Bei den Self-Publisher-Charts dieser Woche fallen zwei Besonderheiten auf: Erstens – Amazon drückt bei “Amazon Crossing” erschienene Titel ziemlich kraftvoll in den Markt, nämlich zu Preisen von 99 Cent. Es handelt sich dabei zwar um Werke von Self Publishern, doch die deutsche Übersetzung hat Amazons Verlagsarm verantwortet, deshalb zähle ich sie in den Charts nicht mit. In dieser Woche kommen zehn der Top100-Titel von Amazon Crossing.

Echte Self Publisher sind trotzdem gut vertreten, mit immerhin 43 von 100 Titeln. 30 davon sind exklusiv (die Crossing-Titel ebenfalls).

Zweite Besonderheit: Erfolgreichen Autoren/Autorinnen gelingt es häufig, auch noch weitere ihrer (durchaus älteren) Titel nachzuziehen. So in dieser Woche etwa Melanie Hinz oder BC Schiller (mit älteren Titeln) oder Lesley Marie Milton mit einem neuen Titel, der gleich gut einsteigt. Die kompletten Zahlen dieser Woche beim Klick auf Weiterlesen – hier gibt es aber auch die 1000 besten Amazon-Titel.

Amazons Wochen-Deals geben anscheinend den Self Publishern Aufwind: In dieser Woche sind 48 von 100 eBooks der Kindle-Top100 verlagsunabhängig erschienen (Vorwoche: 46). Das ist der höchste Anteil, seit ich diese Charts erhebe. 33 davon sind Amazon-exklusiv.

Gleichzeitig steigt auch der Durchschnittspreis auf nunmehr 2,38 Euro (Vorwoche: 2,18 Euro). Vielleicht geben die Verlags-Deals ja den unabhängigen Autoren den Mut, auf Preise jenseits der 99 Cent zu setzen? Oder der Leser lernt durch die Deals, dass auch schon 2,99 Euro ein Schnäppchenpreis sind… Unter den 48 Titeln sind übrigens sechs echte Neueinsteiger und drei Wiedereinsteiger.

Die Zahlen im einzelnen:

Ausnahmsweise nicht am Sonntag-, sondern am Montagabend das wöchentliche Update der selbst publizierten Bestseller bei Amazon. Im Vergleich zur Vorwoche hat sich einiges an Bewegung ergeben – Titel, die lange unter den ersten 100 waren, sind abgestiegen, dafür sind andere erneut eingestiegen (immerhin 12 sind letzte Woche nicht in der Liste gewesen). Auffällig ist die zunehmende Häufung der 99-Cent-Titel. Der Sonderpreis wird allmählich zum beliebten Werbeinstrument – mit dem Nachteil, dass sich dieses Werkzeug vielleicht bald abgenutzt haben wird. Mehr als die Hälfte (24) der Indie-Titel kostet diese Woche wemiger als einen Euro! Der Durchschnittspreis ist diesmal auf 2,09 Euro gesunken – von 2,37 Euro in der Vorwoche.

Die Quote der Self-Publisher-Titel hat sich nicht verändert: 45 von 100, also knapp die Hälfte, sind keinem Verlag zuzuordnen. Die Nummer 1 hat sich allerdings seit langem wieder einmal ein Verlagstitel erobert, der neue Dan Brown nämlich.

Amazons Sonderaktion zum KDP-Jubiläum ist vorüber – das ist bei den aktuellen Self-Publisher-Charts vor allem daran zu merken, dass der Durchschnittspreis der besten 45 unabhängig veröffentlichten eBooks von den 2,13 Euro der Vorwoche auf 2,37 Euro gestiegen ist. In den Top 100 sind Self Publisher dennoch kaum weniger stark vertreten: 45 (Vorwoche: 49) der Top 100 und 7 (Vorwoche: 8) der Top 10 kommen ohne Verlag aus.

Die Amazon-Aktion selbst hat den meisten der günstiger angebotenen Titel nicht geholfen. Zum regulären Preis konnten sich im Grunde nur noch Michael Linnemanns Krimis in den Top 100 halten (plus zwei, drei andere). Dafür ist vielen Neulingen der Einstieg gelungen, immerhin elf Titel sind neu dabei, einer hat es sogar bis auf Gesamtrang 14 geschafft.

Etwas rückläufig ist die Zahl der Amazon-exklusiven Titel: Von den 45 Indie-Autoren binden sich noch 32 exklusiv an diesen Anbieter.

