Die aktuellen SFP-Charts – diese Übersicht wird es ab jetzt regelmäßig hier geben: Welche eBooks deutscher, verlagsunabhängiger Autoren sind derzeit in den Amazon-Top-100 am besten platziert? Auf den ersten Blick ist das schnell nachzulesen: Was weniger als 3 Euro kostet, kommt sicher nicht aus einem Verlag. Irrtum: Auch Verlage haben inzwischen erkannt, dass ein günstiger Preis Käufer anzieht. Nicht zuletzt Amazon selbst macht mit dem eigenen Imprint Amazon Crossing den Self Publishern Konkurrenz.
Bei Amazon Crossing (der “Abteilung” von Amazon, die international erfolgreiche Titel in andere Sprachen übersetzt) erschienene eBooks nehme ich in die Übersicht bewusst nicht auf: Sie haben schließlich ein ziemlich großes Unternehmen im Hintergrund… Ebenso fehlen “ehemalige” Self Publisher. Ob nun “Shades of Grey”, Kerstin Gier oder andere – ehemalige Self Publisher werden zwar gern bei der Erfolgsgeschichte des unabhängigen Publizierens als Beispiele angeführt, aber sie sind eben nicht mehr Teil der Gegenwart. Etwas anderes ist es, wenn Autorinnen oder Autoren nur die Printrechte abgeben und mit den eBooks Self Publisher bleiben.
Als interessante Zusatzinformation habe ich das Feld “Exklusiv?” angefügt. Es verrät, ob das betreffende eBook via KDP Select exklusiv bei Amazon verfügbar ist. Tatsächlich müssen andere eBook-Anbieter auf den Großteil der selbst publizierten Hits verzichten. Zum Zeitpunkt meiner Erhebung (Sonntag Abend) waren 29 von 100 der eBook-Hits nur bei Amazon erhältlich. Wenn das kein Argument ist, sich lieber einen Kindle statt eines Tolino zuzulegen?
Die beliebtesten Self-Publisher-eBooks kosten übrigens im Mittel 2,48 Euro. Meist verlangen die Autoren 2,99 Euro, es gibt aber auch einige Titel zum Billigtarif von 0,99 Euro. Nur wenige trauen sich schon an höhere Preise – und wenn, dann etwa für den dritten Band einer Reihe, bei der schon Teile 1 und 2 erfolgreich waren. Von den meisten eBooks gibt es auch eine Taschenbuch-Ausgabe.
Interessant ist auch der Vergleich mit den USA: Hier kommen nach aktuellen Zahlen bei Amazon “nur” 29 Prozent der meistverkauften eBooks von Self Publishern – in Deutschland sind es derzeit 42 Prozent. Der britische Autor des oben zitierten Artikels berechnet daraus, dass Self Publisher bereits 25 Prozent des US-eBook-Markts erobert hätten, zumindest nach Stückzahlen und unter der Annahme, dass Amazon in Nordamerika 60-65 Prozent des Marktes beherrscht. Wer traut sich eine ebenso mutige Überschlagsrechnung für Deutschland?