In dieser Woche zeigt Amazon selbst sehr schön, wie mächtig die eigenen Marketing-Tools sind: Eine Promotion, bei der mehrere Amazon-Publishing-Titel herabgesetzt wurden, hat diese in die Top 100 gespült. Der Gag liegt allerdings im Preis der eBooks: Mit glatten 3,00 Euro sind diese nämlich teurer als manch Indie-Titel. Allein die Präsenz auf der Homepage bringt einem Titel offenbar schon genug Käufer, um in den Charts weit nach oben zu kommen.

Nachdem das angebliche automatische Roman-Schreibsystem iWright letztens noch recht einfach als Fake zu entlarven war, zeigt dieser Beitrag, wozu Technik tatsächlich taugt. Wenn Sie diesen Text lesen, bin ich gerade irgendwo ohne Netz unterwegs.

Geschrieben habe ich ihn schon vor ein paar Tagen, und trotzdem enthält er aktuelle Daten. Diese holt das WPDataTables-Plugin für WordPress einfach aus meiner Amazon-Top-1000-Datenbank. Im nächsten Schritt könnte ich die Zahl der verlagsunabhängigen eBook in den Top 100 vermutlich auch hier über eine Variable einfügen, aber das kann das Plugin noch nicht.

Auch bei Google Play Books lassen sich nun temporäre Preisaktionen eintragen. Der Anbieter verspricht dazu, entsprechend preisgesenkte Titel würden in einem eigenen Regal angezeigt und womöglich in Marketing-Aktionen beworben (“kann das Buch gegebenenfalls auch im Google Play Store oder in Marketing-E-Mails vorgestellt werden“).

Die Umsetzung ist aber – typisch zumindest für Google Play – sehr kompliziert. Ich habe wirklich den Eindruck, dass da Ingenieure die Oberflächen entwerfen, die zwar toll programmieren können, aber das Wort “benutzerfreundlich” nicht kennen. Die harten Worte sind gerechtfertigt, denn so “funktioniert” das Einrichten von Preisaktionen:

Von diesem Wahlergebnis kann selbst die CSU in Bayern nur noch träumen: 63 der 100 bestplatzierten Kindle-eBooks kommen in dieser Woche weder aus einem herkömmlichen Verlag noch von Amazons eigenem Verlagsarm Amazon Publishing. Allmählich fehlen mir die Worte, die dauerhaft starke Präsenz der Self Publisher in den Charts zu beschreiben. Vorschläge, anyone?

Der mittlere Preis der Titel ist übrigens wieder auf 2,44 Euro gestiegen. Die komplette Tabelle gibts hier:

Nachdem die Amazon-Top-1000 durch einen Serverwechsel inzwischen stabil laufen, bekommen Autoren nun ein neues Analyse-Werkzeug: die täglich aktualisierten Bestenlisten der eBook-Läden von Google, iTunes und Thalia.de.

Was in den Google-eBook-Charts, iTunes-eBook-Charts und Thalia-eBook-Charts zu finden ist, hängt von den öffentlich zur Verfügung stehenden Daten ab. Google liefert nur eine 144 Titel umfassende Hitliste, die relativ selten aktualisiert wird. Von Apple hingegen gibt es rund 400 Titel umfassende Verkaufscharts. Hier sind die Angaben für jeden Titel jedoch etwas spärlich.

Vergleichsweise vorbildlich ist da Thalia.de: Der Anbieter zeigt für jedes eBook einen Verkaufsrang – das ist ansonsten nur bei Amazon der Fall. Dadurch lassen sich deutlich umfangreichere Statistiken aufbauen. Die deutschen eBook-Shops von Weltbild und Hugendubel müssen leider auf absehbare Zeit draußen bleiben, weil sie ihren Nutzern keinerlei echtes Verkaufsranking bereitstellen.

Diesmal kommen fast zwei Drittel aller Titel in den Kindle-Top-100 von Self Publishern (65 sind es, um es genauer zu sagen). Dabei fällt auf, dass auch der mittlere Preis gestiegen ist: Er liegt nun bei 2,45 Euro. Offenbar trauen such erfolgreiche Autoren auch mehr. Die vielen Neueinsteiger resultieren daraus, dass die Charts urlaubsbedingt jetzt zwei Wochen lang ausgefallen sind.

Die Ergebnisse im einzelnen:

In dieser Woche kommen noch 31 der 100 bestplatzierten Kindle-eBooks aus traditionellen Verlagen. Den Rest teilen sich Self Publisher (mit 58 Titeln, allein zehn davon lieferte Poppy J. Anderson) und die Amazon-Tochter Amazon Publishing, die ihre Autoren ebenfalls primär aus Self Publishern rekrutiert. Damit sind mehr als zwei Drittel der Bestseller nicht den traditionellen Weg gegangen.

Bei den anderen Anbietern sieht es zwar noch nicht so deutlich aus – die machen es Autoren aber auch weitaus schwerer, ihre Titel einzustellen. Der mittlere Preis der selbst publizierten eBooks liegt in dieser Woche bei 2,32 Euro.

Der deutsche Start von Narcissus.me rückt näher: Nicht nur immer mehr der Texte auf der Homepage erscheinen in deutscher Sprache – der italienische Distributor begrüßt nun auch offiziell seinen deutschen Country-Manager: Thomas Knip. Wer schon länger in der Branche unterwegs ist, dem ist Thomas sicher schon begegnet, mindestens virtuell. Bis zum offiziellen Startschuss für Deutschland kann es demnach nicht mehr weit sein.