Frage 6: Warum nutzen Sie Self Publishing?

Self Publisher veröffentlichen über KDP, weil sie keinen Verlag gefunden haben? Das ist offensichtlich ein Vorurteil. Weitaus wichtigstes Motiv ist die Freiheit – die Möglichkeit, über das eigene Werk in allen Aspekten bestimmen zu können. Das bestätigt Hauptmotiv Nummer 2, die Kontrolle. Keinen Verlag gefunden zu haben, ist nur für 30 Prozent der Teilnehmer ein Motiv. Und eine gute Nachricht für die Verlage gibt es auch: Gerade mal ein Viertel glaubt, über Self Publishing mehr Geld einzunehmen. Durchaus interessant ist die von rund 40% der Befragten getätigte Angabe „Weil es einfach ist“. Somit scheinen die momentanen Self Publisher zumindest im befragten Umfang weniger Probleme in der eigenen Buchproduktion zu sehen, als ihnen nachgesagt wird. Die Konvertierung von eBooks und die Bereitstellung von Dateien für eine Printausgabe scheinen demnach weniger ein Problem zu sein sondern stellen eine machbare Herausforderung für jeden Autor dar.

Frage 7: Seit wann nutzen Sie die Möglichkeiten des Self Publishings?

Self Publishing ist im Bewusstsein der Medien ein junges Phänomen. Die Studienteilnehmer sind jedoch in der Mehrheit schon alte Hasen, die sich seit über einem Jahr mit dem Thema befassen. Knapp je ein Viertel ist seit mindestens einem Monat beziehungsweise mindestens sechs Monate dabei.

Die Mehrheit der alten Hasen zeigt uns aber auch, dass die Befragten sich in ihrer Unabhängigkeit wohl zu fühlen scheinen. Mehr als ein Jahr Self Publishing ist bereits ein langer Zeitraum, gerade wenn man bedenkt, dass Amazon den deutschen Kindle-Store erst 2011 veröffentlichte und somit das Self Publishing mit Kindle Direct Publishing ermöglichte.

Noch ist die Auswertung der Studie nicht komplett abgeschlossen. Das kann zwar nur noch wenige Tage dauern – trotzdem wollen wir schon einmal die ersten Ergebnisse vorstellen. Alle Daten werden künftig komplett und kostenlos im Excel- und PDF-Format hier abrufbar sein, die Studienergebnisse sind unter CC-Lizenz freigegeben. Außerdem wird es die eBook-Version der Studie kostenlos bei allen eBook-Anbietern in Deutschland zum Download geben.

Über die Umfrage

Zuerst die nackten Daten. Die unabhängige Umfrage fand vom 22. Mai bis zum 16. Juni unter http://selfpublishing.limequery.com/index.php/756156/lang-de statt. Limequery ist ein unabhängig entwickeltes Umfragetool, das sich in der Forschungslandschaft großer Beliebtheit erfreut.

Die insgesamt 50, in deutscher Sprache formulierten Fragen befassten sich mit der Arbeit der Self Publisher, mit ihren Motiven und ihrer Person. Entwickelt wurden sie von Hilke-Gesa Bußmann (Goethe-Universität Frankfurt) und Matthias Matting (selfpublisherbibel.de). Es erfolgte keinerlei Finanzierung von außen.

Die Dienstleister BoD, Bookrix, epubli, Neobooks und Xinxii (bitte teilen Sie uns mit, wenn wir entsprechende Meldungen verpasst haben!) unterstützten die Umfrage, indem sie den Link dazu per Newsletter und über Social-Media-Kanäle an ihre Kunden weitergaben. Vielen Dank dafür! Die Initiatoren der Studie selbst teilten den Link über ihre eigenen Kanäle sowie in der Gruppe “Self Publishing” bei Facebook.

Gleich auf den Plätzen 1 und 3 finden sich in den Amazon-Charts dieser Woche zwei Autorinnen, von denen ich noch nichts gehört hatte: Karola Löwenstein und Hannah Kaiser. Einmal Fantasy, einmal Liebe. Neu in den Top 100 ist aber auch einer meiner persönlichen Favoriten, und zwar gleich doppelt: Bela Bolten zeigt, dass nicht nur mit den üblichen Rezepten Leser zu finden sind, sondern auch mit gut recherchierten Krimis.

Insgesamt sind 45 der Top 100 und 6 der Top 10 verlagsunabhängig erschienen. Der mittlere Preis der SP-Titel liegt wie letzte Woche bei 2,52 Euro. 28 der 45 Titel gibt es nur bei Amazon.

Eins. Du hast ein Buch geschrieben. Lange gebraucht, ein paar Stipendien aufgegessen, eine Agentur mit der Verlagssuche beschäftigt. Du bist bereit, deinen Teil zu tun, damit das Buch unter die Leute kommt. Einige Verlage sind auch wirklich interessiert.

