eReader-Test: PocketBook Ultra – der erste eReader mit Kamera

Mit dem PocketBook Ultra versucht der schon länger als Geheimtipp gehandelte Hersteller PocketBook, die Innovationsspirale bei eReadern etwas schneller zu drehen als Amazon. Das Ergebnis ist zumindest auf den ersten Blick beeindruckend: “Der ist aber hübsch“, meinte meine Frau, als sie mich beim Auspacken des Geräts beobachtete.

Tatsächlich ist der PocketBook Ultra optisch sehr gut gelungen. Er ist in beiden Dimensionen ein paar Millimeter kleiner als der Kindle Paperwhite. Mit 175 Gramm ist er zudem 30 Gramm leichter. Das Gehäuse wirkt edel, MicroUSB-Anschluss und Kartenslot werden von einer Klappe verborgen.

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Allerdings wirkt sich die glatte Beschichtung auf die Handhabung eher negativ aus. Der Reader rutscht schnell aus der Hand, und ich finde einfach keine Position, in der ich ihn bequem halten kann und dabei noch die Blättertasten gut erreiche. Die befinden sich nämlich unter dem Bildschirm mittig (das kann man aber konfigurieren) sowie auf der Rückseite – hier mit einem schwer zu findenden Druckpunkt. Man kann zwar auch per Touch blättern, aber der Touchscreen reagiert etwas langsamer als die Tasten, das nervt. Das Problem ist aber individuell, Langfinger haben es da wohl einfacher.

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Der Bildschirm, beim Lesen wohl am wichtigsten, ist auf dem Stand der Technik. Farbverläufe, die einige Nutzer bemängelten, fallen mir zumindest nicht negativ auf. Die Bildschirmbeleuchtung ist hell genug, ich muss den eReader nicht als Schlafzimmerlampe benutzen. Der Kontrast zwischen Schrift und Hintergrund ist allerdings beim Paperwhite stärker.

Bei der eingebauten Software ist PocketBook schon immer für Funktionsvielfalt bekannt, siehe mein Test zum PocketBook Touch Lux 2. Daran hat sich auch beim Ultra nichts geändert. MP3-Player, Spiele, Wörterbuch, Dropbox-Integration, RSS-Reader, Browser – es fehlt nichts. Die Oberfläche wurde allerdings aufgehübscht und scheint mir seitdem etwas zäher zu arbeiten. Bücher verwaltet man in einer umfangreichen Bibliothek, die an das Dateisystem eines Computers erinnert. Besonders intuitiv ist das nicht, aber Viel-Leser kommen damit besser zurecht als mit der Archivfunktion des Paperwhite. Ein eBook-Shop ist natürlich ebenfalls integriert, Bookland hat inzwischen auch ein recht gutes Angebot.

Das Funktionsmenü des Ultra
Das Funktionsmenü des Ultra

Bei der Ersteinrichtung lädt der PocketBook Ultra ein 143 MB großes Software-Update herunter (Version 5.1.212), das viele Fehler der Erstversion ausbügelt. Trotzdem gibt es ab und zu noch Stellen, wo man den Eindruck einer späten Beta bekommt (siehe Screenshot). Der PocketBook Ultra braucht insofern auch etwas Geduld vom Nutzer – ich bin überzeugt, dass die Entwickler bei der Software noch nachlegen.

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Was kann die Kamera, die Haupt-Innovation des eReaders, die erst den relativ hohen Preis von fast 170 Euro rechtfertigen könnte? Leider wenig. Zum einen ist sie ungünstig platziert. Normale Fotos nimmt sie mit fünf Megapixeln auf, die Bilder sind schlechter als frühe Handyfotos, mit Farbschleier und hohem Verwacklungsrisiko.

Beispielfoto vom PocketBook Ultra
Beispielfoto vom PocketBook Ultra

Das Hauptargument ist aber die Dokument-Funktion, die eine Texterkennung enthält. Sie arbeitet langsam (pro Foto etwa als eine Minute) und bringt sehr bescheidene Ergebnisse. Schade, dass es nicht möglich ist, mit einer vernünftigen Kamera aufgenommene Bilder erkennen zu lassen, vielleicht wären die Resultate dann besser.

Texterkennung
Texterkennung

Fazit: Schade – die Kamera rechtfertigt den relativ hohen Preis des PocketBook Ultra zumindest heute noch nicht. Vielleicht kann der Hersteller ja an der Software noch schrauben. Als eReader funktioniert der Ultra gut, wobei manch Konkurrent besser in der Hand liegt.

Ergänzung: meine Tipps und Tricks zu PocketBook funktionieren auf dem Ultra ebenfalls.

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