An einer gelungenen Typografie! Daran, dass der Zweck des Textes durch das Satzbild unterstützt und der Lesefluss nicht gestört wird.
Nehmen wir als Beispiel den Roman: Romane werden in gut lesbaren, »klassischen« Serifenschriften gesetzt. (Serifenschriften sind die mit den »Füßchen« an den Enden der Buchstaben.) Das sind beispielsweise Garamond, Bembo, Centaur, Bodoni, Palatino, Sabon, Walbaum, Baskerville, Times, Minion u. v. a. m. Die Schriftgröße beträgt zwischen 8 und 12 Punkt, der Zeilenabstand nicht weniger als 120 %.
Zum Einsatz kommt eine Schriftart, gelegentlich eine zweite, beispielsweise für die Kapitelüberschriften. Textauszeichnungen gibt es wenige, doch wenn, sind Kursiv und eventuell Kapitälchen (Kleinbuchstaben in Form von Großbuchstaben) die Attribute der Wahl. Die am häufigsten verwendete Absatzausrichtung ist der Blocksatz. In einer Spalte finden 8 bis 12 Wörter Platz.
Romane sind in aller Regel registerhaltig gesetzt, die Zeilen der Seite stehen auf gleicher Höhe wie die Zeilen der Nachbarseite. Hält man eine Seite gegen das Licht, sind alle Zeilen deckungsgleich.
Bei guten Romanen tauchen Sie ein in die Handlung. Sie lesen linear von Anfang bis Ende und wollen nicht durch auffällige Typografie und hässliche Satzfehler gestört werden. Aber auch bei Sachbüchern, die nicht unbedingt von vorne bis hinten gelesen werden, ist eine ästhetische Typografie wichtig für ein professionelles Erscheinungsbild.
Die größten Probleme im Buchsatz
Schauen wir uns die größten Probleme an. Beginnen wir bei der Mikrotypografie, also auf Zeichenebene.
1. Zu viele Textauszeichnungen
Leser sollen durch die Typografie geführt, nicht gestört werden. Der Einsatz der Formate sollte bewusst dezent erfolgen: hier und da eine kursiv gestellte Textpassage, gelegentlich auch ein paar Worte in Kapitälchen. Der Schriftschnitt Fett und Unterstreichungen kommen selten zum Einsatz. (Und wenn, dann eher in Fachbüchern – oder um eine ganz besondere Wirkung zu zielen.)
Amateurhaft layoutete Bücher erkennt man daran, dass die Setzer gerne tief in die Wunderkiste aller verfügbaren Formate greifen: Was die Schrift bietet, wird genutzt, auf Teufel komm raus. Textpassagen werden großzügig fett hervorgehoben, oft gleichzeitig kursiv gestellt und gern auch unterstrichen. Hier oder da wird eine andere Schrift eingesetzt. Die Regeln der Zeichensetzung werden konsequent missachtet. Eine derart »schreiende Typografie« verrät den Laien sofort und wirkt alles andere als ästhetisch.
Wenn Sie sich unsicher sind, bleiben Sie bei einer einzigen Schriftart und verwenden Sie als zusätzlichen Schriftschnitt ausschließlich Kursiv.
2. Elektronische Kursivierung
Apropos kursiv. Hat die von Ihnen verwendete Schrifttype wirklich einen eigenen Kursivschnitt? Das elektronische Schrägstellen von Schrift gilt als schwere typografische Sünde. Mancher begeht sie, ohne es zu bemerken, beispielsweise bei Verwendung der Windows-Schrift Centaur. Die Cenaur kennt zwar einen kursiven Schriftschnitt, dieser wird bei Windows jedoch nicht mitgeliefert! Wer genau hinsieht, erkennt den Unterschied: Bei echten Kursiven werden die meisten Buchstaben auf sehr ästhetische Art anders gezeichnet und nicht einfach elektronisch geneigt.
Weniger offensichtlich, aber ebenso verpönt sind »falsche Kapitälchen«, also auf elektronische Art erzeugte »kleine Großbuchstaben«. Der Grund: Nur wenige Schriftarten verfügen über einen echten Kapitälchenschnitt.
