Selfpublishing ist in den USA längst auch beim Hörbuch angekommen. Das Zauberwort heißt dort “ACX”. Über diesen Service (der zu Audible gehört) kann man seine Hörbücher produzieren lassen, ohne dafür vorab viel Geld hinzulegen. Stattdessen erhalten die Produzenten einen Anteil der Einnahmen (“Royalty Share”). ACX ist allerdings nur in den USA und Großbritannien verfügbar, in Deutschland nicht. Es gibt zwar andere Wege, wie sie in diesem Artikel beschrieben sind. Aber entweder, die Produktion und ihre Bezahlung bleibt am Selfpublisher hängen, oder Sie übergeben alle Rechte an einen Audioverlag.
Ein neuer Service will das nun ändern. Saga Storify – über die Mutterfirma Saga mit dem Egmont-Konzern verbunden – will den “Hörbuchprozess demokratisieren”. Was bedeutet das?
Nun, auf den ersten Blick erinnert das Verfahren an ACX. Sie stellen Ihr Buch vor. Wenn Saga Storify die Chance sieht, dass es sich als Hörbuch verkaufen könnte, wird das Buch für Sie produziert – kostenfrei. Das dauert ca. 6-8 Wochen. Danach kommt es in den Handel, und zwar in alle gängigen Shops (inkl. Audible). Und Sie bekommen Tantiemen. Oder … nein. Zunächst bekommen Sie noch keine Tantiemen. Die ersten Einnahmen gehen an Saga Storify, und zwar so lange, bis die Produktionskosten gedeckt sind. Diese liegen nach Auskunft des Verlags bei 1500 bis 3700 Euro für ein zehnstündiges Hörbuch. Das sind branchenübliche Preise. Genauer lässt sich der Betrag vorab nicht angeben, da keine Produktion wie die andere ist.
Hier unterscheidet sich Saga Storify aber klar vom ACX-Konzept, wo sich Produzent und Autor das Risiko von Anfang an teilen. Saga Storify finanziert nur vor, holt sich das Geld aber über die Tantiemen wieder von Ihnen zurück. Das Risiko für den Verlag ist minimal, weil man sich die Annahme eines Projekts ja auch vorbehält. Erscheint es nicht geeignet, wenigstens die Produktionskosten zu verdienen, wird man es ablehnen. Bei einem Buchverlag würde das bedeuten, dass Sie erst Honorar erhalten, wenn der Druck der ersten Auflage bezahlt ist.
Wie sind die Bedingungen sonst? Sie erhalten 25 Prozent (der Nettoeinnahmen, nehme ich an – der konkrete Vertrag ist auf der Website nicht verlinkt). Ausgezahlt wird einmal im Jahr. Die FAQ sagt außerdem, dass der Autor alle internationalen Hörbuch-Rechte (auch in anderen Sprachen) abgibt. Zudem räumt sich der Verlag Vorkaufsrechte für eine physische Veröffentlichung als gedrucktes Buch, für eine Verfilmung und für die Vertonung weiterer Serienteile ein. Das sind schon ziemlich weitgehende Klauseln, die bei solchen Nebenrechteverträgen eher unüblich sind.
Fazit: Vielleicht ist meine Skepsis bereits aus diesen Zeilen zu lesen. Eine “Demokratisierung” kann ich hier nicht erkennen. Bücher mit Verkaufspotenzial können Sie jederzeit deutschen Hörbuchverlagen bis hin zu Audible anbieten. Dann brauchen Sie auch keine Produktionskosten zu zahlen und bekommen vom ersten Verkauf an Tantiemen, vielleicht sogar ein Garantiehonorar. Das Risiko, das Saga Storify hier übernimmt, ist deutlich kleiner als das, das Sie hier eingehen, denn die Produktion zahlen Sie ja trotzdem, nur nicht vorab. Es tut mir leid, aber dieses Modell erscheint mir fragwürdig.