Der deutsche Selfpublishing-Anbieter Tolino Media stellt das Honorarmodell um. In der E-Mail an die Kunden begründet die Firma das mit einer besseren “Übersichtlichkeit und Vergleichbarkeit”.
Statt 70 Prozent vom Netto-Verkaufspreis erhalten Tolino-Media-Nutzer bei den Tolino-Shops (Thalia, Hugendubel, Weltbild …) in Zukunft 87 Prozent vom Nettoerlös, also von dem Betrag, den Tolino Media ausgezahlt bekommt, nachdem Handelsrabatte und Vertriebskosten abgezogen wurden. “Die Höhe von Handelsrabatten und Vertriebskosten variiert ggf. je nach Shop”, heißt es dazu. Die genaue Höhe dieser Kosten wird aber leider nicht erwähnt. Tatsächlich verschlechtern sich also sowohl Übersichtlichkeit als auch Vergleichbarkeit, denn beim Hauptkonkurrenten Amazon, aber etwa auch bei Apple oder Kobo werden die Honorare nach wie vor vom Netto-Verkaufspreis berechnet.
Eine weitere schlechte Nachricht: Für Preise unter 3,99 Euro und ab 24,99 Euro gibt es ab dem 1. Juli nur noch 67 Prozent vom Nettoerlös. Wenn man davon ausgeht, dass 87 Prozent vom Erlös ungefähr den alten 70 Prozent vom Netto-Verkaufspreis entsprechen (was bisher nur vermutet werden kann), die Verriebskosten also bei 17 Prozent liegen, dann sind 67 Prozent vom Nettoerlös nur noch 55,6 Prozent vom Nettopreis. Das ist zwar immer noch etwas mehr als die 35 Prozent, die Amazon bei Preisen unter 2,69 € und über 9,99 € zahlt, aber es ist klar, dass ein gewisser Mindestpreis befördert werden soll. Da vor allem Self-Publisher gern mit günstigen Preisen werben, kann man hier sicher nicht von einer Verbesserung sprechen. Wünschenswert wäre auf jeden Fall, dass Tolino Media im Sinne von “Übersichtlichkeit und Vergleichbarkeit” transparent die Vertriebskosten der einzelnen Shops angibt, sonst wird jede Monatsabrechnung zur Überraschung.
Die Margen für Verkäufe über Drittanbieter wie Amazon bleiben unverändert, ebenso die für Leihmodelle wie Skoobe oder die Onleihe oder für Print on Demand.