3. Falsch verwendete Anführungszeichen
Falsch verwendete Anführungszeichen sind ein weiterer »Bestseller« und verraten den Nichtprofi sofort. “Gerade Anführungszeichen”, egal ob ‘einfache’ oder “doppelte”, haben im Buchsatz nichts zu suchen (Ausnahme: Computerquelltexte). Profis entscheiden sich stets für die typografischen Varianten, im Romansatz kommen gelegentlich die „deutschen Anführungszeichen“ (99 und 66), bevorzugt aber die »eleganten französischen Anführungszeichen« zum Einsatz, die sogenannten Guillemets. Im Gegensatz zu Frankreich und der Schweiz allerdings mit den Spitzen nach innen.
Sollten Sie mit Word setzen, haben Sie ein Problem. Word kennt nur die deutschen typografischen Anführungszeichen. Sie müssen diese im Zweifelsfall mit der Funktion Suchen und Ersetzen gegen die Guillements austauschen oder mit anderen Programmen wie LibreOffice Writer, Papyrus Autor oder Textmaker von Softmaker arbeiten.
Manche Autorinnen kennen zwar die Regeln, mischen die Anführungszeichen aber falsch. Für die doppelten verwenden sie die „deutsche Variante“ (unten und oben), die einfachen setzen sie nach englischem Muster (nur oben).
4. Falscher Gebrauch des Apostrophs
Der Apostroph, oft auch als Hochkomma bezeichnet, ist von der Form her genau das: ein hochgestelltes Komma. Er hat die Form einer 9. Es ist kein gerader Strich und auch keine 6! Hier irrt die Automatik mancher Textverarbeitungsprogramme und Sie müssen manuell nacharbeiten! So ist nur diese Variante korrekt: ein winz’ger Gnom, nicht aber: ein winz’ger Gnom. Auch abenteuerliche Akzentzeichen wie: ein winz´ger Gnom (Akut) oder winz`ger Gnom (Gravis) sind natürlich falsch, tauchen »in freier Wildbahn« aber immer wieder auf.
Dass manche Autorinnen und Autoren einen Apostroph an Stellen setzen, an denen keiner hingehört, steht auf einem ganz anderen Blatt. Für derartige Entgleisungen hat sich der Begriff »Deppenapostroph« eingebürgert.
5. Vergessene oder ungeschützte Leerzeichen
Dass nach Satzschlusszeichen und Kommas ein Leerzeichen folgt (und davor nicht), sollte eigentlich bekannt sein. Dass aber auch Abkürzungen wie z. B. oder u. a. ihr Leerzeichen benötigen und man vor Einheiten wie h oder km ebenfalls ein Leerzeichen setzt, wissen nicht alle setzenden Autoren. (Und leider auch nicht alle, die mit dem Satz von Büchern ihren Lebensunterhalt verdienen.) Die geschulte Typografin oder der geschulte Typograf fügt hier ein sogenanntes geschütztes Leerzeichen mit verminderter Breite ein. Das sieht harmonischer aus.
Apropos geschützte Leerzeichen: Die sind immer dort wichtig, wo die Gefahr besteht, dass Wortbestandteile am Zeilenende auseinandergerissen werden können: 1. Mai, Dr. Müller, 12 kg. Denken Sie auch an das Pendant, den geschützten Bindestrich. Den benötigen Sie für zusammengesetzte Worte, die nicht getrennt werden sollen, beispielsweise E‑Mail, U‑Bahn oder T‑Online. Gewöhnen Sie sich am besten an, diese Zeichen gleich beim Schreiben mitzutippen.
6. Löcher in den Zeilen
Die meisten Setzer verwenden für Romane Blocksatz. Manche vergessen aber, dass Blocksatz zwingend eine gute Silbentrennung benötigt, sonst werden die Wortabstände zu groß. So entstehen unschöne »Löcher« in den Zeilen. Solche Löcher können aber auch dadurch hervorgerufen werden, dass sich im Text noch doppelte Leereichen befinden.
Blocksatz ohne oder mit mangelhafter Silbentrennung sieht man leider viel zu häufig in Titeln von Selfpublishern, aber leider auch in schlampig gesetzten Verlagstiteln. So wurde das toll geschriebene und inhaltlich sicher über jeden Zweifel erhabene Sachbuch »Superhirn« vom Gedächtnisweltmeister Boris Nikolai Konrad zwar vom Cover her attraktiv gestaltet und hochwertig gebunden, der Satz des Innenteils erfolgte offenbar lieblos und schlampig.
