“Der Autor ist im Buch” – ein aktualisierter Blick auf die eBook-Plattform Sobooks

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Es begab sich im Jahre des Herrn 2013, dass Sascha Lobo (natürlich nicht allein) eine Neuerfindung des eBooks ankündigte – mit Hilfe der Plattform SoBooks, das für Social Books stehe und rein im Webbrowser funktioniere. Ich war damals nicht sehr begeistert davon. Inzwischen sind mehr als 15 Monate vergangen, im Internet eine ganze Ära. Damals gekaufte Smartphone funktionieren längst nicht mehr (oder es muss einen anderen Grund geben, warum ihre Besitzer schon nach einem Jahr auf neuere Modelle umgestiegen sind).

Die Ideen des Sobooks-Teams sind jedenfalls konkret im Internet zu betrachten – und damit ist es an der Zeit, den Blick von damals mit der Wirklichkeit abzugleichen. Die Radikalität von damals hat das Projekt offensichtlich verloren, und das finde ich gut. Käufer können sich zum Beispiel eine Kopie des gekauften eBooks im ePub-Format herunterladen und damit auf jedem eReader lesen (deren Verschwinden Lobo damals prognostiziert hatte – aber das kann ja noch kommen). Man arbeitet laut FAQ auch an Apps, mit der Nutzer dann sogar offline lesen können. Das Internet ist eben nicht überall (und das ist nicht unbedingt schlecht).

Das Angebot an eBooks ist noch nicht riesig, aber das ist auch so kurz nach dem offiziellen Start kaum zu erwarten. Es sollte aber jeder Interessent heute schon Lesestoff dort finden. Online zu lesen, funktioniert durchaus gut. Die Paginierung ist etwas gewöhnungsbedürftig, weil man manchmal sowohl blättern als auch nach unten scrollen muss. “Die Seite ist länger als der Bildschirm”, erklärt die Einführung – seltsam, bei meinem eReader musste ich noch nie nach unten scrollen. Das Lesemodul scheint insgesamt noch nicht sehr flüssig zu blättern, aber das sind eReader-Nutzer ja gewöhnt. Die üblichen Komfortfunktionen (Markieren, Kommentieren, Teilen, immer ganze Sätze) sind vorhanden. Lesezeichen würde ich mir wünschen.

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Zwei Dinge fallen erst bei näherem Hinsehen auf, stellen aber den Kern des Projekts dar. Am unteren Rand ist eine Leiste zu sehen, eine “Heatmap”. Sie zeigt, an welchen Positionen im Buch die heißesten Diskussionen laufen. Die sieht man erst, wenn man oben rechts auf “Kommentare anzeigen” klickt. Dann erscheinen sie jeweils in einer Spalte rechts neben der Zeile. Mich beschleicht da das Gefühl, die anderen Leser müssten erst noch lernen, wie so eine Funktion zu handhaben ist, oft sind die Äußerungen noch unbeholfen, es hat sich kein “common sense” herausgebildet, wie immer der aussehen könnte. Am spannendsten ist es natürlich, wenn der Autor auch mitdiskutiert, vielleicht sogar live, sich also “im Buch” befindet.

An dieser Stelle erinnert mich Sobooks an Lovelybooks oder Goodreads, nur mit anderer, eher intellektueller Leserschaft. Und mit der Besonderheit, dass man das besprochene Buch auch gleich hier kaufen kann (mich wundert ja, dass Lovelybooks so eine Funktion nicht längst eingeführt hat). Sobooks verbessert insofern das soziale Lesen.

Interessant und anderswo auch noch nicht zu finden sind die Statistiken: 3,57 Stunden haben Leser zum Beispiel im Mittel mit “Das neue Spiel” verbracht. Es gab 302 Kommentare und 7 Bewertungen mit im Mittel 9 von 10 Sternen, aber nur weniger als jeder Dreißigste hat das Buch bis zum Ende durchgelesen. Das sind dann Zahlen, die man als Autor vielleicht doch lieber nicht kennen will… (aber doch unbedingt wissen muss)

Hat Sobooks eine Zukunft? Vielleicht, wenn es der spannende In-Buchladen wird, wo man in der Leseecke mit coolen Typen über Bücher und die Welt reden kann, wo man mit Glück den ein oder anderen bekannten Autor trifft und wo der Händler persönlich die Geheimtipps aus der Ecke kramt. Ein Hugendubel muss Sobooks dazu gar nicht werden; es muss nicht jedes eBook dort kaufbar sein, und es wird sich auch nicht jeder Leser dort wohlfühlen.