Seit Amazon Kindle Unlimited in Deutschland eingeführt hat, ist nicht mehr nur die Zahl der Self Publisher in den Top 100 interessant (da bleibt es auch in dieser Woche bei der absoluten Mehrheit, nämlich 52), sondern auch der Anteil der in der Kindle-Flatrate verfügbaren eBooks. Die liegt wie schon letzte Woche bei zwei Dritteln.

Trotzdem erreichen aber auch noch unabhängige Autoren Top-Positionen, die sich nicht auf Exklusivität einlassen. Verlage haben es allerdings zunehmend schwer: Zu den 52 Self Publishern kommen in den Top 100 auch noch 20 Amazon-Publishing-Titel.

The way Amazon calculates a sales rank for an ebook often seems mysterious. Does the price play a role in it, is it important to have a title enrolled in KDP Select? Nobody knows for sure, and I think even Amazon’s software engineers are not really sure about the whole process. Last week I called the readers of this blog to help in a large test, and about 90 of them responded.

To be able to actually prove or falsify a thesis, we need an experimental setup. The three primary theories to check were:

Price influences sales rank
Enrolling in KDP Select influences sales rank
The dynamics of sales influence sales rank

Die Art und Weise, wie Amazon einem Titel einen Verkaufsrang zuordnet, ist eines der Geheimnisse des Anbieters. Wer die Verkaufszahlen seiner eigenen eBooks in Relation zum Rang stellt, wird schnell verwirrt. Mal sieht es so aus, als spiele der Preis eine Rolle, mal könnte man eine Bevorzugung von KDP-Select-Titeln vermuten. Oder haben auch die Klickzahlen oder Leserrezensionen einen Einfluss? Vermutlich wissen die Ingenieure in Seattle selbst nicht mehr so ganz genau, wie sich die Algorithmen gegenseitig beeinflussen.

Deshalb rief ich vorige Woche zu einem kleinen Test auf, und über 90 Autoren haben sich beteiligt.

Zu einem Experiment gehören Thesen und ein Versuchsaufbau. Die primär zu überprüfenden Thesen lauteten hier:

Der Preis spielt beim Ranking eine Rolle.
Die Einordnung in KDP Select spielt beim Ranking eine Rolle.
Die Verkaufs-Historie eines Titels spielt beim Ranking eine Rolle (und zwar eine stärkere als bisher).

In den Amazon-Charts dieser Woche regieren die Sonder- und Schnäppchen-Angebote. Kein Wunder, haben diese doch für ein paar Tage sogar auf dem Kindle selbst die eBook-Bestseller ersetzt. Der Mittelwert der Preise der selbst publizierten Titel ist denn auch auf 2,28 Euro gesunken. Das ändert allerdings nichts an der Dominanz der Self Publisher: 53 der 100 bestverkauften eBooks kommen nicht aus traditionellen Verlagen.

Deutlich wird aber auch eines: Ein Buch auch über KindleUnlimited anzubieten, ist zwar nicht Voraussetzung für einen Bestseller

Je billiger, desto erfolgreicher? Der zweite Teil meiner Datenbank-Auswertung hatte gezeigt, dass sich eBooks von Self Publishern im Mittel länger in den Amazon-Charts halten als Verlagstitel. Die Annahme, dass ihre niedrigeren Preisen daran schuld sind, liegt natürlich nahe, deshalb habe ich das nun ebenfalls abgefragt. Dabei konnte ich mangels statistischer Signifikanz die Top 10 nicht separat auswerten, wohl aber die Top 100 und die Top 1000. Ich habe Verlags- und SP-Titel dabei nicht getrennt, denn der Preis sollte ja das Kriterium sein. Die Ergebnisse sind interessant.

In den Top 100 gibt es demnach keine klare Präferenz für 99 Cent – wohl aber eine für günstige Preise. Insbesondere Titel über 5 und unter 9 Euro haben es schwer. Überraschend gut halten sich trotzdem eBooks für mehr als 9 Euro. Ich vermute, dass es sich dabei um die typischen Verlags-Titel auf den einschlägigen Bestseller-Listen handelt, die trotz ihrer hohen Preise genügend Leser finden.

