In den Amazon-Charts dieser Woche regieren die Sonder- und Schnäppchen-Angebote. Kein Wunder, haben diese doch für ein paar Tage sogar auf dem Kindle selbst die eBook-Bestseller ersetzt. Der Mittelwert der Preise der selbst publizierten Titel ist denn auch auf 2,28 Euro gesunken. Das ändert allerdings nichts an der Dominanz der Self Publisher: 53 der 100 bestverkauften eBooks kommen nicht aus traditionellen Verlagen.

Deutlich wird aber auch eines: Ein Buch auch über KindleUnlimited anzubieten, ist zwar nicht Voraussetzung für einen Bestseller

David Gaughran kennen Kindle-Autoren über seinen Marketing-Ratgeber “Let’s Get Digital”. Joanna Penn ist den Lesern der Selfpublisherbibel ebenfalls schon als Autorin und Marketing-Spezialistin bekannt. Sean Platt und Johnny B. Truant kannte ich noch nicht; ihr gemeinsames Buch “Write. Publish. Repeat” ist aber in den USA bekannt und hat sehr gute Kritiken. Nun haben sich alle drei zusammengetan und ein “Indie Author Power Pack” zusammengestellt. Es enthält die drei wichtigsten eBooks der drei Autoren zum Bundle-Preis von 0,89 Cent und ist ab sofort vorbestellbar.
Die Idee dahinter – abgesehen davon, Autoren mit wertvollen Tipps zu helfen: Ruhm und Ehre, in diesem Fall ein Platz auf der Bestsellerliste der New York Times. Was man dazu braucht? Natürlich jede Menge Verkäufe und ein bisschen Glück. Gaughran & Co. hoffen, dass der bald startende NaNoWriMo ihre Verkäufe ein bisschen beflügelt. Bisher sind verlagsunabhängige Publikationen auf der NYT-Bestsellerliste noch nicht Alltag – die US-Kollegen wollen deshalb zeigen, dass es funktioniert.

In den englischsprachigen Online-Medien macht gerade eine statistische Auswertung der eBook-Charts die Runde, die unter authorearnings.com abrufbar ist. Ein (unbenannter) Programmierer hat für die offenbar von Bestseller-Autor Hugh Howey verantwortete Site maschinell Daten der amerikanischen eBook-Händler ausgewertet – ähnlich wie ich das letztens mit den Daten der deutschen Amazon-Top-1000 übernommen habe (siehe eBooks in Deutschland 2013). Daraus haben sich ein paar interessante Erkenntnisse filtern lassen:

  • Indie-eBooks sind im Mittel besser (4.4) bewertet als Bücher der fünf großen US-Verlage (Big Five, 4,1). Das ist in Deutschland ähnlich.
  • Die eBook-Preise der Big Five liegen im Mittel deutlich höher (7$) als bei den Self Publishern (3$). Auch das ist hierzulande nicht anders.
  • Indie-Autoren dominieren die Charts für Mystery/Thriller, Science Fiction/Fantasy und Romance. Mit 35 Prozent liegt ihr Anteil in den USA allerdings deutlich niedriger als in Deutschland, wo er etwas über 50 Prozent liegt.
  • Bei den Verkaufszahlen ist die Dominanz noch deutlicher (was natürlich an den niedrigeren Preisen liegt). Indie-Autoren verkaufen mehr Bücher als die Big Five – was der Report mit großer Überraschung konstatiert, in Deutschland aber längst Standard ist.

Gleich mit sieben Titeln in den Top 100 – das hat, so viel ich weiß, in der (kurzen) Geschichte Amazons in Deutschland noch niemand geschafft. Bis auf Poppy J. Anderson, der das in dieser Woche gelingt. Herzlichen Glückwunsch!

Ansonsten sind trotz zahlreicher Werbeaktionen erneut 51 der 100 meistverkauften eBooks bei Amazon verlagsunabhängig publiziert – ich schätze, das wird sich auch im gesamten vor uns liegenden Jahr nicht ändern.

Die Zahlen im einzelnen:

Es tut sich was in den Charts: Von den 53 selbst publizierten eBooks, die in dieser Woche die Amazon-Top-100 bevölkern, sind acht Neu- oder Wiedereinsteiger. Wer oder was ist schuld? Zum einen heizt sich der Markt zu Weihnachten hin anscheinend langsam auf.

Zum anderen hingegen sind die Kindle-Deals der Verlage wohl eine Art Durchlauferhitzer: Sie schießen kurz an die Spitze und rutschen dann wieder ab – wobei sie neuen eBooks den Weg in die Charts frei machen.

Recht konstant ist inzwischen der mittlere Preis der Indie-Titel: Er lag in dieser Woche bei 2,64 Euro. Einige Preisaktionen ziehen den Schnitt nach unten, andere, die in der vergangenen Woche noch mit 99 Cent geworben haben, sind mit dem Preis wieder nach oben gegangen.

