Sasche Lobo glaubt, dass eBooks künftig im Webbrowser gelesen werden. Ich glaube, wer das Web vor der Nase hat, braucht kein eBook. Das Web IST ein riesiges eBook, und Wikipedia ist das Inhaltsverzeichnis. Das müsste Sascha Lobo eigentlich selbst am besten wissen. Das Web ist auch bereits heute ein soziales Medium. Es braucht keine Verleger und keine Plattform namens Sobook, damit Menschen gemeinsam Texte lesen können oder Inhalte zu bestimmten Themen zusammengestellt, kuratiert werden.
Das Interview im Börsenblatt zeigt zwei Tatsachen. Erstens – Sascha Lobo hat den Größenwahn, den er für sich reklamiert. Gut. Größenwahn ist wichtig, da hat er Recht. Zweitens – er hat leider keine Ahnung von eBooks und eReadern. eReader sind keine geschlossenen Systeme, wie er behauptet. Nicht einmal der Kindle. Niemand kontrolliert, was auf meinen Kindle kommt. Nicht mal Amazon hat diese Fähigkeit. Ja, Amazon ist ein geschlossenes System. Amazon ist ein Unternehmen, da ist das nicht sehr ungewöhnlich. Volkswagen ist auch ein geschlossenes System. Trotzdem kann VW nicht kontrollieren, wer in einen Golf einsteigt. Die offenen Systeme, die Lobo mit Sobooks schaffen will, gibt es längst. Einfach das Häkchen beim DRM entfernen – fertig.
Lobo täuscht sich aber auch in einem anderen Punkt: Er möchte mit Sobooks anonyme Daten des Lesenden nutzen, um besser auf seine Wünsche eingehen zu können. Lesen ist aber ein intimer Prozess. Wollen Sie sich dabei über die Schulter schauen lassen, damit Sascha Lobo bessere Bücher für Sie schreiben (lassen) kann? Ich glaube nicht, dass diese Technik (die es längst gibt) mehrheitsfähig akzeptabel ist.