Deutschland ist eines von wenigen Ländern weltweit, das über den Endkundenpreis von Büchern ein eigenes Gesetz verabschiedet hat, das “Gesetz über die Preisbindung für Bücher”, (kurz: Buchpreisbindungsgesetz, BuchPrG). Das Ziel des Gesetzes besteht ausdrücklich darin, das Kulturgut Buch zu schützen, indem über Beschränkungen der freien Preisgestaltung ein möglichst breites Angebot gesichert wird.
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Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat, was zunächst mal unspektakulär klingt, seine “Verkehrsordnung” (PDF) geändert. Es handelt sich nicht um Gesetze, sondern um Vereinbarungen, die die Zusammenarbeit der im Börsenverein zusammengeschlossenen Parteien (Verlage, Buchhändler, Grossisten…) regeln. Sie bestimmen zum Beispiel, wie eine Bestellung auszusehen hat oder welche Versandkosten Verlage berechnen dürfen. Wer Mitglied im Börsenverein ist, muss sich “möglichst” an die Verkehrsordnung halten.
Seit kurzem findet sich unter § 3, Ziffer 3 eine Änderung, die nachgerade anachronistisch anmutet. Der Text: “Änderungen und Aufhebungen von gebundenen Ladenpreisen, auch der Sonderpreise und der Sonderbedingungen, muss der Verlag bzw. der Importeur mit einer Vorlauffrist von 14 Tagen1 im VLB anzeigen. In gleicher Weise sind die Ladenpreise von Neuerscheinungen (§ 9) und Ladenpreisänderungen bei Neuauflagen (§ 13) anzuzeigen. Im Fall von E-Books gilt eine Vorlauffrist von 4 Tagen. E-Book-Aktionspreise müssen mit einer Vorlaufzeit von 28 Tagen angezeigt werden.” Im VLB werden kurzfristigere Preisaktionen ab Anfang 2016 abgelehnt.
Nachdem im Mai die MVB (eine Tochterfirma des Börsenvereins des deutschen Buchhandels) in einer Broschüre Schnupperangebote für Verlage mit geringen Umsätzen versprochen hatte, sind diese nun tatsächlich verschickt worden. Für 299 Euro netto erhalten Neumitglieder:
Kostenlose Teilnahme an einer Netzwerk-Veranstaltung (Preis sonst zwischen 120 und 400 Euro)
Je zwei Freikarten für Leipziger und Frankfurter Buchmesse (2 x 32 € + 2 x 72 €)
Einmalige kostenlose Rechtsinformation
Teilnahme an Veranstaltungen des jeweiligen Landesverbands
Der Börsenverein des deutschen Buchhandels hat heute neue Zahlen zum Buchmarkt 2013 herausgegeben. Diese kommen zum einen aus einer Befragung von Verlagen und Mitglieds-Buchhandlungen, zum zweiten aus einem GfK-Panel mit insgesamt 25.000 Buchkäufern, zum dritten schließlich aus einer Befragung von 10.000 Endverbrauchern zum Jahresanfang. Das muss man wissen, wenn man die in der Pressemitteilung genannten Zahlen einordnen will:
- Der Umsatzanteil von E-Books am Publikumsmarkt (ohne Schul- und Fachbücher) stieg 2013 auf 3,9 Prozent, 2012 lag er noch bei 2,4 Prozent.
- Die durchschnittliche Intensität pro Käufer stieg von 5,5 auf 6,4 E-Books pro Jahr.
- Erwarben 2013 3,4 Millionen Menschen 21,5 Millionen E-Books, so waren es 2012 2,4 Millionen Menschen, die 13,2 Millionen E-Books kauften.
- 79 Prozent aller Befragten sagen: „Ich liebe gedruckte Bücher zu sehr, ein elektronisches Gerät reicht nicht an das Leseerlebnis heran“, 2009 waren es noch 88 Prozent.
Eine kleine Revolution bahnt sich im Börsenverein des Deutschen Buchhandels an: Ab Herbst 2014, nach der Frankfurter Buchmesse, sollen auch Selbstverleger Zugang zu den Verbandsstrukturen bekommen. Die Nachricht versteckt sich in einer Broschüre der Börsenvereins-Tochter MVB mit “Informationen für Selbstverlage”.
Hier heißt es auf Seite 16: “Der Börsenverein wird den Veränderungen im Markt Rechnung tragen und ab der Frankfurter Buchmesse 2014 auch den Verlagen mit noch sehr geringen Umsätzen ein kostengünstiges Schnupperangebot unterbreiten, um sie in die Branche zu integrieren und mit den Leistungen des Verbandes bekannt zu machen. Das Angebot gilt ein Jahr und wird z.B. eine kostenlose Rechtsberatung und die kostenlose Teilnahme an einer Branchenveranstaltung enthalten. Letzteres dient der Vernetzung mit Kollegen und Kolleginnen aus der Branche.” (Hervorhebung von mir)
Der Arbeitskreis Elektronisches Publizieren (AKEP) im Börsenverein verbreitet per Pressemitteilung eine überraschende Nachricht: Die Bedeutung des elektronischen Publizierens für die Verlage wächst. Das zeige der Brachenindex New EPIX, der Vertriebskennzahlen und Digital-Erlöse kombiniert und jetzt bei 13,03 liegt. Aha.
Die komplette Meldung stellt diesen Sachverhalt in ein paar Sätzen mehr dar:
“Der Arbeitskreis Elektronisches Publizieren (AKEP) im Börsenverein des Deutschen Buchhandels und die Kommission Digitale Medien der Deutschen Fachpresse haben ein neues Trendbarometer für das E-Publishing veröffentlicht: den New EPIX. Der Index misst die Erwartungen deutscher Verlage an digitale Medien und bildet die Stimmung der Branche zum Elektronischen Publizieren ab. Der Wert ist von 10,7 Zählern in 2012 auf 13,03 Zähler in 2013 gestiegen. Damit spiegelt der New EPIX die wachsende Bedeutung des elektronischen Publizierens für deutsche Verlage wider.