Wenn eine große Firma wie Amazon eine neue Technik ausprobiert, ruft das automatisch großes Interesse hervor. Das gilt auch für die Meldung, dass der Satellitenbetreiber Globalstar gemeinsam mit Amazon die Nutzung von Funkfrequenzen testet beziehungsweise getestet hat. Dass überhaupt Amazon damit zu tun hat, haben findige Rechercheure aus den Orten herausgelesen, an denen die Tests stattfanden. Denn sowohl an den zwei Stnadorten in Cupertino (auch Hauptsitz von Apple) als auch in Mountain View sitzen Teile von Amazons Entwicklerschmiede Lab126. Eine offizielle Bestätigung von Amazon dazu gibt es nicht.
Worum geht es? Globalstar besitzt die Lizenz für einige Funkfrequenzen, über die normalerweise die Kommunikation mit Satelliten abläuft. Funkspektrum ist jedoch teuer – ich erinnere nur an die Milliarden-UMTS-Auktion. Deshalb hatte Globalstar die Idee, einen Teil dieser Frequenzen erdgebunden (terrestrisch) zu nutzen, für den so genannten Terrestrial Low Power Service (TLPS, hier ein Whitepaper dazu).
Da nur mit geringer Leistung gearbeitet und das Spektrum nur teilweise genutzt würde, ist die Satelliten-Kommunikation nicht gefährdet. Die Ingenieure wollen über die zusätzlichen Kanäle am liebsten WiFi-Signale ausstrahlen, die dann von entsprechenden Geräten genutzt werden könnten. Da die Kanäle noch nicht Teil des WiFi-Standards sind, würden derzeit erhältliche Computer oder Tablets allerdings damit nicht funktionieren.
Was hat Amazon davon? Die Firma gibt eine Menge Geld aus, damit sich die 3G-Version des Kindle weltweit über das so genannte Whispernet mit dem eigenen Shop (und nebenbei auch mit dem Internet) verbinden kann. Die betreffenden Funkfrequenzen stehen Globalstar nicht nur für das komplette Territorium der USA zur Verfügung, sondern sogar weltweit. Jedenfalls beinahe – Länder wie Nordkorea ausgenommen.
Amazon könnte also, vermutlich würde eine kleine technische Änderung am Kindle genügen, die Whispernet-Verbindung weltweit über ein eigenes Funknetz bereitstellen (eventuell sogar mit hoher LTE-Geschwindigkeit), ohne wie bisher Gebühren an diverse Mobilfunkprovider zahlen zu müssen. Natürlich wird sich auch Globalstar die Leistung bezahlen lassen – aber womöglich rechnet Amazon hier mit deutlichem Sparpotenzial.
Wann ist die Technologie betriebsbereit? Die technischen Probleme gelten als im Grunde gelöst. Derzeit versucht Globalstar, die US-Behörden davon zu überzeugen, die Umnutzung des Funkspektrums zu genehmigen. Experten schätzen, dass die vorhandenen Frequenzen für Globalstar einen Wert von zwei Milliarden US-Dollar haben. Entsprechend aktiv ist die Firma derzeit im Lobbying.