen.
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