Wenn ein Buch veröffentlicht ist, ist erst die Hälfte der Arbeit getan, zumindest beim Erstling. Das klingt ein bisschen wie eine Drohung, aber es ist eigentlich gar nicht so schlimm. Anders als das Schreiben ist das Vermarkten kein Fulltime-Job, und vieles von dem, was Sie als Autorin oder Autor sowieso jeden Tag vorhaben, ist im Grunde schon Marketing. Auf genau diese Alltags-Tätigkeiten konzentrieren sich die hier gesammelten Tipps. Denn es geht nicht darum, mehr zu tun, sondern darum, den vorhandenen Arbeitseinsatz effizienter zu gestalten. Damit Ihnen möglichst viel Zeit zum Schreiben Ihres nächsten Buchs bleibt.
Tipp 1: Nie ohne Link posten
Vielleicht schreiben Sie auf Ihrer Facebook-Seite oder Ihrer Website ab und zu darüber, wie Ihr neues Buch wächst und gedeiht. Sie zeigen sein Cover, verraten, wann es erscheint. Das ist gut und schön, aber wenn Sie dem Leser keinen Kauf-Link geben können, ist es eine verschwendete Gelegenheit. Richten Sie deshalb so früh wie möglich eine Vorbestellung ein (12 Monate sind bei KDP möglich, bei Distributoren teils noch mehr).
Tipp 2: Ersatz-Link verwenden
Ihr Buch braucht aber noch länger als drei Monate, bis es reif ist? Dann geben Sie den Leserinnen trotzdem einen Link – den Anmeldelink zu Ihrem Newsletter.
Tipp 3: Viele Fragen stellen
Ob jemand Ihr Facebook-Posting angezeigt bekommt, hängt davon ab, wie oft Nutzer damit interagieren, also kommentieren, teilen oder liken. Wenn Sie eine offene Frage stellen, erhöhen Sie diese Interaktionsrate. Aber stellen Sie sinnvolle, gute Fragen. Leserinnen merken, wenn Sie nur um des Algorithmus willen neugierig sind. Die Fragen sind gleichzeitig eine gute Gelegenheit, mehr über ihre Käufer zu erfahren. Das gilt übrigens auch für Ihren Newsletter. Wenn Empfänger direkt darauf antworten, verrät das den Spam-Algorithmen der E-Mail-Provider, dass Ihre Nachricht wohl keine Werbebotschaft dargestellt hat. In Zukunft verringert sich das Risiko, dass Ihre Newsletter im Spam landen.
Tipp 4: Nicht zu viel fragen
Dieser Tipp gilt für Ihre Newsletter-Anmeldung. Es mag ja nett sein, das Geburtsdatum Ihrer Leserinnen und Leser zu kennen, aber je mehr Daten Sie abfragen, desto weniger Anmeldungen werden Sie bekommen. Beschränken Sie sich am besten auf die E-Mail-Adresse (das ist auch DSGVO-konform).
Tipp 5: Vertrauen!
Ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen. Wenn ich ein Brötchen kaufen wollte und kein Geld dabei hatte, habe ich das Brötchen trotzdem bekommen. Der kleine Händler hat mir vertraut, und natürlich habe ich ihm das Geld am nächsten Tag gebracht. Im Supermarkt hätte das nicht funktioniert. Als Selfpublisher sind Sie ein kleiner Händler. Nutzen Sie das, vertrauen Sie Ihren Lesern! Jemand möchte ein ePub Ihres Kindle-eBooks? Schicken Sie es ihm oder ihr – ohne zuvor einen Kaufnachweis zu verlangen. Jemand ohne Amazon-Account will Ihr Buch kaufen? Senden Sie es ab, ohne auf Vorkasse zu bestehen. Es wird einen gewissen, sehr niedrig einstelligen Ausfall geben. Aber das wird von der Freude über das entgegengebrachte Vertrauen bei weitem aufgewogen.
Tipp 6: Unterhalten, nicht verkaufen
Marketing bedeutet nicht, sich marktschreierisch auf den Stadtplatz zu stellen. Führen Sie eine Unterhaltung mit Ihren Lesern. Natürlich kann auch in einem Gespräch irgendwann der Hinweis fallen, dass ihr neues Buch da ist. Aber dreimal am Tag die URL zu Ihrem neuen Buch zu twittern, führt bloß dazu, dass Ihnen niemand mehr folgen will.
Tipp 7: Bitten Sie Ihre LeserInnen um Hilfe
Dieser Tipp scheint Tipp 6 zu widersprechen, aber das stimmt nicht, er ergänzt ihn nur. Ab und zu können und sollten Sie Ihre Fans auch um Hilfe bitten. Jemandem helfen zu können, sorgt für ein gutes Gefühl. Das gilt auch für Ihre Fans. Natürlich sollten Sie sich diese Möglichkeit für den richtigen Moment aufheben. Der könnte z.B. kommen, wenn Ihr Rezensionsschnitt unter 3,8 gefallen ist (vielleicht hat sie ja ein Hater auf dem Kieker). Erklären Sie dann die Situation und bitten Sie um Abhilfe in Form neuer Rezensionen. Ihre Leser möchten, dass sich das Buch, das ihnen gefallen hat, auch weiterhin gut verkauft.
Aber Achtung: vermeiden Sie es, Ihre LeserInnen in einen Shitstorm zu verwickeln, der nur Verlierer hinterlässt. Engagieren Sie sich für etwas, nicht gegen etwas (oder jemanden). Es mag ein gutes Gefühl sein, sich mal öffentlich Luft zu verschaffen, aber davon kann ich nur dringend abraten. Wenn irgendwo Schmutz herumfliegt, bleibt niemand sauber, weder Ihre Leser noch Sie selbst.
Tipp 8: Kooperieren Sie!
Ihre Fans lesen fast immer schneller, als Sie schreiben können. Also können Sie ihnen doch zwischendurch auch passende Bücher Ihrer Kollegen empfehlen! Wichtig: empfehlen Sie weiter, was Ihnen Spaß macht und Ihnen gefällt. Es geht nicht um einen “Deal” (“wenn ich ihn empfehle, muss er mich auch empfehlen”) – so sollten Sie nicht denken. Seien Sie einfach nett und vertrauen dem Karma, das genügt.
Tipp 9: Saubere Links
Wenn Sie verlinken, sollten die Links möglichst einfach sein. Der kürzestmögliche Amazon-Link lautet www.amazon.de/dp/ASIN. Mit Linkverkürzern lässt er sich noch weiter eindampfen. Ich selbst nutze Readerlinks; damit kann ich Kurzlinks der Form www.hardsf.de/links/123456 verwenden. Immer, wenn jemand den Link sieht, prägt er sich meine Website ein.
Tipp 10: Nicht zu viel Ursachen-Forschung
Es kann passieren, dass sich ein Buch mal nicht so gut verkauft. Dann ist eine Manöverkritik fällig. Was können Sie beim nächsten Mal besser machen? Dazu können Sie auch ihre Fans fragen. Aber halten Sie sich nicht zu lange damit auf. Investieren Sie Ihre Energie lieber in ein neues Projekt.
Haben Sie noch weitere Tipps? Dann immer gern her damit.