Die Daten im einzelnen:

In dieser Woche haben die Self-Publisher-Charts (wie auch die Amazon-Top100) einen neuen Spitzenreiter: “Auf Umwegen ins Herz” von Sarah Saxx. Der Romantik-Titel steht in guter Gesellschaft – 52 der 100 bestverkauften Kindle-eBooks kommen vin unabhängigen Autoren (und wie immer sind dabei Amazon-Crossing-Titel nicht mitgerechnet). 31 der Top100-eBooks sind exklusiv bei Amazon erhältlich – das ist fast ein Drittel der eBook-Bestseller.

Der mittlere Preis sinkt in dieser Woche etwas, auf 2,67 Euro. Das liegt vor allem an den Preisaktionen der Krimi-Autoren BC Schiller (gleich fünf Titel in den Top 100 auf 0,99 Euro gesenkt) und Volker Ferkau (zwei Titel auf 1,49 Euro). Aber auch Carina Bartsch bietet ihren Bestseller “Kirschroter Sommer” erstmals (? – jedenfalls fiel es mir zuvor nicht auf) für 2,99 Euro an.

Die Daten im einzelnen:

Gestern fragte mich Kollege Michael Meisheit, ob ich ihm eine Frage beantworten könne: Wieviele selbst publizierende Autoren denn seit dem Start des eBook-Verkaufs von Amazon die Nummer 1 der Bestseller-Liste erklimmen konnten? Meine Schätzung lag bei 15. Dabei fielen mir eine Menge Namen ein.

Bei genauerer Recherche sollte sich allerdings herausstellen, dass zumindest mein Gedächtnis trügerisch ist. Erstens – es waren nicht “nur” 15, sondern 21. Aber viele der Autoren, die ich als Nummer 1 im Verdacht hatte, konnten zwar ihre Titel sehr gut verkaufen – doch die Nummer-1-Position haben sie nie erreicht. Das kann zum Beispiel daran gelegen haben, dass gerade ein allgemeiner Bestseller (Dan Brown, Shades of Grey…) die Charts dominierte.

Vor genau zwei Jahren habe ich ein kleines Experiment gestartet, von dem ich damals noch nicht wusste, dass es mein Leben verändern würde: Ich habe ein eBook bei Amazons KDP-Programm eingestellt, das damals gerade erst in Deutschland gestartet war. Angeregt hatte mich eine Pressemitteilung von Rainer Wolf, Chef des Apple- und Gadget-Versandhändlers Arktis.de, der zu dieser Zeit mit einem selbst geschriebenen Thriller die Bestsellerlisten stürmte (“Haarp”, sein Buch, läuft im iBookstore noch immer ganz gut).

Mein Versuch hieß “Kindle – das inoffizielle Handbuch“. Es wies, wie ich heute weiß, die typischen Anfängerfehler auf, vor denen ich heute jeden Einsteiger warne: Kein Lektorat, ein selbst gebasteltes Cover – trotzdem besetzte es binnen weniger Tage die Spitzenposition der Amazon-Top-10. Und dort blieb es, monatelang – erst im Herbst 2012 rutschte das Buch nach über 500 Tagen endgültig aus der Bestenliste, nachdem es 2011 der offizielle Amazon-Bestseller des Jahres war. Die französische, italienische und spanische Übersetzung verkauften sich ebenfalls sehr gut und konnten in Frankreich, Italien und Spanien die Charts erobern. Die englische Übersetzung hingegen wurde ein Flop. Auch die chinesische Version verkaufte sich nicht – das lag jedoch daran, dass Amazon sie nicht freischaltete (genausowenig wie mein Russisch-Wörterbuch). KDP erlaubt nur Bücher in den Sprachen, in denen Amazon offiziell vertreten ist. Inzwischen hat das Kindle-Handbuch seine sechzehnte Auflage erlebt, es besitzt ein schickes Cover und erfreut sich noch immer vieler Fans.


Noch 2011 habe ich es mit Wörterbüchern für den Kindle ergänzt – Handwerkszeug, das jeder Kindle-Besitzer braucht (Französisch-Deutsch und Deutsch-Französisch kommen in diesen Tagen neu in den Handel). Hinzu kamen Kindle-Kalender (erstmals am PC editierbar) und schließlich mein erstes Sachbuch, eine Reportage über meine Reise nach Fukushima, die mir den von ePubli ausgerichteten Neuen Buchpreis 2011 einbrachte. Natürlich brachte es nicht jedes Experiment zum Bestseller. “Kindle für Kinder” etwa, der “Familienratgeber zum elektronischen Lesen” fand kaum Publikum. Blackberry gelang es nicht, das Playbook-Tablet zu verkaufen – entsprechend lief auch mein Handbuch dazu nicht. Als Dauerbrenner erwies sich hingegen “Kobo – das inoffizielle Handbuch“, von dem inzwischen einige Tausend verkauft wurden.