Plagiate gibt es, seit es Bücher gibt. Für lange Zeit hatten Autoren überhaupt keine Rechte. Das Urheberrecht ist eine Erfindung der Neuzeit. Insofern können wir eigentlich froh sein – und doch ärgert es natürlich insbesondere den Urheber ungemein, wenn fiese Gesellen den kürzeren Weg gehen und abschreiben, statt sich selbst Gedanken zu machen.

Wie kommt man derartigen Kopien auf die Schliche? Heute deutlich besser als noch vor wenigen Jahren, und das haben wir den Scan-Initiativen von Google & Co. zu verdanken. Als man Plagiate nur nachweisen konnte, indem man Hunderte Bücher durchblätterte, wären die meisten der aktuellen Vorkommnisse wohl nicht ans Licht gekommen.

Sunny Munich ist eine fleißige Autorin. Der Schreib-Fleiß hat ihr immerhin schon einen AllStar-Bonus von Amazon eingebracht, und das, obwohl die Titel jeweils eher kurz geraten sind. Dass sie im schnellen Rhythmus eBooks veröffentlichen kann, dabei helfen ihr lauter nette Freunde, die sie uns auf ihrer Website ebenfalls vorstellt. So wie Rosa Löchle, Hausfrau und Mutter aus dem Bayerischen Wald, oder Angelo Inzesto, ein Münchner, der inzwischen in Barcelona lebt. Sie verfassen gemeinsam – Sunny tritt stets als Co-Autorin auf – Werke wie “Lust an Perversionen” oder “Das geile Miststück”. Kann man machen, der Bedarf ist ja offensichtlich vorhanden.

Die US-Tageszeitung Washington Post berichtet von einer “Industrie von Amazon-Unternehmern”, die mit von billigen Arbeitskräften geschriebenen und von bezahlten Rezensenten bewerteten eBooks zu aktuell heißen Themen die Sachbuch-Rubriken von Amazon überschwemmen. Eine gewisse Dagny Taggart etwa veröffentliche etwa alle fünf Tage ein Buch. Trotz offensichtlicher Schwächen (die die Zeitung aufzeigt) sind all “ihre” Bücher aber mit annähernd fünf Sternen bewertet.