7. Unschöne Trennungen
Nicht immer erzeugt die Automatik Ihres Satzprogramms ästhetisch schöne Silbentrennungen. Das bezieht sich nicht nur auf Word, auch InDesign ist hier kein Musterknabe. So sollten Trennungen nach Einzelbuchstaben wie nach dem »O« von »Oma« vermieden werden, auch wenn das die Automatik von Word vorschlägt. Manchmal muss von Hand nachgetrennt werden, um zu große Wortabstände zu vermeiden. Das gelingt durch sogenannte »bedingte Trennstriche«. In Word tippen Sie beispielsweise »Strg« und »Bindestrich«, in InDesign »Strg«, »Umschalt« und »Bindestrich«. Diese Trennzeichen wirken nur, wenn das Wort mit seiner Trennfuge am Zeilenende steht, werden sonst versteckt.
Als handwerklicher Fehler gelten aber auch zu kurze Zeilen, beispielsweise wenn die letzte Zeile eines Absatzes, bedingt durch eine Silbentrennung, nur noch aus zwei oder drei Zeichen besteht. Fliegenschiss nennt sich das im Setzerjargon.
8. Bindestriche als »Trennstriche« missbraucht
Viele Nutzer kennen den bedingten Trennstrich nicht und setzen einen Bindestrich. Das funktioniert durchaus, solange sich der Umbruch nicht ändert. Doch wehe, man fügt davor noch ein paar Worte ein – schon rutscht das auf diese Art falsch getrennte Wort in die neue Zeile und der Bindestrich bleibt. Wie oft sind Ihnen schon Texte mit derartigen »vergessenen Trennstrichen« aufgefallen?
9. Bindestriche als »Gedankenstriche« missbraucht
Ein häufiger Fehler: als Gedankenstrich zweckentfremdete Bindestriche. Das entsprechende typografische Zeichen nennt sich »Halbgeviertstrich« – ein derartiger Halbgeviertstrich ist in den meisten Schriftarten doppelt so lang wie der Bindestrich. Leider scheint sich das noch nicht überall herumgesprochen zu haben, sonst würde man nicht so viele als Gedankenstrich missbrauchte Bindestriche sehen. Dabei helfen Textverarbeitungssysteme wie Word sogar mit einer Automatik nach, die Bindestriche an den entsprechenden Stellen automatisch durch Gedankenstriche ersetzt.
10. Bindestriche als »Streckenstrich« missbraucht
Was viele nicht wissen: Auch der Streckenstrich ist kein Bindestrich! Dieser ist so lang wie der Gedankenstrich. Er wird auch als Bis-Strich bezeichnet. Es geht um eine Zeitspanne „von–bis“ oder um die Verbindung von Zielorten wie Nordfriedhof–Hauptbahnhof. Aus ästhetischen Gründen darf hier vor und nach diesem Streckenstrich ein Mikroleerzeichen gesetzt werden.
11. Bindestriche als »Minuszeichen« verwendet
Der arme Bindestrich! Wofür der alles herhalten muss. Sogar für das Minuszeichen. Doch auch dieses ist ein eigenständiges typografisches Zeichen (−). So wie das Malzeichen oder Malkreuz nicht einfach ein x ist, sondern so aussieht: ×. Diese und andere Zeichen können Sie in der Regel nicht direkt über die Tastatur eingeben. Sie finden sie jedoch über die »Glyphenpalette« bzw. im Sonderzeichendialog Ihres Satz- oder Textverarbeitungssystems, vorausgesetzt die von Ihnen verwendete Schrift bietet diese Zeichen an.
12. Auslassungszeichen falsch gesetzt
Viele Autoren setzen statt der typografisch korrekten Auslassungszeichen einfach drei Punkte und wissen gar nicht, was daran falsch sein soll. Doch auch das Auslassungszeichen ist ein eigenes typografisches Zeichen und trägt damit zum Charakter eines gut gesetzten Buches bei.
Ein weiterer Fehler sind vergessene Leerzeichen vor Auslassungszeichen. Wenn das Auslassungszeichen einen fehlenden Satzteil symbolisiert, wird davor ein Leerzeichen gesetzt. (Ein geschütztes, wohlgemerkt!) Steht das Auslassungszeichen jedoch für fehlende Buchstaben in einem Wort, ist kein Leerzeichen erforderlich.
