Die Münchner Verlagsgruppe startet heute ihr Portal “100 Fans“. Die Grundidee der Plattform besteht darin, Crowd Funding ins Verlagsgeschäft zu integrieren. 100 Fans muss ein Autor für sein Buchprojekt gewinnen, dann wird es vom Verlag veröffentlicht – und zwar gedruckt im Buchhandel und als eBook.

Von Self-Publishing-Plattformen will man sich abheben, indem man dem Autor auch alle Leistungen eines Verlags bietet. Das Buch wird ohne Kosten für den Urheber professionell lektoriert und gestaltet, auch um das Cover kümmert sich der Verlag. Wer 1000 Fans wirbt, kommt ins gedruckte Verlagsprogramm, das mit Vertretern beworben wird, und erhält per Presseverteiler zusätzliche Aufmerksamkeit.

Homepage von 100fans.de

Der Münchner Distributor Bookrix zahlt Autoren jetzt Vorschüsse – fast wie ein Verlag. CEO Gunnar Siewert verrät im Gespräch weitere Details des Programms “Bookrix Selected” – und seine Meinung darüber, wie sich das Feld zwischen Verlagen und Autoren verändert.

Ihr Programm “BookRix Selected” soll Autoren künftig mit Vorschüssen für ihre Treue belohnen – wie wählen Sie denn die Autoren aus, kann man sich dafür bewerben?

In der ersten Phase werden wir direkt auf Autoren zugehen. Man kann sich aber ab heute schon für unser Programm über die E-Mail-Adresse selected at bookrix.com auch bei uns bewerben. http://www.bookrix.de/autoren-vorschuss-fuer-self-publisher.html

Wonach bemessen sich die Vorschüsse, mir welchem Betrag kann der Autor rechnen?

Wir werden uns als Norm an der letzten Veröffentlichung des Autors orientieren. Da wir das Programm natürlich individuell und flexibel auf die Autoren abstimmen wollen, kann es sich aber im Einzelfall auch auf eine Reihe oder ein Gesamtwerk beziehen. Wir werden bis 30 % der Einnahmen des Autors als Vorschuss geben.

Der Wettbewerb um die besten Autoren wird härter: Nachdem bisher nur Amazon mit “KDP Select” versucht, Selbstverleger an sich zu binden, startet der Münchner Anbieter Bookrix nun “Bookrix Selected” – ein Programm, im Rahmen dessen bestimmte Autoren nun auch Vorschüsse auf noch zu veröffentlichende Werke erhalten können. Die Firma übernimmt damit eine Funktion, die bisher Verlage exklusiv für sich beanspruchen konnten.

Die Ankündigung bleibt noch vage, was die genauen Details des Programms betrifft. “Ausgewählte Autoren” sollen Vorschüsse erhalten, über deren Höhe sich der Anbieter noch bedeckt hält. Bookrix-CEO Gunnar Siewert hat allerdings versprochen, uns in Kürze noch ein paar Fragen dazu zu beantworten. Die Vorschüsse werden mit den Einnahmen des eBooks nach Erscheinen verrechnet.

Bei der Betrachtung der bestplatzierten Titel von verlagsunabhängigen Autoren fällt in dieser Woche auf, dass der mittlere Preis deutlich Richtung drei Euro wandert – mit 2,74 Euro derzeit. Offenbar trauen sich immer mehr unabhängige Autoren, das 99-Cent-Regal auszulassen oder nur in einer Preisaktion zum Start zu bedienen.

Gleichzeitig nutzen auch deutlich mehr Self Publisher als bisher die 3,99-Euro-Kategorie, auf die auch günstige Verlagstitel abzielen. Ich wage deshalb die Prognose, dass Autoren mit fester Leserschaft bald generell auf höhere Preise setzen werden. Nur Neulinge müssen sich dann noch mit günstiger Probier-Ware ins Geschäft wagen.

Insgesamt sind diesmal 45 von 100 Titeln der Amazon-Top-100 unabhängig publiziert, Titel von Amazon Crossing wie gewohnt nicht mitgerechnet.

Die Daten im einzelnen:

Ein Gastbeitrag von Octavio Kulesz, in englischer Sprache bei Publishing Perspectives erschienen. Kulesz wird auf der Publishers Launch Konferenz Frankfurt über das Thema “What You Need to Know about Digital Publishing in the Developing World” sprechen – 8. Oktober, 13 Uhr in Halle 4.2, Raum Dimension der Frankfurter Buchmesse. Hier gehts zur Registrierung.

Ich verfolge die Entwicklung des E-Publishing in den Entwicklungsländern seit 2009, als Ramy Habeeb (Ägypten), Arthur Attwell (Südafrika) und ich das Digital Minds Network gründeten, das dem informellen Austausch von Daten dient. Als digitale Publisher im Süden der Welt hatten wir das Gefühl, dass die Geschäftsmodelle in den USA und Europa unsere Bedürfnisse nicht völlig befriedigten. 2011 baten mich dann die International Alliance of Independent Publishers und der Prince Claus Fund, eine detaillierte Untersuchung der digitalen Landschaft in Lateinamerika, Afrika, Arabien, Russland, Indien und China durchzuführen. Seitdem habe ich das elektronische Publizieren in diesen Teilen der Welt weiter beobachtet.

Es ist aus einer Reihe von Gründen schwierig, Zahlen zur eBook-Penetration in diesen Regionen zu nennen. Die nationalen Statistiken sind generell instabil – versuchen Sie einmal, einen Katalog aktueller Print-Bücher für die arabische Welt zusammenzustellen. Außerdem ist die ganze Idee, den Anteil des eBooks mit dem des Verlagssektors insgesamt zu vergleichen, zwar für die USA oder Europa relevant, viel weniger jedoch für die sich entwickelnden Märkte.

