Ein 100 Seiten dickes Sach- oder Fachbuch zu schreiben, ist oft aufwändiger als ein dreimal so dicker Fantasy-Roman. Denn das Wissen, dass Sie dem Leser vermitteln, müssen Sie ja selbst erst einmal recherchieren. Der Schreibprozess selbst ist da der kleinere Aufwand. Vermutlich sind Sie durch die Änderungen bei KindleUnlimited genauso unzufrieden mit Ihren Amazon-Umsätzen wie ich es war – und haben vielleicht schon begonnen, auch andere Plattformen zu bedienen.
Zweifellos ein wichtiger Schritt. Aber bleiben Sie nicht dabei stehen. Ihr Ziel sollte es sein, sich mit der Zeit eine Plattform aufzubauen, die klar zeigt, wofür Sie als Experte stehen. Das Spannende daran: Sie haben dann deutlich mehr Möglichkeiten, Ihre Recherchen zu verwerten. Außer eBooks und Bücher zu Ihrem Thema zu verkaufen, könnten Sie auch Seminare geben, in Webinaren von ihren Erfahrungen berichten, journalistisch über Ihre Themen schreiben oder auch Online-Kurse verfassen.

Im letzten Herbst habe ich zusammen mit einer Handvoll Kolleginnen und Kollegen eine, wie mir schien, gute Idee in eine Website umgesetzt: Die Selfpublishing-Akademie.de sollte interessante Kurse ausgewiesener Fachleute bündeln und damit zur Professionalisierung der unabhängigen Autorinnen und Autoren beitragen. Das Projekt stieß nicht ganz auf das erhoffte Echo – was sicher auch daran lag, dass wir die notwendige Vermarktung etwas stiefmütterlich behandelt haben.

Inzwischen, es sind ja schon beinahe ewige sechs Monate vergangen, hat sich die Online-Welt wieder etwas verändert. Online-Akademien wie Udemy sind auf dem Markt – und sind vor allem in der Vermarktung der Weiterbildungs-Angebote aktiv. Was noch fehlt, ist eine Plattform, die auf für Selfpublisher interessante Kurse, Webinare oder auch Fachbücher verweist.

Nachdem der erste Teil dieses Artikels Themenfindung und Verlagssuche zum Thema hatte, erklärt Ihnen im letzten Teil unser Gastautor Boris Karnikowski, was Sie beim Schreiben des Manuskripts und bei der Arbeit mit dem Verlag beachten sollten.

Das Manuskript schreiben

Nun geht es also los! Sie haben den Verlagsvertrag mit einem Abgabetermin und einer Seitenanzahl unterschrieben. Ihr Lektor hat Ihnen eine Dokumentvorlage geschickt, auf der Sie Ihre Texte aufsetzen (hoffentlich mit einer Anleitung, wie die Formate zu vergeben sind). Sie wissen also, was Sie wie und wann liefern müssen. Wenn nicht, ist jetzt der beste Zeitpunkt, sich bei Ihrem Lektor zu erkundigen. Ein Manuskript vom Verlag zurückzuerhalten mit der Bitte um  Überarbeitung oder gar Kürzung ist ungefähr das Letzte, was Sie sich nach der anstrengenden Schlussphase des Schreibens wünschen.

Denn tatsächlich heißt es in den Verlagsverträgen “Manuskriptannahme“, und nicht “-abgabe”. Hier die Top 5 der formalen Manuskriptmängel, aufgrund derer Lektoren die Annahme Ihres Textes verweigern können:

  • Indexmarken nicht vergeben
  • Abbildungen falsch eingebunden (eingebettet statt verlinkt) oder im falschen Format bzw. in zu geringer Auflösung
  • Abbildungsrechte nicht geklärt
  • Formatierungen “hart”, also nicht über die Dokumentvorlage vergeben
  • vereinbarte Seitenzahl nicht eingehalten

Um all dies zu vermeiden, ein Tipp: wenn es der Verlag nicht ohnehin verlangt, vereinbaren Sie mit Ihrem Lektor einen ProbesatzHierzu reichen Sie irgendein Kapitel fertig bebildert, formatiert und indiziert ein. So können Sie auch eine Relation zwischen der Seitenzählung Ihrer Textverarbeitung und der im angestrebten Layout (Umbruch) herstellen. Auch wenn Ihr Lektor Ihnen über den Projektverlauf regelmäßig Feedback zu Ihren Texten gibt – gerade eine zu hohe Seitenmenge fällt erst auf, wenn es zu spät ist. Wenn die höhere Seitenzahl dann den kalkulatorischen Rahmen sprengt, müssen Sie kürzen. Und das tut richtig weh.

Dieser Artikel ist eine Zusammenfassung des ersten Teils der Serie, die komplett im Blog von Boris Karnikowski zu finden ist. Vielen Dank, Boris!

Fachbuch schreiben – die Grundlagen

Was ein Fachbuch ist
Buchveröffentlichungen fallen entweder unter Fiction oder unter Non-Fiction –  im deutschsprachigen Buchmarkt also in die Bereiche Belletristik sowie Ratgeber-, Sach- und Fachliteratur. Es ist Konsens bei Verlagen und Buchhändlern, dass Autoren sich für eines dieser Genres entscheiden sollten, denn Mischformen gelten als schwer bis nicht verkäuflich. Auch wenn beim näheren Hinsehen die Grenzen schon mal verschwimmen, gilt: Anleitung gehört in die Ratgeberschublade, populäres Wissen und Meinung ins Sachbuch und alles, was mit Wissensvermittlung zu tun hat, ins Fachbuch. Fachbücher umfassen die komplette Bildungsliteratur an Schulen, Fachhochschulen, Akademien und Universitäten sowie ihre populärwissenschaftlichen Ausprägungen für den Hausgebrauch (die Grenzen zum Sachbuch sind hier fließend).

Was Fachbücher leisten
Was Fachbücher in Zeiten des Internet anbieten, ist nicht allein Wissen, sondern dessen lesergerechte Aufbereitung und Vermittlung. Nur für diesen Mehrwert investieren Leser Zeit und Geld, weil er ihnen erlaubt, die benötigten Kompetenzen möglichst effizient zu erlernen.

Dies bedeutet: Gute Fachbücher stellen ihre Leser in den Mittelpunkt. Sie adressieren das richtige Wissensniveau (Einsteiger/Fortgeschrittene), behandeln die gewünschten Themen in der passenden Vorgehensweise (Crashkurs/Handbuch) und treffen den richtigen Ton (hemdsärmelig/seriös). Sie involvieren ihre Leser durch spielerische Elemente (Wissensquiz am Ende eines Kapitels, kleine Projekte im Text) und knüpfen an deren Lebenswelten an (etwa in Praxisbeispielen).

Als Autor eines Fachbuchs müssen Sie also zweierlei Wissen mitbringen: das um Ihr Thema und das um Ihre Zielgruppe. Erst, wenn sich Ihre Leser von Ihnen anerkannt und angesprochen fühlen, werden sie Ihre Inhalte gern und mit Erfolg aufnehmen.