Man könnte es positiv formulieren: Noch nie war es so einfach, mit einem neuen eBook zum Bestseller-Autor zu werden (naja, außer 2011 😉 ). An manchen Tagen in den letzten Wochen verkauften Titel am Ende der Amazon-Top-100 nur noch unter 100 Exemplare – während es vor genau einem Jahr noch doppelt so viele waren. Eine schnelle Umfrage unter einer Handvoll Autoren zeigt, dass derzeit niemand mit seinen Verkäufen wirklich zufrieden ist. Alle haben eingebüßt.

Trotzdem kann man klar zwischen Teilnehmern an KindleUnlimited und Verweigerern unterscheiden: Wer seine eBooks bei der Kindle-Flatrate anbietet, hat in der Regel Umsatz eingebüßt, aber noch genausoviele Leser wie zuvor. Ein Drittel Leihquote ist inzwischen normal. Wer sich jedoch nicht auf Amazon-Exklusivität einlassen wollte, hat in der Regel noch stärkere Verluste zu beklagen.

Nachdem ich zuletzt die Anzahl der unterschiedlichen Autoren in Amazons Top 100 für Verlage und Self Publisher analysiert habe, wollen wir uns heute den einzelnen Titeln widmen – und dabei speziell der Frage, wie lange einzelne Titel in den Top 10 und den Top 100 verblieben sind.

Fachleute sprechen hier von der Churn Rate. Was dabei wünschenswert ist, ist eine Frage der Perspektive: Wer es in die Charts geschafft hat, will natürlich möglichst lange dort bleiben. Doch je länger Titel in den Bestenlisten verweilen, desto schwerer wird es für Neulinge, selbst einen Bestseller zu platzieren.

Für die USA hat Hugh Howey in seinem Authorearnings-Report vom Mai 2014 für Titel unabhängiger Autoren eine höhere Churn Rate ermittelt als für Verlags-eBooks. Am stabilsten laufen demnach Verlagstitel schon lange etablierter Schriftsteller.

“Es sind ja immer wieder dieselben Autoren, die die vorderen Plätze belegen”, “Erfolg ist im Self Publishing die Ausnahme” – solche Aussagen sind immer wieder zu lesen. Halten Sie auch der Überprüfung in der Realität stand?

Seit Mitte Juli 2013 verfolge die “Amazon-Top-1000” der Selfpublisherbibel die Top-Platzierungen beim größten eBook-Händler. Die Datenbasis ist groß genug, der im Titel formulierten Frage fundiert nachzugehen.

Einziges Problem dabei: Self Publisher sind nicht völlig eindeutig als solche zu identifizieren. In meinen Datenbank-Abfragen habe ich den Self Publishern zugerechnet, wer entweder keinen Verlag angegeben hat oder aber mit einem eBook-Distributor wie Neobooks, Bookrix oder BoD verzeichnet ist. Andere Unternehmen wie etwa Xinxii oder Feiyr lassen sich auf diese Weise nicht filtern. Die Zahlen, die ich angebe, sind damit auf Self-Publisher-Seite tendenziell zu klein.

“Man kann mit einem eBook bei Amazon ja eh nur erfolgreich sein, wenn man es für 99 Cent verschleudert” – das ist eines der gängigen Vorurteile. Der Fakt, dass der Durchschnittspreis der meistverkauften eBooks von Self Publishern längst nahe 3 Euro liegt, kommt dagegen nicht an. Heute sind aber auch die Top 100 der Kindle-eBooks auffällig: Unter den ersten zehn gibt es nämlich nur ein einziges eBook für 99 Cent, unter den ersten 20 sind es nur drei. Billig ist also definitiv nicht die Voraussetzung für eine Top-Platzierung.

Meine Prognose ist nicht eingetroffen, KindleUnlimited wartet immer noch auf den offiziellen Start. Aber trotzdem kommen in dieser Woche 61 der 100 meistverkauften Kindle-eBooks von Self Publishern. Vor allem aber sind ebenfalls 61 der Top-100-Titel exklusiv bei Amazon erhältlich. Es beteiligen sich zwar nicht alle Indie-Autoren am Programm, aber für die, die nicht teilnehmen, kommen Amazon-Publishing-Titel hinzu.