Als die digitale Technologie einmarschierte, besaß der Westen bereits eine hoch entwickelte Gutenberg-Industrie, und das eBook wurde als Erweiterung oder Ersatz des gedruckten Buchs betrachtet. Es gab also Bücher und eBooks, Distribution und eDistribution. Logischerweise nannte sich Michael Harts Pionierversuch “Projekt Gutenberg”, und ebenso logisch war, dass Amazon, der jetzige Digital-Marktführer im Westen, als Online-Buchladen startete. In Spanien, um ein europäisches Beispiel zu nennen, wurde Libranda von den größten Printverlagen gegründet.

Dass sich auf dem eReader die Schriftart vom Leser beliebig verändern lässt, gehört zu den Vorteilen dieser Technik. Davon profitieren ganz besonders Nutzer mit einer Sehschwäche, wie sie sich gern im Alter entwickelt. Im Wissenschaftsmagazin PLoS One zeigen Forscher nun, dass auch von einer angeborenen oder erworbenen Leseschwäche (Dyslexie) Betroffene vom elektronischen Lesen profitieren.

Dabei spielt aber weniger die Möglichkeit vergrößerter Buchstaben eine Rolle als die Aufteilung des Textes in sehr kurze Abschnitte. Deshalb stört hier auch nicht, dass die Forscher ihre Tests mit Hilfe eines iPod Touch der dritten Generation (3,5 Zoll Diagonale, 640 x 960 Pixel) durchführten – nicht gerade ein klassischer eReader.

Derzeit scheint es an der Zeit für neue Konzepte: nach bestselleridee.de kommt nun auch die aus der Self-Publishing-Branche nicht ganz unbekannte Firma Tredition mit einem in dieser Form neuartigen Konzept. Ihre Plattform Buchtalent.de fungiert als eine Art virtueller Agent: Manuskripte, die Autoren hier einstellen, werden zunächst Verlagen vorgelegt (die Tredition allerdings auch erst noch von der Teilnahme überzeugen muss).

Kauft der Verlag das Manuskript, was wohl eher die Ausnahme als die Regel ist, ist der Prozess auch schon zuende (die Einzelheiten machen dann Verlag und Autor aus). Der Verlag kann eine Buchidee aber auch “beobachten”, also eine Art Option erwerben. Dafür muss der Verlag nichts zahlen. Der Autor veröffentlicht sein Buch dann über Buchtalent.de als Print und eBook, Tredition bringt es in den Handel.  Der Verlag, der die Option hat, wird über die Entwicklung der Verkäufe unterrichtet und kann dem Autor jederzeit einen Vertrag anbieten. Parallel erhält er sogar 2,5 Prozent vom Umsatz.

Gehen mehr als 1000 Exemplare über den Ladentisch, entsteht daraus eine Verpflichtung: Schlägt der Verlag dann nicht binnen drei Monaten zu, darf Buchtalent den Titel anderen Verlagen anbieten. Der Autor bekommt dabei für jedes verkaufte Exemplar ein Honorar, das in verlagsüblicher Höhe liegt beziehungsweise sogar leicht darüber (10 Prozent vom Netto-Verkaufspreis für Taschenbuch, 11 Prozent bei Hardcover, 30 Prozent beim eBook).

Unter der Adresse bestselleridee.de will sich eine neue Plattform etablieren, die sich auf den Verkauf von unterschiedlichen Nutzungsrechten spezialisiert, und zwar für Fotos und Texte. Kunden können zwischen einer normalen Lizenz (berechtigt zum Lesen beziehungsweise zur privaten Nutzung) und einer Exklusiv-Lizenz wählen, die auch andere Nutzungsarten einschließt. Ein Autor könnte dort zum Beispiel sein Manuskript exklusiv anbieten, das dann der Käufer nach eigenem Gusto vermarkten darf.

Da die Plattform noch recht neu ist, lässt sich das vorhandene Angebot derzeit nicht beurteilen. Ob allerdings der Markt auch auf diese Weise funktioniert, halte ich für fraglich. Der Anbieter, der auch noch das Schützen von Ideen offeriert, will wohl zu viel auf einmal erreichen. Zwar werden derzeit keine und ab 2014 nur acht Prozent Verkaufsprovision fällig, doch erst einmal muss sich eben Kundschaft finden, also entweder normale Leser oder verlegerisch tätige Käufer.

Angesichts der Vielzahl der Anbieter und der Wege, diese zu erreichen, stellt sich schnell die Frage, wo mein eigenes Projekt denn nun am besten laufen wird. Soll ich alle Anstrengungen in Amazon investieren – oder doch lieber breit streuen?

Gäbe es das KDP-Select-Programm von Amazon nicht, ließe sich zumindest eine klare Regel aufstellen: Je größer die Verbreitung eines eBooks, desto mehr potenzielle Leser hat es, und desto höher sind seine Erfolgschancen.

Doch es gibt nun einmal KDP Select, das Büchern eine erhöhte Sichtbarkeit unter der großen Menge der Amazon-Kunden beschert – jedoch mit dem Nachteil, dass man sich exklusiv an diesen einen Anbieter bindet. Für mehr Verkäufe bei Amazon gibt man also etwa ein Drittel des Marktes ganz auf. Das kann sich, man glaubt es kaum, tatsächlich lohnen. Allerdings wohl nur dann, wenn man in den typischen Genres veröffentlicht: Romantik, Thriller, Fantasy.

Eine andere Kategorie versteckt Amazon hingegen verschämt: die Erotik. Hier heißt der Geheimtipp wohl Google Books – diesen Anbieter sollte man dann besser nicht ausklammern.