Normalerweise veröffentliche ich keine Pressemitteilungen, aber hier geht es um ein wesentliches Problem, mit dem sich unabhängige Autorinnen und Autoren heute schon herumplagen müssen: Filter, die Inhalte beim Upload scannen – und leider viel zu oft für Ärger sorgen. Die Reform des EU-Urheberrechts, das ist leider abzusehen, wird zu einer Verstärkung dieser Probleme führen, ohne aber die wirklichen Probleme von Selfpublishern auch nur ansatzweise zu lösen. Wer sich sachlich dazu informieren will, dem sei dieses Interview empfohlen.
Das Argument der Befürworter ist ja immer, die Upload-Filter wären gar nicht iim Gesetz verankert, keine Plattform sei verpflichtet, sie einzuführen, also wäre das kein Problem. Tatsächlich sind aber derartige Filter bereits jetzt im Einsatz, und ich höre regelmäßig von Selfpublishern, bei denen sie zu unrecht angeschlagen haben. Dann gegen ein Großunternehmen Recht zu bekommen, mag einem großen Verlag noch gelingen – der kleine Selfpublisher steht dann auf verlorenem Posten.
Das schreibt also der Selfpublisher-Verband e.V. (Disclaimer: dessen Mitglied ich bin) dazu:
Die geplante EU-Urheberrechtsreform stößt beim Selfpublisher-Verband e.V. auf Widerstand. »Der Selfpublisher-Verband begrüßt ausdrücklich die Bemühungen, ein neues und modernes Urheberrecht zu schaffen«, stellt die erste Vorsitzende Vera Nentwich klar. »Der aktuelle Entwurf der Reform birgt für Selfpublisher aber große Gefahren bis hin zur Existenzbedrohung.«
Der Hintergrund: Unabhängige Autorinnen und Autoren veröffentlichen ihre Texte, Buchtrailer, Cover und Marketing-Materialien auf Plattformen, die Gegenstand der neuen Regulierung sind. Tritt die Reform in Kraft, haften die Plattform-Betreiber künftig für alle hochgeladenen Inhalte. In der Konsequenz werden voraussichtlich alle Dateien in Zukunft durch Upload-Filter geschleust werden, die technisch nicht zuverlässig arbeiten.
Als unabhängige Kreative ohne eigene Rechtsabteilung sind Selfpublisher folglich den privaten Filterbetreibern ausgeliefert. Bereits aktuell filtern einige Dienstleister Werke nach teilweise intransparenten Regeln aus und lehnen Veröffentlichungen ab. Für Autoren, die Monate oder gar Jahre an einem Werk gearbeitet haben, kann dies den wirtschaftlichen Ruin bedeuten. Die Erfahrung zeigt, dass Fehler in Filtersystemen nicht selten, sondern häufig auftreten. Darum lehnt der Selfpublisher-Verband es ab, solche Systeme zusätzlich zu legitimieren.
Gleichzeitig können Filter gegen das Problem unerlaubter Nutzung von Urheberrechten (Raubkopien) nichts ausrichten, da diese gar nicht über Systeme verbreitet werden, die sich an Recht und Gesetz halten, sondern über illegale Plattformen. Zugleich zeigt sich, dass die rechtlichen Möglichkeiten, gegen solche Raubkopie-Plattformen vorzugehen, längst vorhanden sind und auch von den Ermittlern genutzt werden.
Das geplante Leistungsschutzrecht in seiner vorliegenden Form orientiert sich an den Interessen der Großverlage. So ermöglicht der Entwurf es den Ländern, Verlage zur Vertretung aller Urheber zu ermächtigen, obwohl zahlreiche Autoren verlagsunabhängig veröffentlichen. Damit würden Selfpublisher diskriminiert und regelrecht zwangsenteignet.
Der Selfpublisher-Verband fordert daher die Bundesregierung auf, dafür Sorge zu tragen, dass die Rechte der Selfpublisher gewahrt bleiben.
(Bild: chris77ho / Depositphotos.com)