Crowdfunding für Schreibende: Sechs nützliche Regeln

Ohne Crowdfunding gäbe es die Selfpublisherbibel nicht: Wer uns schon von Anfang an verfolgt, weiß, dass das Blog auf einer (nicht erfolgreichen) Crowdfunding-Kampagne beim deutschen Anbieter Startnext zurückgeht. Andere bekannte Anbieter wären Kickstarter und Indiegogo. Inzwischen haben sich die Zeiten gewandelt: Auch Autor*innen gehen inzwischen erfolgreich mit diesem Werkzeug um, das eine Buchveröffentlichung zumindest teilweise vorfinanzieren kann. Oder auch mehrere – mit 41 Millionen Dollar wie bei Brandon Sanderson.

Die Grundidee von Crowdfunding ist immer dieselbe, egal um welche Art von Projekt es sich handelt: Der Starter versucht, Menschen davon zu überzeugen, ihn bei der Verwirklichung seiner Idee zu unterstützen. Die Fans geben etwas (meist einen mehr oder weniger hohen Geldbetrag) und erhalten dafür das Produkt oder / und ein Dankeschön. Dabei kann es sich auch um Dinge ohne Geldwert handeln, etwa eine Widmung oder die Möglichkeit, die Hauptfigur des Buches zu benennen.

Da auch soziale oder künstlerische Projekte auf diese Weise finanziert werden können, halten manche ihre Einzahlung für eine Art Spende. Tatsächlich handelt es sich jedoch bei fast keinem Anbieter darum – vielmehr verpflichtet sich der Projektstarter, dafür eine Gegenleistung zu liefern (was bei einer Spende nun gerade nicht der Fall ist).

Regel Nummer 1: Die meiste Arbeit haben Sie vor dem Start der Kampagne

Aber natürlich spielt, ähnlich wie beim Spenden, die Beziehung zwischen Unterstützern und Projektstarter eine große Rolle. Daraus leitet sich auch schon Regel Nummer 1 ab: Diese Beziehung erst auf der Crowdfunding-Plattform schaffen zu wollen, funktioniert selten. Der Projektstarter, also Autorin oder Autor, sollte bereits eine Fan-Gemeinde mitbringen, von der Unterstützung zu erwarten ist.

Ja, auch die Nutzer*innen des entsprechenden Portals lassen sich oft aktivieren, sind sie doch dem Thema gegenüber schon einmal aufgeschlossen. Doch zum Erfolg genügen sie allein meist nicht. Andererseits können die bei der Finanzierung vielleicht neu gewonnen Fans hilfreich sein, wenn das Buch dann wirklich startet. Entspricht das Ergebnis ihren Erwartungen, tragen sie ihr Lob in ihre eigenen Kreise.

Regel Nummer 2: Crowdfunding kostet Zeit

Während der Kampagne müssen Sie mit Fans und potenziellen Fans in Kontakt bleiben, auf allen Kanälen. Das kostet Zeit, die Ihnen zum Schreiben fehlt. Wenn die Kampagne abgeschlossen ist, müssen Sie Ihre Fans auf dem Laufenden halten. Und ist das Buch schließlich fertig, müssen Sie sich um die Dankeschöns kümmern.

Regel Nummer 3: Crowdfunding kostet Geld

Zunächst müssen Sie eine perfekte Präsentation erstellen. Brauchen Sie vielleicht Spezialist*innen für Bilder und Video? Zwar ist das Einstellen eines Projekts meist kostenlos, doch bei erfolgreichem Abschluss werden oft Gebühren fällig, die bis zu zehn Prozent betragen können. Noch gieriger ist meist das Finanzamt; je nach Ihrer persönlichen Steuerlast müssen Sie die finanzierte Summe versteuern. Und dann sind da noch die Dankeschöns, die Sie produzieren und verschicken müssen.

Regel Nummer 4: Crowdfunding braucht Werbung

Haben Sie schon immer gern Freunde und Verwandte um ein paar Euro gebeten? Genau das wird beim Crowdfunding Ihre erste Sorge sein. Potenzielle Fans, die Sie noch nicht kennen, sehen sich die Dynamik Ihrer Aktion an. Niemand investiert gern in ein Projekt, das nicht vom ersten Tag an Geld sammelt. Die US-Seite Rockethub schätzt, dass Sie zum Einwerben von 10.000 Dollar pro Tag bis zu zwei Stunden investieren müssen – in E-Mails, Telefonate, persönliche Gespräche.

Ihr Arbeitsaufwand beim Crowdfunding (Quelle: Rockethub)

Regel Nummer 5: Crowdfunding verpflichtet

Nicht nur, dass Sie sich bei erfolgreicher Finanzierung verpflichten, das versprochene Produkt zu liefern: Sie müssen auch, zumindest ungefähr, die Deadline einhalten, die Sie angegeben haben. Ein, zwei Monate Verspätung sind Crowdfunding-Profis zwar gewohnt, und auch sechs Monate kommen vor – doch Sie sollten mit dem Gefühl leben können, dass Ihnen da jemand im Nacken sitzt und auf das versprochene Buch wartet.

Regel Nummer 6: Crowdfunding braucht die passende Plattform

Jede Plattform hat ihre Vor- und Nachteile. Kickstarter nimmt keine Starter mit deutscher Adresse. Auf Indiegogo gehen Sie vielleicht in der Vielfalt unter, beim deutschen Krautreporter haben Sie mit Belletristik keine Chance. Vergleichen Sie die Gebühren – und prüfen Sie, wo Sie Ihre Zielgruppe am besten erreichen. Sie bringen schon viele Fans mit? Dann braucht die Crowdfunding-Plattform nicht groß zu sein. Sie hoffen auf Unterstützung aus der Community? Dann gehen Sie dorthin, wo alle sind (und bereiten sich darauf vor, auch mal laut werden zu müssen, damit man Sie hört).