Gastbeitrag: Alles, was Sie über die Anatomie eines Buchcovers wissen müssen

Ob Bildsprache, Typographie oder Beschnitt: Wer ein Buch veröffentlicht, muss sich früher oder später auch mit der Anatomie eines Buchcovers auseinandersetzen. Ziemlich einfach, wenn man einen Verlag an der Hand hat, der das entsprechende Know-how liefert. Doch worauf müssen Autoren achten, die ihr Werk in Eigenregie veröffentlichen?

Das Wichtigste vorweg: Die Anatomie des Covers hängt in großen Teilen von der finalen Version Ihres Buches ab. Aussehen und Maße des Einbands lassen sich also erst dann festlegen, wenn Ihr Textentwurf auch wirklich fertig ist.

Bevor Sie mit der Gestaltung Ihres Covers loslegen, ist Recherche angesagt. Schließlich brauchen Sie Informationen darüber, was Ihre Zielgruppe interessiert. Nur so können Sie anschließend ein passendes Buchcover auf den Weg bringen. Analysieren Sie hierfür die erfolgreichsten, aktuellen Publikationen in Ihrem Genre. Achten Sie besonders auf Buchdeckel, Rückseite, Buchrücken sowie Bilder und Schriftarten. Bereit? Dann werfen wir nun einen genaueren Blick auf den vorderen Buchdeckel.

1. Das Buchcover

Wichtigste Frage: Welche Leser möchten Sie ansprechen?

Das Buchcover umgibt als Teil des Buchdeckels den Buchblock und schützt ihn so vor Stößen und Beschädigungen. Er ist der erste physische Teil Ihres Buches – und hat neben dem Schutz der Seiten vor allem einen Zweck: Die richtigen Leser ansprechen und zum Kaufen verführen. Zu den wichtigsten Elementen Ihres Buchcovers gehören der Titel sowie der Name des Autors. Optionale Elemente sind ein Untertitel sowie Fotos, Hintergrundbilder und Grafiken.

2. Das Cover-Design

Wichtigste Frage: Welches Gefühl soll Ihr Buchcover vermitteln?

Nahezu jedes Buchcover-Design besteht aus Texten und Bildern. Das Layout, also die Art und Weise, wie diese Komponenten auf dem Cover angeordnet sind, sollte eine möglichst einfache Botschaft kommunizieren. Vergessen Sie dabei nicht das Cover-Design an Ihr jeweiliges Genres anzupassen. Wer beispielsweise einen spannenden Thriller veröffentlicht, kann die Spannung seiner Geschichte bereits auf dem Cover zum Ausdruck bringen.

3. Die Bildsprache

Wichtigste Frage: Passt Ihre Bildsprache zum Rest des Cover-Designs?

Die Bildsprache, also die individuelle Aussage der Bilder auf Ihrem Cover, gehört zu den wichtigsten Elementen eines Buchcovers. Schließlich soll sie den Inhalt vermitteln, die Botschaft des Covers unterstreichen und gleichzeitig Leser in ihren Bann ziehen. Die Bildsprache ist gewissermaßen die eierlegende Wollmilchsau der Buchpublikationen. An dieser Stelle sollten Sie also möglichst keine Abstriche machen: Wählen Sie Grafiken, Illustrationen oder Fotos mit Bedacht aus und behalten Sie dabei stets das Genre und die Aussage Ihres Buches im Hinterkopf.

Kleiner Tipp: Prüfen Sie sämtliche Bilder auf eventuelle Lizenzen, bevor Sie sie an die Druckerei weiterleiten. Lizenzpflichtige Grafiken dürfen nämlich nur gegen eine Nutzungsgebühr verwendet werden. Greifen Sie im Zweifelsfall also lieber auf eindeutig lizenzfreies Material zurück oder erwerben Sie die Nutzungsrechte vom Urheber.

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4. Der Titel

Wichtigste Frage: Vermittelt der Titel, worum es in Ihrem Buch geht?

Der Titel, also der Name beziehungsweise die Überschrift Ihres Buches, ist häufig das Erste (und oft auch das Einzige), was potenzielle Käufer lesen. Denken Sie daher wie ein Leser, nicht wie ein Autor. Zielen Sie auf Deutlichkeit statt übertriebene Cleverness. Ihre Leser sollten beim Lesen ein erstes Gefühl für den Inhalt ihres neuen Lieblingsbuches bekommen.

5. Die Typographie

Wichtigste Frage: Ist die Typographie Ihres Buchcovers gut lesbar?

Die Typographie, also das digital wie materiell reproduzierbare Schriftbild, das Sie für Ihr Buchcover auswählen, vermittelt viel mehr als nur Worte. Orientieren Sie sich daher nicht zwangsläufig an Ihrer persönlichen Lieblingsschriftart, sondern überlegen Sie, welche Typographie zum Genre, der Bildsprache sowie dem angestrebten Cover-Design passt. Für eine amüsante Komödie kann das etwa eine skurrile, für ein Drama oder einen Abenteuer-Roman eine kräftige Schriftart sein.

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6. Der Untertitel

Wichtigste Frage: Braucht Ihr Buch wirklich einen Untertitel?

Einen Untertitel sollten Sie lediglich dann verwenden, wenn er das Thema Ihres Werkes verdeutlicht oder genauer beschreibt. Im Idealfall vermittelt der Untertitel zusätzliche, beschreibende Details. Dies kann vor allem für die Veröffentlichung eines eBooks sinnvoll sein. In diesem Fall sollten Sie relevante Suchbegriffe einfügen, die nicht im Titel vorkommen.

Ein potenzieller Käufer nimmt Ihr Buch in die Hand, dreht es um und besieht sich die Rückseite? Großartig, die Vorderseite Ihres Buches hat ihre Funktion erfüllt. Nun ist es die Aufgabe der Buchrückseite, den Leser derart in ihren Bann zu ziehen, dass er Ihr Werk auch wirklich kauft. Werfen wir daher nun einen Blick auf den hinteren Buchdeckel.

7. Die Buchbeschreibung

Wichtigste Frage: Weshalb sollte man Ihr Buch lesen?

Die Buchbeschreibung, also die Zusammenfassung des Inhalts, sollte die spannendsten Highlights Ihres Buches kurz und bündig herausstreichen – und unwiderstehlich neugierig machen auf mehr. Stellen Sie sich einen richtig guten Kino-Trailer vor und sammeln Sie dementsprechend alle Informationen, die Sie in Ihrer Buchbeschreibung unterbringen wollen.

Aber aufgepasst: Eine Erklärung, warum Sie dieses Buch geschrieben haben, hat in der Buchbeschreibung nichts verloren. Die Buchbeschreibung ist eine Werbung für Ihr Buch, kein persönliches Statement.

Kleiner Tipp: Darüber hinaus kann die Rückseite Ihres Paperbacks auch ein Autorenportrait, Referenzen und eine kurze Biografie beinhalten. Letztere steht bei gebundenen Büchern häufig auf der Innenseite des Umschlags.

8. Die Standardbuchnummer (ISBN)

Die wichtigste Frage: Haben Sie ausreichend Platz für die ISBN-Nummer?

Die internationale Standardbuchnummer (ISBN) sowie der dazugehörige Strichcode sollten ebenfalls auf der Rückseite Ihres Buchcovers Platz finden. Es gibt keine Verpflichtung zur Verwendung des Codes. Allerdings erleichtert er sowohl Lesern als auch Buchhändlern erheblich die Suche nach Ihrem Werk.

9. Rezensionen und Empfehlungen

Die wichtigste Frage: Gibt es gute Rezensionen zu Ihrem Werk?

In Zeiten einer stetig größer werdenden Auswahl sind Leser für jedes Ausschlusskriterium dankbar. Hierzu gehören auch Rezensionen und Empfehlungen. Sie verhelfen Ihrem Buch zu mehr Glaubwürdigkeit und sind für viele Menschen ernstzunehmende Kaufargumente – ähnlich der Produktempfehlung eines Prominenten auf seinen Social-Media-Kanälen.

10. Der Buchrücken

Wichtigste Frage: Hat Ihr Buch mehr als 130 Seiten?

Hat ein Buchrücken, also der Teil des Bucheinbandes, der die beiden Buchdeckel zusammenhält, mehr als 130 Seiten, sollte dieser mit dem jeweiligen Buchtitel und dem Nachnamen des Autors versehen werden.

Kleiner Tipp: Achten Sie darauf, dass sowohl Titel als auch Nachname gut erkennbar sind und auch seitlich gelesen werden können.