13. Vergessene Unterschneidung
Ach Word, was bist du für ein Schreib- und Satzprogramm! Seit mehr als 20 Jahren gibt es ein ganz spezielles »Problem« mit Word und seit mehr als 20 Jahren fallen (meist kleine) Verlage und Selfpublisher in Scharen darauf rein. In Word ist per Voreinstellung schlicht und einfach das sogenannte Kerning (Unterschneidung) der Schriften abgestellt. Das bedeutet, dass sich V und o oder T und a so verhalten wie zu Bleisatzzeiten: Jede Schrifttype nimmt den gesamten Platz für sich ein. Zwischen V und o und T und a (und vielen ähnlichen Paaren) ist eine Lücke, viel größer, als sie eigentlich sein müsste. So, als ob jedes Zeichen noch auf einem eigenen Kegel sitzen würde.
Doch schon zu Bleisatzzeiten hat man in solchen Fällen (zumindest bei Überschriften) gelegentlich Kerben in die Kegel geschnitten, damit diese übergroßen Abstände ausgeglichen werden. Man hat die Schriften unterschnitten, »gekernt«. Elektronische Schriften kennen dieses Kerning von Hause aus, jede bessere Schrift »weiß«, welche Zeichen sich wie »aneinanderzukuscheln« haben, damit das Schriftbild harmonisch wirkt.
Natürlich unterstützt Word (seit mehr als 20 Jahren) das Kerning und seit einigen Jahren auch das erweiterte Kerning der sogenannten OpenType-Fonts. Man muss es nur wissen und einschalten! Nutzer von LibreOffice Writer haben es hier leichter. Im Writer werden Schriften von Hause aus automatisch gekernt.
14. Hurenkinder (Witwen)
Nun kann man Word ja alles vorwerfen, nur eins nicht: das Erzeugen von sogenannten Hurenkindern und Schusterjungen. Zumindest in der Voreinstellung ist Word dagegen immun dank einer Einstellung namens Absatzkontrolle. (Und in jedem anderen besseren Textverarbeitungs- und Satzprogramm findet man ebenfalls derartige Voreinstellungen, manchmal auch als Hurenkinder- und Schusterjungenregelung bezeichnet.)
Schusterjungen (Waisen) sind einzeln stehende Zeilen am Seitenende, Hurenkinder (Witwen) einzeln stehende Zeilen am Seitenanfang. Beides gilt als handwerklicher Fehler, doch Schusterjungen sind weniger schlimm und werden toleriert. (Nehmen Sie sich ein beliebiges Werk der Belletristik aus Ihrem Bücherregel: Sie werden bestimmt etliche Schusterjungen finden. Den Verlagen ist es meist wichtiger, die Spalten auf die gleiche Länge zu trimmen als Schusterjungen zu vermeiden.)
Was Sie in professionell gesetzten Büchern jedoch kaum finden werden, sind Hurenkinder! Die übersehene einzeln stehende Zeile am Seiten- oder Spaltenanfang gilt als schwerer handwerklicher Fehler. Je kürzer, desto schlimmer. Hier sollten viele Selfpublisher in sich gehen, gerade diejenigen, die InDesign als Programm ihrer Wahl entdeckt haben. InDesign ist ein hervorragendes Satzprogramm und selbstverständlich verbirgt sich in den Absatzumbruchoptionen auch eine bis ins Detail einstellbare »Hurenkinder- und Schusterjungenregelung«. Der Haken: Sie ist von Hause aus nicht aktiv! Sie müssen sie erst einschalten.
15. Satzspiegel wirkt nicht harmonisch
Viele erfahrene Selfpublisher sind in der Mikrotypografie erstaunlich sattelfest. Gegen die meisten der bisher besprochenen Fehler sind sie längst immun. Und trotzdem gibt es das eine oder andere Detail, welches den Nicht-Profi verrät. Nehmen wir beispielsweise den Satzspiegel, also die Nutzfläche der einzelnen Buchseite, die von den vier Stegen (Randbereichen) eingefasst wird, vom Bundsteg (Innensteg), Kopfsteg, Außensteg und Fußsteg.
Na klar, der Außensteg sollte so groß sein, dass man das Buch mit den Daumen halten kann, ohne Text zu verdecken. Und der Bundsteg groß genug, um die Bindung zu berücksichtigen. Nun versuchen viele, den Satzspiegel zwischen diesen vier Stegen zu zentrieren, ihn also exakt in die rechnerische Mitte zu rücken. Doch vor allem auf vertikaler Ebene geht das schief! Auf vertikaler Ebener gilt: Die optische Mitte ist nicht die rechnerische Mitte. Sie liegt etwas höher als die rechnerische. Ein auf diese Art »zentrierter« Satzspiegel sieht deshalb so aus, als würde er etwas zu tief hängen.
