Gastbeitrag, Teil 2: Ein interaktiver Reiseführer im ePub3-Format – Ideen und Erfahrungen

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Nachdem im ersten Teil meines Artikels zum interaktiven Reiseführer der Schwerpunkt auf dem Konzept lag, werde ich nun über meine Erfahrungen mit der Software PubCoder V1.4 berichten, die ich über den Jahreswechsel getestet habe.

Mein erstes Ziel war, das bestehende, für iPad erstellte E-Book so zu modifizieren, dass es auch auf dem Kindle verwendet werden kann. Einige interaktive Features müssten hierfür deaktiviert werden, weil diese im Kindle-Format nicht unterstützt werden. Mein erster Eindruck von PubCoder war positiv, es lässt sich intuitiv bedienen. Ohne zunächst ein Handbuch zu lesen, konnte ich schnell loslegen. Zur Erstellung von E-Books hatte ich zuvor schon die Software Indesign von Adobe getestet, doch war mir der dortige Funktionsumfang zu groß und die Bedienung für den Einstieg zu schwierig.

Mein Ziel, einfach eine Kindle-Version zu erstellen, musste ich jedoch schnell aufgeben. Dies lag jedoch nicht hauptsächlich an der Software, sondern daran, dass ich diese bei der Konzepterstellung nicht zur Verfügung hatte und daher die Randbedingungen und Einschränkungen nicht berücksichtigen konnte. So kann man zwar auf Basis eines bestehenden Projekts neue Formate automatisch erstellen lassen und neben EPUB3 und KF8 sogar Android- und iOS-Apps erzeugen, doch wird der Workspace einfach nur auf die neuen Dimensionen umgerechnet. Der Aufwand für nötige Umformatierungen war mir dabei zu groß.

Ich entschloss mich stattdessen, ausgehend von meinem Anfang Januar erschienen Buch Japan in Berlin ein E-Book mit einer neuen grafischen Benutzeroberfläche zu gestalten, ähnlich wie dies auch im Reiseführer umgesetzt war. Innerhalb nur eines Tages war es mir mit der Software möglich, aus dem bestehenden Druckbuch und Fotos, die ich im gedruckten Buch nicht verwenden konnte, die ersten 20 Seiten dieses E-Books zu erzeugen. Die bearbeiteten Bilder verschob ich einfach in die Asset-Bibliothek und platzierte diese dann auf den Buchseiten. Aus einer Liste mit Basis-Objekten wählte ich das grafische Element für eine Gestenerkennung und platzierte dieses. Aktionen wie zum Beispiel „Gehe zu Seite“ wählt man ebenso einfach aus dem Aktionsmenü auf der rechten Seite aus. Schnell ist es damit möglich, E-Books und auch Apps mit einfachem Funktionsumfang intuitiv zu erstellen. Die Erstellung des EPUB-Files und auch der finale Syntax-Check sind in das Programm integriert. Die restlichen rund 60 Seiten meines Restaurant- und Kulturführers „Japan in Berlin“ fertigzustellen, besteht nun nur noch aus der Fleißaufgabe, die verbliebenen Texte und Bilder zu kopieren.

Als Nächstes machte ich mich daran, im interaktiven Reiseführer einige Fehler für ein geplantes Update zu korrigieren. Dafür benötigte ich bei dem 30 Seiten langen Reiseführer nochmals einen Tag und konnte alle Fehler beheben sowie Layout und Textumbruch verbessern. Allerdings fand ich den Texteditor wirklich nicht sehr bedienerfreundlich. Da man zum Glück auch jederzeit direkt im HTML-Code editieren kann, war es kein Problem für mich, unschöne Umbrüche von Hand zu entfernen. Sehr hilfreich und gut zu bedienen fand ich den Editor für Bildergalerien, die man sehr schnell anpassen, ändern und um weitere Bilder erweitern kann.

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Lediglich ein grundlegendes Feature habe ich vermisst: Als ich einige Icons, welche auf jeder Seite verwendet werden, durch neue ersetzen wollte, ist mir dies leider nicht ohne großen Zeitaufwand gelungen. Beim erneuten Kopieren der Icons mit gleichem Namen in die Asset-Bibliothek werden die neuen Files automatisch umbenannt. So musste ich notgedrungen jedes Icon auf jeder Seite einzeln mit dem neuen Dateinamen einbinden, was leider sehr aufwendig und wenig effektiv ist.

Nach den Feiertagen konnte ich von Pubcoder glücklicherweise einen schnelleren Lösungsweg in Erfahrung bringen. Dazu ändert man in den Voreinstellungen das Programm für den Bild-Editor von „Vorschau“ auf ein Bildbearbeitungsprogramm um und tauscht dann dort die Bilder nach Doppelklick in der Asset-Bibliothek aus.

Die Softwarelizenz für Pubcoder wurde mir im Rahmen des Wettbewerbs von BoD für die E-Challenge 2014/15 zur Verfügung gestellt. Falls man nicht am Wettbewerb teilnehmen möchte, ist es auch jederzeit möglich, mit einer Testversion von PubCoder 30 Tage zu arbeiten. Danach muss man allerdings 150 € für eine 3-Monats- oder 510 € für eine Jahreslizenz bezahlen. Das ist für Selfpublisher ein stolzer Preis, und wenn ich mir meine E-Book-Umsätze des vergangenen Jahres so ansehe, würde es sich bei mir leider nicht rechnen.