Sie wissen nun, worauf Sie bei der Gestaltung eines Buchcovers achten müssen. Also nichts wie los in die Druckerei und ab mit Ihrem Manuskript in die Druckerpresse? Überstürzen Sie nichts. Eine Hürde gilt es jetzt nämlich noch zu nehmen – und zwar die Fragen, die Ihre Druckerei Ihnen stellen wird:

„Hardcover, Taschenbuch oder Paperback?“

Jede professionelle Druckerei kann Bücher mit unterschiedlichsten Coverarten herstellen. Wichtig ist, zu welchem Genre Ihr Werk gehört und welches Format Sie anstreben.

Gedruckte Bücher sind entweder gebunden (Hardcover) oder broschiert (Softcover). Hardcover werden oft auch mit einem Schutzumschlag veröffentlicht und sind aufgrund ihrer aufwendigen Produktion zumeist teurer als Softcover. Broschierte Bücher hingegen werden im Normalfall mit schwerem, bedrucktem Papier umhüllt und sind entsprechend günstiger zu haben.

„Taschenbuchformat, DIN A5 oder DIN A4?“

Hier fragt die Druckerei nach dem Format, also der Größe Ihres Buches. Neben Standardformaten wie dem Taschenbuch (12,0 cm x 19,0 cm) oder dem DIN A5-Format (14,8 cm x 21,0 cm) gibt es zahlreiche andere Größen. Diese können von einem Anbieter zum anderen variieren und sollten daher immer bei der Druckerei erfragt werden. Daher gilt auch hier: Orientieren Sie sich bei der Auswahl an Ihrem Genre und der von Ihnen angestrebten Coverart.

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„Klebebindung, Heft- oder Ringbindung?“

Hier haben Sie buchstäblich die Qual der Wahl: Wie sollen die einzelnen Seiten Ihres Werkes miteinander verbunden werden? Zu den gängigsten Bindungsarten gehört zum einen die Klebebindung. Hier wird der sogenannte Rohblock in eine Umschlagmappe geklebt. Das Verfahren ist sowohl für Soft- als auch Hardcover geeignet.

Darüber hinaus gibt es die Heftbindung. Sie gehört zu den einfachsten Arten der Buchbindung. An mehreren Falzstellen werden die Bögen sowie das Cover mit Drahtklammern geheftet. Wichtig: Durch die Größe der Ringe ist die maximale Seitenzahl bei der Heftbindung limitiert.

Die sogenannte Ringbindung ist die dritte populäre Bindungsart. Ähnlich wie bei der Heftbindung ist auch hier die maximale Seitenzahl begrenzt. Allerdings werden die Einzelbögen im Gegensatz zur Heftbindung hier nicht gefalzt, sondern einfach übereinander gelegt und anschließend durch Drahtringe oder eine Drahtspirale zusammengehalten.

„Vergessen Sie nicht den Beschnitt“

Der Beschnitt gehört zu den wichtigsten Druck-Vokabeln. Er beschreibt den Rand, der über das Endformat der jeweiligen Drucksache ragt. Er dient als Spielraum für mögliche Abweichungen der Schneidemaschine und wird während des Drucks entfernt. Wenn nicht anders angegeben, gilt ein umlaufender Beschnitt von 2 mm. Besondere Vorsicht gilt bei wichtigen textlichen oder grafischen Informationen. Inklusive Beschnitt sollten diese Elemente mindestens 6 mm vom Rand entfernt sein.

„CMYK oder RGB?“

Hier geht es um das Farbmodell, das Sie für die Grafikdatei Ihres Buchcovers verwendet haben. Druckprodukte wie Bücher werden im Vierfarbendruck hergestellt. Auf Grundlage des sogenannten CMYK-Modells werden hier Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz zusammengedruckt. So lässt sich ein bestimmter Teil aller sichtbaren Farben reproduzieren.

Wurde Ihr Buchcover nun allerdings im sogenannten RGB-Modell erstellt, müssen die Farben vor dem Druck in CMYK umgewandelt werden.

Kleiner Tipp: Diese Umwandlung geschieht aufgrund der unterschiedlichen Farbräume nicht immer 1:1. Achten Sie daher am besten darauf, Ihr Buchcover von Beginn an im CMYK-Modell anzulegen.

Der Weg zum perfekten Buchcover in Eigenregie ist also nicht so schwierig, wie er auf den ersten Blick scheint. Wer sich umfassend informiert und das eigene Buchcover wohlüberlebt auswählt, kann sich nach der Veröffentlichung über gute Verkäufe und eine wachsende Leserschaft freuen.