Faustregel: Der Bundsteg darf gerne schmal sein, und zwar so schmal, wie es die Bindung zulässt. Der Kopfsteg etwas größer als der Bundsteg, der Außensteg noch größer (Platz für Daumen lassen) und der Fußsteg am größten. Dann bleibt im Fußsteg beispielsweise Platz für die Seitenzahl.
16. Bindung nicht berücksichtigt
Zurück zur Bindung und zum Bundsteg. Schmal darf er sein, aber nicht zu schmal. Selfpublisher greifen aus Kostengründen gerne zur »Standardbindung« ihres Dienstleisters und die ist in aller Regel steif, sehr steif! (Aber auch von On-Demand-Druckereien hergestellte fadengeheftete Titel sind häufig steifer als gleichartige Verlagstitel.) Geben Sie daher im Zweifelsfall 1–1,5 cm zum Bundsteg dazu. Dann ist der Bundsteg in der Praxis möglicherweise sogar deutlich größer als der Außensteg, im aufgeschlagenen Buch fällt das wegen der steifen Bindung nicht ins Gewicht. Im Gegenteil – so vermeiden Sie einen weiteren Fehler, den man häufig bei Selfpublishern findet: die Wahl eines zu kleinen Bundstegs bei sehr steifer Bindung.
Bei vielen Titeln muss man das Buch leider erst kräftig aufdrücken, ehe man den gesamten Text lesen kann. Schuld ist die Bindung, die große Teile des Bundstegs verschluckt.
17. Verletzung ungeschriebener Gestaltungsgesetze
Viele Hobbylayouter missachten aus Unkenntnis ungeschriebene Gestaltungsregeln und stiften dadurch beim Lesen Verwirrung. Zum mikrotypografischen Chaos gesellt sich leider oft das »grafische Durcheinander«. Das Problem tritt gerade bei Sachbüchern auf, die von Hause aus stark strukturiert werden müssen. So werden Überschriften beispielsweise zu klein gesetzt und sind daher als solche gar nicht erkennbar. Oder die Abstände zwischen den Elementen stimmen nicht. Beispielsweise bei einer Bildunterschrift, die viel zu weit platziert wurde von dem Bild, das sie eigentlich beschreiben soll. Oder bei einem schlecht gegliederten Inhaltsverzeichnis, bei dem nicht klar wird, welche Elemente zueinander gehören.
Bilder und grafische Elemente sehen bei manchen Titeln so aus, als wären sie irgendwie auf den Seiten verstreut worden. Die Seiten wirken unordentlich. Dabei sollten Textblöcke, Abbildungen und grafische Elemente an Kanten, gedachten Linien oder auch aneinander ausgerichtet werden. Ein chaotisch layoutetes Fachbuch ist keine gute Visitenkarte für den Autor.
18. Prinzip der Doppelseite missachtet
Viele Gestalter lassen auch das Prinzip der Doppelseite außer Acht. Schon allein deshalb, weil die meisten Schreibprogramme immer nur die aktuelle Seite abbilden. Dabei gehört zu jeder linken eine rechte Seite und beide bilden eine Einheit – die Doppelseite! In »richtigen« Satzprogrammen fällt es viel leichter, beides im Blick zu behalten. Hier wird bei jedem Buch stets die Doppelseite angezeigt. So lassen sich Grafiken über die Doppelseite legen bzw. Objekte dank Raster und Führungslinien viel besser ausrichten.
Literaturhinweise
Wer sein typografisches Wissen auf Vordermann bringen möchte, findet in »Erste Hilfe in Typografie« von Hans Peter Willberg und Friedrich Forssmann ein Lehr- und Nachschlagewerk, das auf keinem Schreibtisch fehlen sollte. Die Grundgesetze für gute Gestaltung beschreibt Claudia Korthaus sehr anschaulich in »Das Design-Buch für Nicht-Designer«. Mein persönlicher Favorit ist das englischsprachige »The Non-Designer’s Design Book« der Grafikerin und Shakespeare-Kennerin Robin Williams. Das Buch ist eine Institution, die Erstauflage stammt von 1993.
Autor: Johann-Christian Hanke
Hier noch die Auflösung des Rätsels von oben: