Wenn man heute den Begriff Selfpublishing hört, denkt man sofort an Ebooks. Nie war es so einfach für uns Autoren, unsere Texte so schnell und praktisch der Öffentlichkeit zu präsentieren. Ich lese auch gerne Ebooks und habe schon ein paar veröffentlicht, und doch liebe ich „richtige“ Papier-Bücher noch mehr und wünsche mir, auch meine Bücher in Buchläden ausgelegt zu sehen. Und ich glaube, so geht es vielen Autoren.

Das Selfpublishing hat ja eigentlich mit dem Drucken von Büchern bei BoD begonnen, als das Ebook noch weit in den Kinderschuhen lag. Heute bekommt man bei BoD und anderen Anbietern sogar eine ISBN für sein Buch und wird in bestimmte Barsortimente (Großhändler von Büchern) oder das VLB aufgenommen. So kann das Buch von allen Menschen, die in den Buchhandlungen nachfragen, gefunden werden. Doch fragen sie natürlich nicht nach, wenn sie gar nicht wissen, dass es dieses Buch gibt. Da geht es Selfpublishern nicht anders als kleinen Verlagen, für deren Bücher es meist keinen Platz in den Läden gibt.

Einen schlauen Deal haben der Kaffeeröster Tchibo und Buch-Großhändler Libri eingefädelt: Ab 25. November wird es als Teil der Tchibo-Weihnachtswelten (Katalog hier) den eReader Tolino shine geben. Der Preis ist zwar noch nicht bekannt, doch dem Börsenblatt gegenüber versprach Tchibo einen “Knaller-Preis”. Da das Gerät sonst 99 Euro kostet, wäre alles über 79 Euro eine Enttäuschung, 69 Euro sind nicht unwahrscheinlich, mit 59 Euro könnte man gar dem günstigsten Kindle (ohne Beleuchtung) echte Konkurrenz verschaffen.

Es hatte sich ja in der Branche bereits herumgesprochen – nun ist es tatsächlich offiziell: Der Buchgroßhändler Libri wird in die Tolino-Allianz aufgenommen. Libri ist weniger als eBook-Vertrieb eine Größe: das von Libri betriebene eBook.de konnte bisher keine nennenswerten Marktanteile erobern.

Aber Libro besitzt enorm viele Partnerbuchhandlungen – unabhängige Buchhändler, für die Libri das Shopsystem und die Abrechnung bereitstellt. Etwa 1000 Buchhandlungen bundesweit könnten in Zukunft zusätzlich zu den über 500 der bisherigen Tolino-Partner die Lesegeräte vertreiben.

Sony verabschiedet sich vom US-eBook-Markt. Nachdem die japanische Firma schon auf die Einführung des neuesten eReader-Modells PRS-T3 in den USA verzichtet hat, zieht man sich nun komplett von dort zurück. Das komplette Geschäft geht an Kobo. Auf den meisten bereits verkauften Sony-Readern wird der Kobo-Store einziehen, auch Guthaben und eBooks werden künftig von diesem Anbieter verwaltet. Dazu muss man wissen, dass das einst kanadische Unternehmen Kobo inzwischen zur japanischen Internet-Großmacht Rakuten gehört.

Die Übernahme ist insofern ein cleverer Schachzug, denn sie stärkt den Amazon-Konkurrenten. Europa betrifft der Schachzug derzeit nicht. Aber auch hier wäre er im Grunde eine gute Idee, ganz besonders in Deutschland. Kobo hat es hierzulande nämlich bisher nicht geschafft, einen nennenswerten Marktanteil aufzubauen. Während man in Frankreich mit FNAC und in Großbritannien mit WH Smith zusammenarbeitet, fehlen in Deutschland wegen Tolino die Partner. Sony hingegen hat mit seinen Readern traditionell einen guten Stand bei den lokalen Buchhändlern, auch durch die jahrelange Zusammenarbeit mit Libri. Wenn Kobo davon profitieren könnte, gäbe das dem schwachen Deutschland-Geschäft der Ex-Kanadier neuen Schwung.