Es gibt Nachrichten, die möchte man eigentlich lieber nicht erfahren haben. Zum Beispiel, dass eine Autorin, die mit ihren eBooks aus dem Fantasy- und dem Romantik-Genre erfolgreich ist, einen Teil dieser Erfolge mit der kreativen Leistung anderer erreicht hat. Dass sie plagiiert hat, oder man kann auch sagen: geklaut. Katja Piel schreibt heute auf ihrer Facebook-Seite: “Heute teile ich euch mit, dass die Romane ‘Alles begann mit dir’ und ‘Das Amulett in mir’ tatsächlich abgeschriebene Bücher sind. Ich werde die Links an den Verlag weitergeben, damit er es prüfen kann und mit allen Konsequenzen leben. Egal, wie der Verlag reagiert, die Einnahmen gehen entweder an den Verlag/die Autoren oder ich spende den Betrag. Bitte verzeiht mir.”
Der Offenbarung hat natürlich eine Vorgeschichte. Einer Leserin war in einer Amazon-Rezension aufgefallen, dass das Buch “Alles begann mit dir” von Cathey Peel (einem Pseudonym der Autorin) einem Denise-Heftroman verblüffend ähnlich ist. Daraufhin löschte die Autorin das Buch, und zwar sehr gründlich – was im Fall von Createspace nicht ganz einfach ist. Etwas später gab es als Erklärung eine Geschichte. Ich kann ihren Wahrheitsgehalt nicht beurteilen. Sehr logisch oder auch nur wahrscheinlich klang sie nicht, aber das haben Geschichten manchmal so an sich, selbst wenn sie wahr sind. Und so lange keine Gegenbeweise vorliegen, gilt für mich immer noch: in dubio pro reo.
Die Geschichte: Frau Piel habe vor 30 Jahren als Tippübung auf der Schreibmaschine den besagten Denise-Roman abgetippt. Der habe sich dann mit 50 anderen Texten irgendwann auf einem alten USB-Stick wiedergefunden, sie habe die Geschichte dann für ihre eigene gehalten und veröffentlicht. Die Reaktionen waren verständlicherweise gemischt. Viele, insbesondere andere Autoren, glaubten ihr nicht. Auch ihr gutes Recht. Fans verteidigten die Autorin und lobten ihre Offenheit und Ehrlichkeit.
Leider ist die Nachricht aber an dieser Stelle nicht zu Ende. Einigen fiel auf, dass auch Katja Piels Roman “Das Amulett in mir” nicht mehr erhältlich ist. “Er lief nicht”, begründete die Autorin diese Tatsache (trotz hervorragender Rezensionen), und das Buch sei ja schon lange gelöscht, nicht erst seit kurzem. Spätestens an dieser Stelle verließ sie nun offenbar den Boden der Wahrheit, wie das eigene Eingeständnis nun zeigt. Tatsächlich gibt es erneut erstaunliche Parallelen zu einem alten Mystery-Heftroman.
Die Affäre erinnert in trauriger Weise an den Fall einer anderen Autorin, der vor nun drei Jahren nachgewiesen wurde, längere Textstellen aus anderen Romanen verwendet zu haben. Die Begründung der Autorin lautete damals, diese als “Platzhalter” eingefügt – und nur das finale Ersetzen vergessen zu haben.
Erst gestern hatte übrigens eine weitere Autorin zugegeben, das Buch ihrer Freundin als eigenes ausgegeben und veröffentlicht zu haben.