Interview mit Selfpublisherin Elke Bergsma: Das Hochladen bei KDP war eine reine Verzweiflungstat

Krimi-Autorin Elke Bergsma (48) kommt in meinem FOCUS-Artikel zum Selfpublishing anlässlich des Storyteller-Wettbewerbs ebenfalls zu Wort – so kurz, dass ich das komplette Interview (mit Genehmigung der Autorin) hier ebenfalls noch nachreichen möchte.

Wie sind Sie denn zum Selfpublishing gekommen?

Mein Weg war vermutlich ein ähnlicher wie der von vielen anderen Autoren und Autorinnen. Ich hatte ein paar Versuche gestartet, meinen ersten Ostfrieslandkrimi bei Verlagen unterzukriegen, doch die zeigten kein Interesse. Schön ist es heute zu sehen, dass auch Frust über das Scheitern irgendwann in Erleichterung umschlagen kann. Denn was – so frage ich mich heute – wäre gewesen, wenn tatsächlich ein Verlag meine Bücher hätte haben wollen? Also die Bücher eines absoluten No Names? Fraglich, ob sie beim Buchhandel jemals auf Interesse gestoßen wären.

Das Hochladen bei Amazon kdp im Mai 2013 war zunächst eine reine Verzweiflungstat. Ich wollte einfach, dass meine Bücher endlich mal irgendwo veröffentlicht sind. Dann durfte ich wie aus dem Nichts die Erfahrung machen, dass auch eine Verzweiflungstat durchaus das Potenzial zu einer Erfolgsgeschichte hat, denn innerhalb weniger Wochen war ich mit einem meiner Krimis in den Kindle-TOP 10 und damit sichtbar für meine potenziellen Leserinnen und Leser – die nicht lange auf sich warten ließen.

Hat Selfpublishing Ihr Leben verändert?

Grundlegend verändert sogar. Nach einem halben Jahr als nebenberufliche Autorin habe ich meinen ursprünglichen Job an den Nagel gehängt und mich voll und ganz aufs Schreiben konzentriert. Mit der Folge, dass ich deutlich mehr Zeit zum Schreiben hatte als zuvor und mich auch intensiver auf das Drumherum – also Marketing, Kontakt mit Kollegen etc. – konzentrieren konnte.

Der Erfolg meiner Bücher führte in diesem Jahr dazu, dass ich meine Tätigkeit um ein echtes Highlight erweitern konnte: Die Anschaffung meines Lesebootes mit dem schönen Namen Bookje. Auf diesem Boot finden derzeit im Hafen von Leer bereits die ersten Lesungen statt, das Programm wird nach und nach ausgeweitet, und ab dem nächsten Jahr werden meine Crew und ich auch außerhalb Ostfrieslands Lese-Events unterschiedlichster Autoren in Häfen oder auch in Fahrt anbieten.

Was erhoffen Sie sich vom Storyteller? Machen Sie etwas anderes als sonst, um Ihre Chancen zu erhöhen?

Der Storyteller Award ist eine wirklich tolle Chance für Autoren, die Sichtbarkeit ihrer Bücher zu erhöhen. Alleine die Teilnahme am Wettbewerb schafft Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, was man an diesem Interview ja schon unschwer erkennen kann (lacht). Ich persönlich schiele gar nicht so sehr auf den Hauptgewinn, obwohl der natürlich ein sehr schöner Anreiz ist, sich beim Storyteller zu engagieren. Nein, bei mir siegte einfach die Neugier zu gucken, wer ist alles dabei und wie weit kommst du mit deinem Werk.

Zur zweiten Frage: Ja. Ich beantworte mehr Interviewfragen. Ob das meine Chancen erhöht? Keine Ahnung.

War die Teilnahme kompliziert?

Das Komplizierteste an der Teilnahme war die Fertigstellung des Buches. Alles andere ist kein Hexenwerk, weil von Amazon kdp erfreulich simpel gestaltet.

Was wären wichtige Tipps für Teilnehmer?

Der wichtigste Tipp ist sicherlich: Schicke ein gutes Buch ins Rennen. Die Betonung liegt auf gutes. Das heißt nicht nur, dass es eine gute Story erzählt, sondern vor allem, dass es handwerklich überzeugt. Eine korrekte Grammatik, eine korrekte Rechtschreibung, ein flüssiger Schreibstil, ein ansprechendes Cover inklusive Klappentext. Ob diese Faktoren beim eigenen Buch stimmen, können letztlich nur kompetente und objektive (!) Dritte beurteilen. Also verlass dich nicht nur auf dich selbst, auch wenn ein gewisses Selbstbewusstsein natürlich unerlässlich ist.

Ein weiterer Tipp: Enjoy! Genieße es einfach dabei zu sein. Denn hey, du hast ein Buch verfasst! Darauf kannst du stolz sein, ob mit oder ohne Award. Also bleib gelassen und schau dir an, wie es funktioniert. Und wenn es mit dem Preis trotz aller Bemühungen diesmal nichts wird – womöglich klappt es ja dann beim nächsten Mal.