Gibt es einen Bestseller-Code? Ich bezweifle es. Es gibt aber ein paar offensichtliche Eugenschaften, die sich gut verkaufende Bücher mitbringen – und an denen man als Autorin oder Autor auch etwas ändern kann. In der Regel gehört zuallererst die Qualität des Buches dazu. Das ist ein Thema, über das Sie mit der Lektorin oder dem Lektor Ihres Vertrauens sprechen sollten. Aber selbst das beste Buch schöpft vielleicht sein Potenzial nicht aus. Ein paar mögliche Gründe, warum das nicht passiert, hatte ich in “Warum verkauft sich mein Buch nicht wie erwartet” aufgeführt. Wie es ganz konkret bei drei Titeln aussieht, erfahren Sie im folgenden.
Buch 1:
- Die Schatten des Mars
- Frank W. Haubold
- 4,99 €
Das Buch kommt aus dem Science-Fiction-Genre, das mir besonders am Herzen liegt. Es wurde 2008 mit dem Deutschen Science-Fiction-Preis ausgezeichnet. An seinen inneren Qualitäten ist also kaum zu zweifeln. Leider kommen diese Qualitäten beim potenziellen Käufer nicht an – nicht auf den ersten Blick, aber auch nicht auf den zweiten oder dritten. Das liegt an dem Duo aus Cover und Klappentext. Der Buchumschlag ist altmodisch, aber nicht im guten Sinn, und er versucht, die Geschichte zu erzählen, statt erst einmal die Leser anzulocken. Der typische SF-Leser wird sich von einer Ballerina ebensowenig angezogen fühlen wie von Frauen im Tschador. Er will auf den Mars, oder in die Zukunft, oder beides. Die Typografie wirkt dazu auch relativ altbacken und geradezu unprofessionell.
Der Klappentext setzt diese Trends fort. Auch er ist zu sehr Exposé als Werbung für das Buch. Ich erfahre nicht, was der zentrale Konflikt ist. Ich lerne jede Menge Protagonisten kennen, lese aber erst zum Schluss, dass es um die Besiedelung des Mars geht und eine alte Zivilisation eine Rolle spielt. In die allererste Zeile des Klappentextes würde ich aber so etwas schreiben wie “Gewinner des Deutschen Science-Fiction-Preises”, und zwar ohne Jahresangabe. Der Preis wäre mit 4,99 € in anderen Genres (zu) hoch, in der SF ist das noch akzeptabel. Ansonsten würde ich (bei geändertem Cover) mal eine Preisaktion bei Lesen.net oder XTME testen, die männliche Leserschaft sollte das eigentlich goutieren.
Buch 2:
- Küss mich in Rom
- Mona Frick
- 2,99 € (KU)
Der Liebesroman hat eigentlich alle Zutaten, die gerade so angesagt sind. Aber vielleicht führt er seine potenziellen Leserinnen etwas in die Irre. Das Cover etwa ist ja recht hübsch, aber es ist hemmungslos altmodisch. Wer italienische 60er-Jahre-Filme mag, wird das Cover lieben, aber die jüngeren Leserinnen können damit vermutlich weniger anfangen. Es muss ja nicht gleich ein Bad Boy sein, aber ein ansehnlicher italienischer Macho auf dem Cover würde wohl mehr Resonanz hervorrufen. Der Klappentext klingt ein bisschen beliebig – der Konflikt ist eher lauwarm. Der tolle Typ ist mit einem Romanprojekt nicht einverstanden – schrecklich! (not) Sorgen nehmen kein Ende, na ja, das kennt man ja, will man das auch noch lesen? Sind es irgendwie besondere Sorgen? Das erfahre ich nicht. Ein Grammatikfehler im Nebensatz (dem kleinen Rami) hinterlässt schließlich keinen optimalen Eindruck.
Buch 3:
- Rapidot: Pandoras Pillbox
- Cordula Sachse-Seeboth
- 9,99 €
Bei diesem Medizin-Thriller ist es einfach, Gründe zu finden, warum er sich nicht verkauft. Und das ist eine gute Sache, denn so lässt sich daraus auch leicht ein potenziell gut verkäufliches Buch machen (nicht notwendig auch ein Bestseller). Also: der Preis ist zu hoch. Als Krimi-Erstling würde ich nicht mehr als 2,99 Euro ansetzen, und due Teilnahme an KindleUnlimited würde auch nicht schaden. Dann – das Cover. Es ist ein echtes Verkaufshindernis und wirkt absolut selbstgemacht. Nichts darauf zeigt, zu welchem Genre das Buch gehört. Und schließlich der Klappentext: zu viel Information, zu wenig Werbung. Was ist der Konflikt? So müsste der Text beginnen: “Zoe, frisch examinierte Ärztin, kommt einem Pharmaskandal auf die Spur, der xxx Menschen das Leben gekostet hat. Sie … (ihr passiert dies und jenes und sie kommt in große Gefahr …). Die Erklärungen kommen zum Schluss, wenn sie denn überhaupt gebraucht werden. Und Sozialkritik gern unterbringen, aber nicht ankündigen – da fühlt sich der Leser bevormundet.
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(hier geht es zu Teil 1, Teil 2 , Teil 3, Teil 4,Teil 5 und Teil 6)