Im Vergleich zur Vorwoche fallen in den Amazon-Charts eine ganze Reihe neu eingestiegener Titel mit Erscheinungstermin von 2011 auf – das Ergebnis einer Sonderaktion des Anbieters zum Jubiläum von KDP. All diese Titel sind exklusiv bei Amazon verfügbar. Das verschiebt das Kräfteverhältnis in den Top 100 noch weiter zugunsten der Selbst-Verleger. Fast die Hälfte aller eBook-Bestseller, genau 49 (Vorwoche: 41), kommt in dieser Woche von unabhängigen Autoren. 38 (Vorwoche: 29) davon gibt es nirgendwo anders zu kaufen. Unter den ersten Zehn gibt es derzeit nur zwei Verlags-eBooks.

In den Amazon-Charts hat sich in der vergangenen Woche einiges getan – doch die grundlegenden Daten haben sich nicht geändert: 41 der Top 100 sind von unabhängigen Autoren selbst publiziert, in der Vorwoche war es noch ein Titel mehr. 29 (Vorwoche: ebenfalls 29) davon sind nirgendwo anders erhältlich – Amazon ist mit seinem KDP-Select-Programm offenbar weiter erfolgreich. Immerhin sind nun drei Verlagstitel unter den ersten zehn – ein kleines Plus.

Leicht gesunken ist der Durchschnittspreis der Self-Publisher-Bestenliste: von 2,48 auf 2,44 Euro. Die Top 100 sind insgesamt erstaunlich stabil: Nur vier Neuerscheinungen haben es auf Indie-Seite in die Charts geschafft.

Nachdem ich letztens den Anteil der Self Publisher bei Amazon thematisiert habe, war auch ein Blick auf Kobo, iTunes, Google und so weiter fällig. E-Book-Anbieter also, die entweder selbst Self Publishern den Zugang erlauben oder aber ebenso komfortabel über Distributoren bedient werden können (siehe Wer verteilt mein eBook?).

Beginnen wir den Rundgang bei Kobo. In den aktuellen Top50 taucht der erste Self Publisher auf Platz 3 auf. Sein Name tut hier nichts zur Sache 😉 Immerhin erlaubt mir das gewisse Rückschlüsse auf die eBook-Verkäufe bei Kobo (aber das ist ein eigener Artikel). Weiter geht es auf Platz 11 mit einem Psychothriller. Platz 23 erreicht eine ältere Version des Buches auf Platz 3. Platz 34 und Platz 37 nehmen der erste und der zweite Band von Berlin Gothic ein – vor langer Zeit mal ein Amazon-Bestseller. Auf Platz 49 begegnet uns schließlich noch Band 3 der MondLicht-Saga von Marah Woolf. Das war’s: 6 von 50.

Die aktuellen SFP-Charts – diese Übersicht wird es ab jetzt regelmäßig hier geben: Welche eBooks deutscher, verlagsunabhängiger Autoren sind derzeit in den Amazon-Top-100 am besten platziert? Auf den ersten Blick ist das schnell nachzulesen: Was weniger als 3 Euro kostet, kommt sicher nicht aus einem Verlag. Irrtum: Auch Verlage haben inzwischen erkannt, dass ein günstiger Preis Käufer anzieht. Nicht zuletzt Amazon selbst macht mit dem eigenen Imprint Amazon Crossing den Self Publishern Konkurrenz.

Bei Amazon Crossing (der “Abteilung” von Amazon, die international erfolgreiche Titel in andere Sprachen übersetzt) erschienene eBooks nehme ich in die Übersicht bewusst nicht auf: Sie haben schließlich ein ziemlich großes Unternehmen im Hintergrund… Ebenso fehlen “ehemalige” Self Publisher. Ob nun “Shades of Grey”, Kerstin Gier oder andere – ehemalige Self Publisher werden zwar gern bei der Erfolgsgeschichte des unabhängigen Publizierens als Beispiele angeführt, aber sie sind eben nicht mehr Teil der Gegenwart. Etwas anderes ist es, wenn Autorinnen oder Autoren nur die Printrechte abgeben und mit den eBooks Self Publisher bleiben.

Als interessante Zusatzinformation habe ich das Feld “Exklusiv?” angefügt. Es verrät, ob das betreffende eBook via KDP Select exklusiv bei Amazon verfügbar ist. Tatsächlich müssen andere eBook-Anbieter auf den Großteil der selbst publizierten Hits verzichten. Zum Zeitpunkt meiner Erhebung (Sonntag Abend) waren 29 von 100 der eBook-Hits nur bei Amazon erhältlich. Wenn das kein Argument ist, sich lieber einen Kindle statt eines Tolino zuzulegen?