Selfpublishing ist derzeit vor allem ein eBook-Phänomen. Das liegt daran, dass eBooks vergleichsweise einfach in den Handel zu bekommen sind: über einen der Distributoren oder direkt hochladen – fertig. 98 Prozent aller eBooks werden online gekauft, im Buchhandel vor Ort spielen sie praktisch keine Rolle.
Das ist beim gedruckten Buch anders. Online-Shops spielen hier zwar auch eine wichtige Rolle – derzeit haben sie einen Anteil von gut 40 Prozent, davon geht fast die Hälfte an Amazon. Doch das heißt auch: die Mehrzahl der Bücher wird immer noch beim örtlichen Buchhändler verkauft. Ob nun bei den großen Ketten oder beim kleinen Händler, es ist überall schwer, ausgerechnet Ihr Buch dort ins Regal zu stellen. Verlage lassen zweimal im Jahr Vertreter durch die Republik fahren, das kommt für die wenigsten unabhängigen Autoren in Frage. Doch welche Optionen haben Sie überhaupt, Ihr Buch für den Händler verfügbar zu machen?
1. Print on Demand
Am einfachsten ist zweifellos der Weg über die verschiedenen Print-on-Demand-Anbieter. Diese drucken Ihr Buch, wenn es vom Kunden bestellt wird. Digitaldruck in schwarz/weiß ist heute durchaus günstig und erlaubt konkurrenzfähige Preise. Beim Farbdruck sieht es jedoch anders aus (siehe Tabelle).
Drei große Anbieter streiten hier um Ihre Gunst: BoD, KDP Print (früher Createspace) und ePubli. Dazu kommen weitere wie Tredition oder Meinbestseller, die Sie sich durchaus ebenfalls mal ansehen sollten. Alle drucken Ihr Buch nicht nur, sie schicken es auch an den Kunden oder den bestellenden Buchhändler. Sie brauchen bloß noch Ihr Honorar einzustreichen. Dessen Höhe hängt vor allem davon ab, wie umfangreich Ihr Buch ist und wieviele Farbseiten es hat.
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Wie Sie sehen, wird Farbdruck sehr schnell unerschwinglich teuer – außer bei BoD, weil Sie dort (anders als bei KDP Print) auch einzelne Seiten in Farbe drucken lassen können.
Eine Besonderheit ist bei KDP Print zu beachten: Dort gedruckte Bücher sind nur bei Amazon erhältlich, und kein Buchhändler wird freiwillig dort bestellen. Falls Sie Ihr eBook exklusiv bei Amazon verkaufen, ist das vermutlich kein Problem – doch wenn Sie auch Tolino & Co. bedienen, werden sich Ihre Leser wundern, wenn das gedruckte Buch dort nicht erhältlich ist. KDP Print druckt bisher grundsätzlich keine Hardcover-Formate.
BoD besteht auf Exklusivität, das heißt, Sie dürfen Ihr Buch nicht anderswo drucken lassen. Hier fallen auch Einrichtungskosten von 19 Euro an. Bei ePubli ist die Veröffentlichung an sich kostenlos. Sie erhalten also vom ersten verkauften Exemplar an Geld.
2. Auflagendruck
Inzwischen bieten große Digitaldruckereien ihre Dienste auch einzelnen Autoren an. Besonders bekannt ist da sicher Booksfactory, doch auch Bookpress.eu und CPI Direct bemühen sich um Einzelkunden. Die Druckpreise liegen hier deutlich unter denen der PoD-Anbieter, zumindest, wenn Sie eine kleine Auflage bestellen. Das kann zum Beispiel für Lesungen o.ä. sinnvoll sein oder für Vorab-Leserunden. Zum Vergleich: bei einer 100er-Auflage eines Taschenbuchs mit 300 Seiten, davon 50 in Farbe, zahlen Sie bei Bookpress.eu etwa knapp 5 Euro netto pro Stück. Ein Hardcover in bester Ausstattung (90-Gramm-Papier, runder Rücken, Fadenheftung, Schutzumschlag und Lese-Bändchen) kostet mit 250 SW- und 50 Farbseiten bei 100 Stück Auflage bei Booksfactory 11,84 Euro netto, komplett in Farbe auch nur 13,03 Euro. Autoren-Exemplare wären bei jedem PoD-Anbieter mindestens doppelt so teuer.
Wenn Sie hier Angebote vergleichen, sollten Sie aber auf Faktoren wie Papierstärken und Cover-Beschichtunge achten und auch die Versandkosten in die Rechnung einbeziehen. Außerdem ist der Vertrieb hier komplett Ihre Sache: Sie bekommen eine Palette mit Ihren Büchern zugeschickt und müssen dann zusehen, wie Sie die an die Leser bekommen.
3. Vertrieb
Der Vertrieb ist ein Problem, das Nutzer der PoD-Anbieter natürlich nicht haben. Am scheinbar einfachsten ist es, wenn Sie Bücher über Ihre eigene Website verkaufen. Scheinbar, denn auch dabei gibt es jede Menge Fallen, die Sie beachten müssen. Oder wussten Sie, dass eine Lizenz braucht, wer Produkte in Verpackungen an private Käufer schickt? Eine ISBN brauchen Sie für den reinen Eigenvertrieb allerdings nicht, das ist immerhin ein Vorteil.
Sobald es in Richtung Buchhandel geht, stehen Sie vor jeder Menge Entscheidungen. Sie haben diese Optionen (vermutlich habe ich noch einige vergessen):
- Barsortiment wie Umbreit, Libri oder KNV überzeugen und Vertrag schließen – Kosten: ca. 53 Prozent vom Netto-Verkaufspreis, Buchhändler-Rabatt schon inklusive
- Bücher direkt an Buchhändler vertreiben – Kosten: 25-40 Prozent vom Netto-Verkaufspreis plus eigene ISBN und VLB-Eintrag (insg. ca. 150 Euro / Titel).
- Bücher via Seller Central auf Amazon vertreiben – Kosten: ca. 50 Prozent vom Netto-Verkaufspreis plus Monatskosten plus Lagerkosten plus ISBN-Kosten
- Vertrag mit Verlagsauslieferung schließen – das sind Firmen (etwa NovaMD oder Schaltungsdienst Lange), die die Logistik und Abrechnung für Sie übernehmen und dafür prozentuale oder pauschale Gebühren kassieren. Kosten: je nach Modell.
Diese Modelle lassen sich oft miteinander kombinieren. Grundsätzlich gilt: je bequemer es für Sie abläuft, desto teurer ist der Service. Außerdem sind die Firmen meist unterschiedlich offen für Selfpublisher. Barsortimenter sind z.B. schwerer zu überzeugen als kleinere Verlagsauslieferungen.
Das Problem, dass der Buchhändler von Ihrem Buch erfahren muss, ist damit natürlich noch nicht gelöst – aber das ist dann schon Marketing, ein anderes Thema.