Gibt’s das? Selfpublishing-AutorInnen in der Wikipedia

Die Wikipedia ist laut Selbstbeschreibung “das umfangreichste Lexikon der Welt” und gehört “gemäß Publikumsnachfrage und Verbreitung” inzwischen “zu den Massenmedien”. Nun berichten die Massenmedien von BILD bis FOCUS inzwischen gern über im Selbstverlag veröffentlichende Autoren. Wikipedia nennt diese Veröffentlichungsweise “Selbstpublikation” – der Begriff hat bei Google 21.600 Treffer. Den doch eher üblichen Begriff Selfpublishing (7,7 Millionen Treffer bei Google.de) kennt man hingegen nicht.

Aber wie sieht es mit Selfpublishern aus, also den Autorinnen und Autoren, die diesen Weg gewählt haben? Dazu müssen wir einen Blick in die Relevanzkriterien für den Oberbegriff “Autoren” werfen. Diese bestehen aus vier Hauptpunkten, die allerdings auf die meisten Selfpublisher nicht zutreffen:

  1. Sie sind “besonders bekannt” (nachzuweisen durch Eintrag in Nachschlagewerk).
  2. Sie haben einen “renommierten Literaturpreis” gewonnen (der Kindle StoryTeller gehört nicht dazu).
  3. Sie haben ein “Standardwerk” zu einem bestimmten Thema verfasst.
  4. Sie haben mindestens zwei Bücher in einem “richtigen” Verlag veröffentlicht.

Viele erfolgreiche Selfpublisher können sich noch am ehesten auf Punkt 4 beziehen. Wer jedoch keine Verlagsveröffentlichung nachweisen kann, ist eines Eintrags in der Wikipedia unwürdig, ganz egal, wie erfolgreich derjenige ist und wie viele LeserInnen er oder sie hat.

Es ist natürlich gutes Recht der Editoren, ihre eigenen Kriterien festzulegen, aber fragwürdig ist diese Praxis durchaus, zumal ja Wikipedia selbst dem Bereich des Selfpublishing im weiteren Sinne zuzuordnen ist. Man stelle sich vor, ein renommiertes Nachschlagewerk würde der Wikipedia den Eintrag als Lexikon verweigern, weil kein bekanntes Medienunternehmen dahinter steht… Angesichts der Tatsache, dass heute mehr professionelle AutorInnen vom Selfpublishing gut leben können als vom Veröffentlichen im Verlag, wäre vielleicht ein gewisses Umdenken angebracht.

Kann man als Autor irgendetwas daran ändern? Kaum. Wenn die Relevanzkriterien nicht erfüllt sind, gibt es keine Chance auf einen Wikipedia-Eintrag – es sei denn, man möchte so weit gehen, einem Verlag eine Lizenzausgabe anzubieten. Aber letztlich erfüllt so ein Eintrag auch nicht die Relevanzkriterien für die eigene AutorInnen-Laufbahn. Da die Wikipedia bei Google sehr beliebt ist, lenkt ein Eintrag dort Besucher bloß von der eigenen Autoren-Website ab.