Zwei. Du bist jemand, der Bücher herumträgt, liest, liebt, überall aufstapelt und manchmal sogar streichelt. Im technischen Leben bist du das Gegenteil eines early adopter: Du trägst die alten Tchibo-Handys deiner Patchworkkinder auf und hast noch nie geskypt. Nachdem sich kein Verlag für deinen Roman gefunden hat – wir schreiben in schwierigen Zeiten – entschließt du dich, für dieses Mal unter die Selfpublisher zu gehen. Es als E-Book zu machen. Die Amazon-Plattform verstehst sogar du. Du nimmst die Produktionsmittel selbst in die Hand. Das fühlt sich gut an.

Drei. Professionell soll es sein. Sich auf würdevolle Art von Schund und Schublade unterscheiden. Du hast eine Lektorin, eine Grafikerin, eine Fotografin und einen Social-Media-Berater beschäftigt. Ein paar Abende, und dein Buch ist im Shop. „Weltroman“ heißt es nun. Über den Einzelnen in der globalisierten Welt, seine begrenzte Wahrnehmung, über die größten Städte der Welt und verlassene Landstriche hier bei uns. Es ist schön geworden, findest du, und überall auf der Welt kann man den „Weltroman“ von Tanja Schwarz als E-Book kaufen.

Hans Schulte* aus Niederbayern ist ein echter Campingfreak. Er hat ein Indianer-Zelt bei Amazon gekauft, einen Camping-Tisch, eine Camping-Küche, Töpfe und Pfannen, drei Schlafsäcke, ein Zwei-Personen-Zelt, ein Drei-Personen-Zelt, dazu ein Vorzelt.

Christopher* aus Münster hingegen mag Schmuck. Eine Kette mit Tiermotiv hat er gleich mehrfach gekauft, in verschiedensten Farben. Frauen mag er offenbar auch, denn er hat sowohl eine Ehefrau als auch eine Freundin, der er jeweils Exemplare der Kette geschenkt hat. Christopher ist offenbar außerdem ein echter Handyfan. Denn er besitzt jede Menge Zubehör für Samsung-, Apple-, Nokia- und LG-Handys.

Diese Rückschlüsse lassen jedenfalls die über 70 Rezensionen zu, die Christopher auf Amazon hinterlassen hat. Bewertungen, wie sie auch Hans Schulte abgegeben hat, über eBooks, Schmuck, Campingartikel, Technikkrams. Oder wie eine gewisse Karin sie online stellte, oder Jens, Marc, Udo, Scotty, 123Trav und viele andere Nutzer, die (teilweise sogar von Amazon bestätigt) unter ihren echten oder erfundenen Namen agieren. Natürlich fanden alle die von ihnen rezensierten Produkte toll. Sie wurden ja auch dafür bezahlt.

Vom Kindle-Deal der Woche auf den zweiten Platz verdrängt zu werden, ist nun wirklich keine Schande: Dass Vanessa Mansini aka Michael Meisheit nun endlich der Sprung ganz nach vorn gelungen ist, ist dem Autor wirklich zu gönnen – berichtet er doch transparent wie kaum jemand anders von seinen vielen Experimenten. Also am besten abschauen und lernen, das ist hier ausnahmsweise erlaubt…

Ansonsten fällt auf, dass der mittlere Preis der besten SP-eBooks selten gesehene Höhen erreicht: Mit 2,52 Euro erreicht er beinahe die magischen 2,99. Noch immer sind 47 der Top 100 an den Verlagen vorbei gegangen, 32 der Titel sind nur bei Amazon erhältlich. Drei eBooks in den Top 100 zu haben, ist ja fast schon normal: Diesmal schaffen das Marah Woolf (wie schon seit Monaten), aber auch Lesley Marie Milton, dem Autorenduo BC Schiller und Melanie Hinz. Dank Preisaktionen sind sogar gleich fünf Titel von Volker Ferkau vertreten. Die Zahlen im einzelnen:

Die mittlerweile in drei Teilen vorliegende Serie “Das Kellerzimmer” hat Plätze in den Amazon-Top-1000 mittlerweile fest gebucht. Wir haben uns gefragt: Was hat sich die Autorin, die hinter dem Namen Lesley Marie Milton steckt, dabei gedacht? Kann man mit 99-Cent-Titeln tatsächlich ein vernünftiges Honorar verdienen?

Das sagt Lesley Marie Milton dazu:

“Die einzelnen Folgen meiner ersten Psychothriller-Serie sollten nicht zu umfangreich, aber auch nicht zu kurz sein. Ich dachte dabei an einen klassischen Groschenroman: liest sich gut weg, ist spannend, günstig und ordentlich.

Jeder Teil meiner Kellerzimmer-Reihe umfasst knapp 100 Seiten; ich setzte einen Preis von 99 Cent an. Einige Autorenkollegen denken, man mache damit den Markt kaputt. Ganz falsch ist es sicherlich nicht, dass die Leser immer sparsamer werden. Ich bin allerdings auch nicht besser. Früher habe ich für einen druckfrischen Irving 50 Mark ausgegeben – auf solch kostspielige Ideen käme ich heute nicht mehr.